Foto: dpa

Die Systeme für Entsorgung und Recycling unterscheiden sich von Landkreis zu Landkreis.

Im Kreis Ludwigsburg gibt es ein Hol- und Bringsystem. Ein Großteil der Wertstoffe und Abfälle holt die Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises Ludwigsburg (AVL) vor der Haustüre ab. In den Wertstoffhöfen – unter anderem in Steinheim – können Papier, Kartonagen, Verpackungen und Sperrmüll wie zum Beispiel Möbel kostenlos abgegeben werden. In Zahlen bedeutet dies: Rund sieben Millionen Behälter leeren, 320 000 „Bringer“ auf den Wertstoffhöfen begrüßen, die rund 10 000 Tonnen Wertstoffe abgeben, 43 000 Tonnen Häckselgut aus Baum- und Heckenschnitt herstellen, über 10 000 gebrauchte Bücher im Gebrauchtwaren-Kaufhaus Warenwandel an neue Besitzer weitergeben.

Kopfzerbrechen bereitet manchem Neuankömmling im Landkreis Ludwigsburg das System „Flach“ und „Rund“. In die Papiertonne dürfen nämlich auch Folien und Styropor. In „Rund“ kommen dann alle Verpackungen wie – flach gedrückte! – Tetrapacks, sauber ausgelöffelte Joghurtbecher, Glas und Metall wie Aluschalen und -folie. Die Restmüllmenge im Landkreis Ludwigsburg ist in den letzten Jahren von mehr als 70 000 Tonnen auf 65 000 Tonnen zurückgegangen, die Summe der gesammelten Wertstoffe ist in den Bereichen Altmetall, Elektroaltgeräte und vor allem Biogut um einige Tonnen gestiegen. Insgesamt ist die Müllmenge auf 195 000 Tonnen leicht angestiegen. „Generell werden alle Stoffe der Wiederverwertung zugeführt, so Markus Klohr, Pressesprecher der AVL. Dies betreffe insbesondere Papier und Kartons. „Beim Biogut ist es noch besser, das wird zurzeit noch kompostiert, ab voraussichtlich Herbst wird aber eine Vergärungsanlage in Betrieb genommen, sodass wir daraus Energie machen können. Gar nicht so wenig – die Leistung entspricht etwa der von vier mittelgroßen Windrädern.“ Der Restmüll werde verbrannt, so der AVL-Sprecher.

Die Recyclingquote bei Verpackungen und Plastikabfällen ist ein heißes Eisen, weil es hier wenig echte Wiederverwertung gibt. Die Zahlen bei der Einführung des neuen Verpackungsgesetzes in Deutschland zeigen das: Während die Bundesregierung davon ausging, dass 39 Prozent der Verpackungen wieder verwertet werden, sprachen die Grünen im Bundestag von nur 17 Prozent, weil Exporte und nicht verwertbare Verbundverpackungen mitgezählt worden seien. Aber auch davon wandert ein großer Teil in die Verbrennung, sodass die „harte“ Wiederverwertungsquote bei Plastikmüll nur bei 5,6 Prozent liege (Zahlen nach Spiegel-Online vom 18. Januar 2019).

Am anderen Ende der Erde sieht es besser aus. Die Japaner sind durch strenge Gesetze in den vergangenen Jahrzehnten zu wahren „Weltmeistern“ im Mülltrennen geworden. Dies geht nun so weit, dass für sortenreines Plastik schon Geld bezahlt wird, während bei uns die Müllgebühren für eine Großfamilie rund 200 Euro im Jahr ausmachen können. Ob es allerdings praktisch ist, jeden Deckel und sorgfältig ausgewaschene Verpackungen in getrennten Behältern und Säcken zur Sammelstelle zu fahren, darüber lässt sich streiten. Jedenfalls hat Japan damit eine Recyclingquote von 80 Prozent erreicht.

Wieder zurück in Deutschland geht der Blick in die benachbarten Landkreise. Hier gibt es statt des einmaligen Ludwigsburger „Flach“ und „Rund“ gelbe Säcke oder Tonnen für Verpackungen und die auch bei uns bekannte Papiertonne. Im Rems-Murr-Kreis sorgt die Abfallwirtschaft (AWRM) dafür, dass Abfälle eingesammelt und ordnungsgemäß verwertet beziehungsweise entsorgt werden. Das Abfall-ABC von A wie Abdeckfolie bis Z wie Zeitungen informiert darüber, wie Reststoffe korrekt dem Wertstoffkreislauf wieder zugeführt werden. Der Grabstein muss gebührenpflichtig auf die Deponie gebracht werden, das Stofftier darf in den Restmüll. Praktisch ist die „Fundgrube“, in der per Kleinanzeige noch Verwertbares vom Wohnzimmertisch bis zur Schallplattensammlungen gesucht und gefunden werden kann. Warentauschtage und die Abfallberatung sorgen dafür, dass die Rest- und Sperrmüllmenge nicht allzu groß wird.

Im Landkreis Heilbronn gibt es neben Restmüll- und Bio- noch die blaue Papiertonne. Ein Unterschied ist, dass die Tonnen – bis auf die fürs Papier – gekauft werden müssen. Kompliziert ist die Abrechnung: Die selbst gekaufte Tonne muss mit einer Müllmarke versehen werden. Dann kann man seinen Eimer alle zwei Wochen an die Straße stellen. Für gelegentliche Leerungen gibt es Banderolen, die man an die Tonne klebt. Es geht auch ganz ohne Eimer. Man kann einen speziellen Abfallsack kaufen, der allerdings vergleichsweise teuer ist. Ein Kuriosum ist der Tonnenklau: Weil die mit Müllmarken versehenen Eimer nicht personalisiert sind, werden die leeren Behältnisse oft geklaut. Daher sind die Tonnen oft bunt bemalt, damit der Eigentümer sicher feststeht. Im Landkreis Ludwigsburg ist man da schon einen Schritt weiter: Mittels eines personalisierten Chips kann nicht nur die Tonne zugeordnet, sondern auch die Anzahl der Leerungen genau abgerechnet werden.