In der „Brenne“ ( Foto:  

Fünf Männer aus dem Kreis Ludwigsburg eint ein Erfolg: Jetzt sind sie staatlich anerkannte Brenner.

Marbach/Bottwartal - Philipp Krügele zeigt stolz sein Reich für Hochprozentiges. Die neue Halle ziert das landwirtschaftliche Anwesen im Murrer Burgweg, das Krügele und seine Frau Claudia von deren Eltern übernommen haben. Um die eindrucksvolle Destille herum, die der Jung-Brenner „günstig und nahezu neuwertig erworben hat“ haben die beiden studierten Weinbetriebswirte ein stattliches Gebäude erstellt, das hochwertige Destillate präsentiert und obendrein Platz für Geselligkeit bietet.

Seit einigen Wochen werden unter dem Logo „Krügele brennt“ die im Hals nachbrennenden Erzeugnisse in Murr vertrieben. Denn Philipp Krügele hat mit einem Brennerkurs an der Lehr- und Versuchsanstalt in Weinsberg sein bislang vorhandenes Wissen aufgesattelt und ehrgeizig sein Ziel verfolgt: „Wenn, dann will ich es richtig machen.“ Gemeinsam mit weiteren 27 Teilnehmern seines Jahrgangs hat Krügele sich in Weinsberg über zwei Jahre hinweg, nebenberuflich in den Wintermonaten November bis März, einem umfangreichen Lehrplan gegenüber gesehen.

Andreas Waser aus Affalterbach, Oliver Reber aus Steinheim, Steffen Seitz aus Ingersheim und Michael Nollenberger aus Kirchheim komplettieren das Quintett der Absolventen, die aus dem Landkreis Ludwigsburg stammen. Die fünf Brennergesellen haben ihre Prüfung Anfang April erfolgreich abgelegt. Oliver Reber sogar als Jahrgangsbester. Sie alle können nun den Inhalten wie Frucht- und Brennereitechnologie, Technische Mathematik, Marketing, Agrarpolitik und Recht, Unternehmensführung, aber auch Obstbau und Rohstofferzeugung, im Alltag ihres „grünen Berufs“ Leben einhauchen.

Krügele, Nollenberger und Seitz, die sich zum Interview mit unserer Zeitung eingefunden haben, bereuen es nicht, die jeweils drei Tage pro Unterrichts-Woche für den Kurs investiert zu haben. Vor allem die Exkursionen, die donnerstags stattgefunden und die Teilnehmer in andere Betriebe gebracht haben, hätten ihnen besonders viel gebracht. „Der Austausch über die gemachten Erfahrungen und die Sicht der Kollegen, sind enorm wichtig gewesen“, betont Steffen Seitz, der mit 33 Jahren derzeit vermutlich der jüngste Brenner im Landkreis ist. Er hält die Brennersippe für ein aussterbendes Volk und verweist darauf, dass sein Berufsstand ja schließlich ein bedeutendes Kulturgut aufrecht erhalte. „Das Veredeln von Obst trägt zum Erhalt der Streuobstwiesen bei, weil wir das Streuobst sinnvoll verwerten.“

Philipp Krügele, der sich gern auch mal zum Experimentieren hinreißen lässt, bekommt manchmal sogar angeboten, die Früchte alter Bäume zu verwerten. Viele betagte „Stücklesbesitzer“ würden nichts dafür verlangen, wären aber dankbar, wenn das Obst geerntet werde. „Dabei erwische ich manchmal richtige Kostbarkeiten, schöne alte Sorten, wie etwa die doppelte Philippsbirne“, weiß Krügele, der mit seinen Worten auf das Thema Aroma abzielt. Selbstredend, dass die Früchte am Baum ausreifen sollten. Denn die Qualität der Früchte steht im Vordergrund, um einen schmackhaften Brand herzustellen. „Das Obst muss aber nicht optisch astrein sein, es geht vielmehr um die inneren Werte“, fügt Michael Nollenberger hinzu, der auch das „Riechen, Schmecken und Messen der Früchte“ mit dem Refraktometer als Notwendigkeit beschreibt, um zum richtigen Urteil zu gelangen. Erst dann nimmt das Obst seinen Weg zum aromatischen Verdampfen.