Die WG-Mitglieder Sarah Scholl (26, Grafikerin), Carina Fiedler (23, Erzieherin) und Philipp Hornek (25, Student) denken oft über Müllvermeidung nach (nicht auf dem Bild: Marcel Cloidt (25, Student). Foto: Daniel Arieta

Drei Haushalte haben für die Marbacher Zeitung eine Woche lang ihren Müll gesammelt und uns von ihren Erfahrungen berichtet.

Marbach/Bottwartal - In vier verschiedene Arten sollen die Haushalte im Landkreis Ludwigsburg ihren Müll trennen: Restmüll, Biomüll, Flach (Papier, Karton) und Rund (Plastik, Glas, Dosen). Gerade wenn man die Mülltonnen mit den Nachbarn zusammen nutzt, kann man schnell den Überblick über die Menge des produzierten Abfalls verlieren. Wir haben drei verschiedenen Haushalte aus Marbach und dem Bottwartal gebeten, für die Marbacher Zeitung eine Woche lang ihren Müll zu sammeln: neben einer Familie in Murr, einen jungen Marbacher, der alleine wohnt und eine Wohngemeinschaft (WG) in der Schillerstadt.

Dazu haben wir den Familienvater Timo Peter, Simon Schlüter und die WG-Mitglieder Sarah Scholl und Carina Fiedler jeweils vor und nach der Sammelwoche befragt. Ist mehr oder weniger Müll entstanden als erwartet? Wo könnten die Haushaltsmitglieder ihrer Meinung nach am ehesten Abfall vermeiden?

Vor der Sammelwoche

1. In welche Bestandteile trennt ihr euren Müll?

Familie Peter: Restmüll, Bio, Flach, Rund.

Simon Schlüter: Flach, Restmüll und Rund

WG: Restmüll, Bio, Flach, Rund.

2. Fühlt ihr euch sicher beim Thema Mülltrennung?

Familie Peter: Ja, das ist für uns kein Problem. Wenn die Kinder unsicher sind, fragen sie uns. Wenn man nicht alles einfach in die Restmülltonne wirft, spart man ja auch Geld.

Simon Schlüter: Auf meinen Tonnen habe ich Aufkleber angebracht, damit fällt mir die Mülltrennung leichter. Nervig finde ich, dass die Mülltrennung in den einzelnen Landkreisen nicht einheitlich ist. Früher habe ich in Mannheim gewohnt, dort gab es zum Beispiel die Bezeichnung „Rundmüll“ nicht.

WG: Ja, zumindest gibt es keine Meinungsverschiedenheiten. Für eventuelle Fragen haben wir einen Infozettel der Stadt aufgehängt.

3. Was erwartet ihr, wenn ihr eine Woche den Müll sammelt?

Familie Peter: Wir haben keinen besonderen Erwartungen, da wir jetzt schon sehr penibel im Umgang mit Müll sind. Natürlich ist es manchmal doch mehr, als man selbst erwartet. Die ganzen Werbeprospekte, die Umverpackungen … sind halt einfach da.

Simon Schlüter: Ich bin gespannt, wie viel Müll ich produziere, das ist einem ja oft nicht bewusst.

WG: Ein bisschen haben wir Angst, dass uns vor Augen gehalten wird, wie viel Verpackungsmaterial weggeworfen wird.

Nach der Sammelwoche

4. Wie viel Müll ist zusammengekommen?

Familie Peter: Einige Prospekte und ein paar Kartons, zwei kleinere Beutel mit Rundmüll, drei kleine Tüten Biomüll.

Simon Schlüter: Zwei mittelgroße Kartons voll mit Papier, zwei Hände voll Biomüll, ein mittelgroßer Sack mit Rundmüll.

WG: Je ein mittelgroßer Sack mit Rund- beziehungsweise Papiermüll, je ein kleiner Eimer mit Bio- beziehungsweise Restmüll.

5. Habt ihr mehr oder weniger Müll produziert als erwartet?

Familie Peter: Im Großen und Ganzen sind wir positiv überrascht, bis vor kurzem haben wir die Menge nie so genau kontrollieren können, weil wir in einem Mehrfamilienhaus gewohnt haben. Was hingegen den Plastikmüll angeht, haben wir vermutet, dass es weniger ist. Bei vier Personen kommt aber allein schon durch das Frühstück viel zusammen: Milchpackungen, Joghurt … Restmüll ist bei uns in der Woche gar nicht angefallen. Ohnehin haben wir wenig Müll, den wir nicht trennen können, wie Kehricht und Staubsaugerbeutel.

Simon Schlüter: Es ist mehr geworden als gedacht – vor allem, was den Papiermüll angeht. Ich bin vor kurzem umgezogen und habe mir viel im Internet bestellt, deshalb habe ich viele Kartons entsorgt. Restmüll hatte ich in der Woche überhaupt nicht, da ich tagsüber in der Arbeit war und selten gekocht habe. Biomüll hatte ich bisher nicht getrennt gesammelt, weil bei mir nur sehr wenig anfällt. Nun lege ich ihn zum Transport immer in Plastikverpackungen, die ich sowieso wegwerfen muss. Das zwingt mich, den Biomüll wegzubringen, bevor er stinkt.

WG: Erstaunlicherweise weniger. Vor allem was den Rundmüll angeht, hätten wir mehr erwartet.

6. Versucht ihr, Müll zu vermeiden?

Familie Peter: Wir versuchen generell, Müll zu vermeiden und trennen auch sehr gut unseren Müll. Wir verzichten auf Plastiktüten, trinken in der Regel aus Mehrwegflaschen aus Glas. Natürlich lässt einem die Industrie keine andere Wahl, da oftmals die Hygienevorschriften beim Metzger oder Bäcker eingehalten werden müssen.

Simon Schlüter: Ich bin mir bewusst, dass ich weniger Verpackungsmüll verursachen könnte, aber die Ideen umzusetzen, fällt mir sehr schwer.

WG: Es gibt immer wieder Phasen, in denen man genauer darüber nachdenkt. Wir versuchen, To-Go-Produkte zu vermeiden, Taschen zum Einkauf  mitzunehmen und das Essen in Tupperdosen zu verpacken. Außerdem wollen wir Gegenstände wiederverwerten oder damit Neues herstellen. Carina kann oft Verpackungen zum Basteln in den Kindergarten mitnehmen. Wir kaufen auch häufig größere Einheiten zusammen, weil dann weniger Müll anfällt, als wenn man zum Beispiel mehrere kleine Käsepackungen kauft.

7. In welchen Bereichen denkt ihr, könntet ihr am ehesten Müll einsparen? 

Familie Peter: Um Papiermüll zu vermeiden, könnten wir zum Beispiel einen „Keine Werbung“-Aufkleber auf unseren Briefkasten anbringen. Generell sollte es mehr verpackungsfreie Läden geben.

Simon Schlüter: Wurst und Käse im Supermarkt öfter an der Frischetheke einkaufen, damit die Hartplastikschalen entfallen, einen Wassersprudler kaufen, um Einwegplastikflaschen zu vermeiden.

WG: Drogerieprodukte wie Wattepads selbst herstellen, Haarseife statt Shampoo benutzen.