Überschwemmungen auf der einen und Dürreperioden auf der anderen Seite: Klimawandel im Bottwartal.Die Jahresmitteltemperatur stieg seit 1930 um rund 1,5 Grad Celsius an. Foto: Yannick Garbe

Die Veränderungen zeigen sich vor der Haustür. Allein die jährliche Anzahl an Sommertagen steigt. Auf der anderen Seite kommt es zu Überschwemmungen.

Marbach/Bottwartal - Der Klimawandel ist derzeit in aller Munde. Ein komplexes Thema mit vielen unterschiedlichen Meinungen und Stimmungen. Kaum ein anderes Thema polarisiert aktuell so stark wie dieses. In der heutigen Zeit gibt es unzählig viele Informationen, zu jeder Tageszeit per Knopfdruck abrufbar. Dabei fällt es schwer, einen Überblick zu behalten und zu differenzieren. Schauen wir zurück: Im Laufe der Erdgeschichte gab es etliche massive Klimaschwankungen. Angefangen von Warmzeiten bis hin zur völligen Vereisung des Planeten. Die Aktivität der Sonne und starker Vulkanismus hatten dabei großen Einfluss. Aktuell befinden wir noch immer in einem Eiszeitalter, welches vor rund 2,6 Millionen Jahren begonnen hat. Innerhalb dieses Eiszeitalters gab es wiederum zahlreiche Kalt- und Warmphasen. Die letzte Warmphase hat vor rund 11 000 Jahren begonnen und hält bis heute an (Holozän). Unsere Klimageschichte auf der Erde erstreckt sich über sehr lange Zeiträume, die man sich nur schwer vorstellen kann. Und genau dadurch unterscheidet sich die aktuelle Klimaerwärmung von der Vergangenheit.

Während sich Klimaschwankungen in der Vergangenheit über Jahrhunderte oder Jahrtausende erstreckten, beschleunigt die aktuelle Erwärmung innerhalb weniger Jahrzehnte und das weltweit gleichzeitig. Erdgeschichtlich gesehen im Sekundentakt. Ob die steigende Konzentration der Treibhausgase alleine verantwortlich ist, oder das explosionsartige Wachstum der Bevölkerung ebenso beiträgt, sei dahingestellt. Es wird in den kommenden Jahrzehnten immer wärmer auf der Erde und man sollte sich darauf einstellen.

Das Bottwartal ist geprägt durch seine hügelige Landschaft. Zahlreiche Weinreben erstrecken sich über die sonnigen Südhänge, den Ausläufern der Löwensteiner Berge. Man geht davon aus, dass bereits im 2. Jahrhundert Wein bei uns angebaut wurde. Ein Indiz dafür, dass es auch damals schon recht mild gewesen sein muss. Um eine Aussage über Klimaänderungen zu treffen, benötigt man Messdaten, die sich mindestens über einen Zeitraum von 30 Jahren erstrecken. Ein sogenannter Klimareferenzzeitraum. Hilfreich sind also besonders alte Wetterdaten und lange Messreihen. Im Klimaatlas von Baden-Württemberg findet man regionale Klimakarten ab dem Jahr 1881, dem vorindustriellen Zeitalter. Vergleicht man die Daten aus dem mittleren Neckar von damals mit heute, kann man deutliche Veränderungen erkennen. Während die Jahresmitteltemperatur zwischen 1881 und 1930 rund ums Bottwartal noch bei 9,0 Grad Celsius lag, stieg sie bis heute auf 10,5 Grad Celsius an.

Die jährliche Anzahl an Sommertagen (mehr als 25  Grad Celsius) lag damals bei 40. Im letzten Referenzzeitraum (1989 bis 2018) gab es durchschnittlich 60 Sommertage. Auch die Winter sind milder geworden, besonders seit den neunziger Jahren. Rund 20 Eistage (Dauerfrost) brachte ein durchschnittlicher Winter zu Beginn des 20. Jahrhunderts, heute sind es nur noch zehn im Schnitt.

In Sachen Niederschlag lässt sich ein anderer Trend erkennen. Während sich die Jahressumme von 750 auf 725 L/qm kaum verändert hat, fällt der Regen nicht mehr gleichmäßig verteilt wie früher. Die Übergangsjahreszeiten werden trockener und im Sommer fällt der Regen überwiegend in Form von Schauern. Wetterlagen mit anhaltendem Landregen werden seltener und verlagern sich eher in den Winter. Eine Ursache, weshalb sich Wetterlagen bei uns in den letzten Jahrzehnten verändert haben, liegt im schwächer werdenden Jetstream. Dieses Starkwindband in der Höhe bestimmt, wie lange sich eine Wetterlage bei uns halten kann. Lässt der Höhenwind langfristig nach, dauert es länger, bis sich die Großwetterlage ändert. Besonders im Sommer kommt es dadurch zu anhaltenden Trockenphasen. Hochdrucklagen können sich ausgeprägter und länger halten. Auch Gewitterzellen werden durch die Höhenströmung gesteuert. Gewitterlagen mit wenig Höhenwind bringen große Regenmengen mit sich, weil die Wolken kaum von der Stelle ziehen. In den vergangenen Jahrzehnten konnte insgesamt eine Zunahme dieser Wetterlagen festgestellt werden, auch wenn die Schwankungen der Witterung von Jahr zu Jahr weiterhin sehr groß sind.

In Zukunft wird es immer mal wieder Jahre mit strengen Wintern geben und auch verregnete Sommer sterben nicht komplett aus. Die Tendenzen der vergangen Jahre werden sich aber in Zukunft verstärkt fortsetzten. Man sollte sich langfristig auf eine Veränderung des Klimas vorbereiten, weltweit und regional.