Der Weinberg ist ein ungewöhnlicher Ort für die Klänge der Brasserie Cannstatt. Foto:  

Der „Garten Eden“ und der Internationale Museumstag sind in der Region auf großes Interesse gestoßen.

Marbach/Benningen - Dichtes Gedränge herrschte an den Vitrinen bei der Einführung in die neueste Ausstellung des Literaturmuseums der Moderne. Es geht bei den über 1000 Fotos um das Reisen der Autoren. Zwischen freiwilligen wie den ersten Weltreisen Ende des 19. Jahrhunderts und unfreiwilligen wie Flucht unterschied der Cicerone. Selbst hatten etliche der Gäste eine Spontanreise auf die Schillerhöhe unternommen.

Erst in der Sonntagszeitung hatte Karlheinz Kilb von der Fotoausstellung erfahren. Für den Hobbyfotografen die richtige Motivation, „endlich mal herzukommen“. Es sei ja fast blamabel, dass er es bislang noch nicht geschafft hatte, meinte der Erdmannhauser. Allerdings hat die Schau seine Erwartung nicht erfüllt. Die Fotos an den Wänden der Innenräume seien wegen der Dunkelheit schlecht zu sehen und die Zusammenhänge ihm unklar. Begeistert waren er und seine Frau hingegen vom Museum selbst mit seinen klaren Symmetrien.

Spontan entschlossen hatte sich ebenfalls aufgrund des Zeitungstipps ein Ehepaar aus Marbach. Die beiden kommen regelmäßig bei besonderen Aktionen in die Literaturmuseen. Leicht fiel manchen die Reise ins Museum wohl auch deshalb, weil anschließend die Weingärtner Marbach ins Freie lockten. So manches Gesicht jedenfalls tauchte hier wie da auf. Immerhin standen beide Aktionen unter dem Motto, das die Kulturregion Stuttgart für die Zeit vom 16. Mai bis 28. September ausgerufen hat : „Garten Eden“. Die Winzer hatten sich dafür einen der schönsten Aussichtsplätze gewählt, mit Blick auf die Altstadt und den Neckar. Auf dem Panoramaweg über dem Krankenhaus hatten sie Bierbänke, Getränke- und Speisestand aufgeschlagen. Friedrich Hammer wartete mit allerlei Wissenswertem auf bei den Weinbergführungen, etwa der Tatsache, dass unsere Altvorderen für die Anlage der Steillagen-Terrassen mehr Steine verbaut hatten als die Ägypter für die Pyramiden. Mit dem praktischen weinroten Hängetäschle für das Probierglas um den Hals lauschten die Besucher interessiert.

Als am Nachmittag das Bläserquintett Brasserie Cannstatt seine Noten mitten auf dem Wirtschaftsweg aufbaute, da war die Gästezahl um viele Honoratioren noch weiter angeschwollen. Bürgermeister Jan Trost lobte das Engagement aller, die in Marbach als einer der 30 teilnehmenden Kommunen sich etwas zum Motto haben einfallen lassen. Bei wahrhaft paradiesischem Wetter hätten die Weingärtner ihren Garten Eden geöffnet, freute er sich und kündigte die Musikgruppe als „köstliche Klangtrauben“ an. Und wirklich staunte das Publikum nicht schlecht, als es zum Auftakt Töne hörte, die für Ort und Uhrzeit ungewöhnlich klangen. Mit einem barocken Werk von Alessandro Scarlatti und einem Konzert von Tomaso Albinoni zauberten Jürgen Koch, Martin Gräber (Trompeten), Axel Hofer (Horn), Volker Lange (Posaune) und Dominik Glück (Tuba) eine eigentümliche Atmosphäre wie aus vergangenen Zeiten, als die Sonntage noch mehr der Ruhe und Beschaulichkeit gewidmet waren.

Das Draußen und das Drinnen vereint war beim Museumstag in Benningen. Im Museum im Adler führten die Leihgeber der derzeitigen Exponate selbst durch die aktuelle Ausstellung. Wie die dort zu sehenden Egg-Coddler, die hübsch verzierten Glaseierkocher funktionieren, wurde mit richtigen Rezepten zum Probieren demonstriert. Größere Portionen gab es im Hof vom Obst-, Gartenbau- und Verschönerungsverein. Im Gewölbekeller mit den alten Weinbaugeräten hatten die Weingärtner Marbach an diesem Sonntag ihr zweites Standbein mit Weinproben.