Die selbst gebauten Automaten der Schüler haben wortloses Kommunizieren ermöglicht. Foto: Werner Kuhnle

Schüler des Friedrich-Schiller-Gymnasiums haben in der Fußgängerzone das Kunstprofil intermediale Kommunikation vorgestellt.

Marbach - Zahlreiche Teenager bevölkerten am Mittwoch Marbachs Fußgängerzone. „Müssten die jetzt nicht in der Schule sein?“, fragt ein kritischer Passant seine Frau. Nein, genauer gesagt: Die waren in der Schule. Nur fand der Unterricht nicht in den Räumen des Friedrich-Schiller-Gymnasiums (FSG) statt, sondern mitten in der belebten Marktstraße. Und unterrichtet wurden auch nicht die Schüler, sondern die Passanten – über die Ergebnisse, die 30 Schüler paarweise in den vergangenen zwei Monaten im neuen Unterrichtsfach Kimko erarbeitet haben. Kimko steht für „Kunstprofil intermediale Kommunikation“ und vereint Elemente der Bildenden Kunst, des intermedialen Gestaltens, der Psychologie, des Theaters oder auch des Tanzes.

Was auf den ersten Blick nach einer AG klingt, ist ein versetzungsrelevantes Hauptfach, sagt Kimko- und Kunstlehrerin Anja Abele. „Wir finden, dass sich an den Schulen im Bereich Medienbildung dringend etwas tun muss“, erläutert sie ihre Motivation. Deshalb haben sie und ihre Kolleginnen Judith Müller und Konstanze Roth gemeinsam mit dem Staatlichen Seminar Didaktik und Lehrerbildung in Esslingen das Konzept für Kimko entwickelt. „Wir mussten einen ganz detaillierten Plan aufstellen, der dann schließlich vom Kultusministerium genehmigt wurde“, erzählt Abele. Das Friedrich-Schiller-Gymnasium ist nun Versuchsschule für das neue Fach.

Kimko soll in den Klassen acht bis zehn als Profilfach mit vier Schulstunden pro Woche eine Alternative zur dritten Fremdsprache oder zu Naturwissenschaft und Technik bilden und vor allem künstlerisch talentierte und interessierte Schülerinnen in besonderer Weise fördern und fordern.

„Für mich ist das die beste Wahl“, findet Jonas, der gemeinsam mit seinem Schulkameraden Moritz die Passanten zum gemeinsamen Zeichnen und Erraten von Begriffen einlädt. „Man macht viele verschiedene Sachen. Angefangen haben wir mit einer Photoshop-Collage.“

Die Aufgabe, deren kreative Umsetzungen jetzt in der Fußgängerzone präsentiert wurde, lautete: wortloses Kommunizieren über einen selbst gebauten Automaten. Die Bandbreite der kreativen Umsetzungen war erstaunlich. Maja und Lea hatten einen Pinguin gebastelt, dem man neun verschiedene Fragen stellen konnte, die am rechten Flügel des Pinguins abzulesen waren – etwa: Wie geht es Dir? Was ist Dein Lieblingsessen? – und der diese Fragen dann durch unterschiedliche Farben seines Bauchs beantwortete. Welche Farbe für welche Antwort stand, konnte man am linken Pinguinflügel lesen. Besnik und Nele setzten bei der Beantwortung auf den „Murmel-o-mat“, eine bemalte und durch Knetmasse ergänzte Murmelbahn, auf der mit Buchstaben beschriftete Murmeln rollten. Lisa und Adreana verbanden die Beantwortung von Fragen mit Geräuschen, die erraten werden mussten, wenn man die Antwort auf eine schriftliche Frage wissen wollte – Nägel, die in eine Plastikschüssel fielen, Knöpfe auf Holz oder Stein auf Folie mussten unterschieden werden. Zum Schluss wollten sie dann noch wissen: „Wie hat Ihnen unser Kommunikationsautomat gefallen?“ Zur Auswahl standen unter anderem „Super“, „Na ja“ oder „Totaler Müll.“