Fair gehandelte Bananen erkennt man am Label. Foto: dpa

Weltläden wollen mit einer Aktionswoche die Verbraucher für den Kauf von fair gehandelten Waren gewinnen. Auch im Raum Marbach und im Bottwartal gibt es Initiativen.

Marbach/Bottwartal - Fair gehandelte Waren liegen im Trend – auch bei den Verbrauchern in Marbach und im Bottwartal. Vom Eine-Welt-Laden bis zum Discounter um die Ecke bieten mittlerweile viele Geschäfte Produkte aus kontrollierten Produktionsverhältnissen an. Den Konsumenten scheint die Geschichte hinter dem Produkt wichtig zu sein. Der Handelsverband Deutschland (HDE) stellt von Jahr zu Jahr eine steigende Nachfrage für Produkte mit dem Gütesiegel Fairtrade fest. Im vergangenen Jahr wurden rund 533 Millionen Euro Umsatz mit fair gehandelten Waren in Deutschland gemacht. Zwar entspricht dies lediglich einer Pro-Kopf-Ausgabe von sechs Euro im Jahr, doch die Tendenz ist steigend. „Hier liegt noch viel Potenzial“, stellt HDE-Sprecher Kai Falk klar. Doch wie sieht es mit diesem Bewusstsein in der Region aus?

Im Weltladen
der evangelischen Kirchengemeinde Beilstein
wird das allgemeine Interesse an fair gehandelten Produkten als relativ gut eingeschätzt. „Wir haben zwar einen großen Stammkundenanteil, es kommen allerdings auch immer wieder Leute vorbei, die sich einfach mal umschauen wollen“, meint die Mitarbeiterin Sonja Lorenz. Dieses Jahr habe der Laden erfreulicherweise ein leichtes Umsatzplus erzielt. Dem Weltladen gehe es beim Werben um neue Kunden jedoch nicht um den eigenen Gewinn, sondern darum, faire Arbeitsbedingungen in armen Ländern zu ermöglichen. Das Weltladen-Team wolle das Bewusstsein für fairen Handel auch außerhalb solcher Aktionswochen wecken. Deshalb veranstalte es Info-Treffen, etwa bei Jugendgruppen oder den Landfrauen.

Gerechtigkeit und Transparenz beim Konsum liegen auch den Kirchengemeinden in der Region am Herzen. Unter anderem veranstaltet die evangelisch-methodistische Kirchengemeinde in Marbach
seit längerer Zeit einen Fairtrade-Verkauf nach dem Gottesdienst. Kirchgänger können dort verschiedene Artikel wie Kaffee, Tee oder Reis aus fairen Produktionsverhältnissen erwerben.

Auch wenn die Lebensmittelmärkte in der Region nicht an der Aktionswoche teilnehmen, so haben sie den Trend doch längst erkannt. Die Kaufland-Filiale in Marbach
etwa führt inzwischen mehr als 40 Artikel mit Fairtrade-Logo in ihrem Sortiment. Die Tendenz der Kunden zu fair gehandelten Waren sei positiv. „Die Produkte haben einen festen Kundenstamm und erfreuen sich einer steigenden Beliebtheit“, berichtet die Kaufland-Pressesprecherin Christine Axtmann. „Das Thema Nachhaltigkeit nimmt einen hohen Stellenwert in unserer Unternehmenspolitik ein.“ Auch die Rewe-Kette
bietet vom Kaffee bis zu den Rosen ein breites Spektrum an fair gehandelten Produkten. Seit 1993 kann man dort „bewusst einkaufen“, wirbt der Konzern auf seiner Internetseite.

Im Weltladen Beilstein sieht man die Konkurrenz durch Lebensmittelmärkte kritisch. „Verglichen mit dem Kaffee, der in unserem Geschäft erhältlich ist, kostet Fairtrade-Kaffee in Supermärkten einiges weniger“, stellt die Mitarbeiterin Christl Streicher klar. Dies rühre daher, dass Preise zu Gunsten des höheren Gewinns gedrückt würden. Den großen Unternehmen gehe es mehr ums Geschäft als um soziale Gerechtigkeit. „Wer ein wirklich fair gehandeltes Produkt möchte, sollte verstehen, dass er dafür tiefer in die Tasche greifen muss.“ Irgendwer müsse schließlich für den niedrigen Preis zahlen. Und dies seien meist die Arbeiter aus den Produktionsländern.

Die Lebensmittelketten sind anderer Ansicht. Edeka Südwest
etwa sieht sich beim Fairtrade-Handel mit reiner Weste. Weltläden hätten eine andere Kostenstruktur. „Der Preis wird bei uns so verhandelt, dass Kunden und Hersteller zufrieden sind“, so Edeka-Pressesprecher Christhard Deutscher. Der niedrigere Preis entstehe womöglich durch eine andere Kalkulation. Die Hersteller hätten dabei keine Nachteile. Das Fairtrade-Gütesiegel garantiere einen Standard.