Gerhard Rall will Kindern das Leben der Ameise näherbringen. Foto: Werner Kuhnle

Gerhard Rall will Kindern das Leben der Ameise näherbringen.

Marbach - Zwei Vorhaben hatte Gerhard Rall, Geschäftsführer der Firma Hainbuch, an seinem 70. Geburtstag verkündet. Von der einen Idee, dem Schreiben eines Kochbuches, hat er inzwischen Abstand genommen. „Da braucht es neben den gefühlt 3,2 Millionen Büchern nicht auch noch eines von mir“, sagt er lachend, auch wenn er gerne dazu inspiriert hätte, doch öfter mal Gemüse als Hauptbestandteil einer Mahlzeit zu verwenden. Die zweite Idee hat er inzwischen aber in die Tat umgesetzt: das Schreiben eines Kinderbuches.

„Wuselburg“ heißt das 76-seitige Werk, aus dem der heute 78-Jährige am Sonntag von 13.30 bis etwa 13.45 Uhr beim brasilianischen Familientag im Marbacher Hainbuch-Stadion lesen wird. Die Erzählung ist komplett in Reimform geschrieben und bringt dem Leser die Ameise näher. „Das sind faszinierende und die aus meiner Sicht wunderlichsten Tiere der Welt“, schwärmt Gerhard Rall. Er begründet das zum einen mit dem, was die kleinen Krabbler imstande sind zu leisten. „Das ist außergewöhnlich. Und sie schaffen das ganz ohne Konferenzen, Vordenker und Kommandos. Denn die Königin ist nur für die massenhafte Eierproduktion da.“ Und zum anderen findet er beeindruckend, dass es Ameisen überall gibt, außer dort, wo Permafrost herrscht. „Sonst sind bestimmte Tierarten ja eher lokal vorhanden. Ameisen aber gibt es überall. Ihre Biomasse gleicht der von uns sieben Milliarden Menschen. Auf einen Menschen kommen eine Million Ameisen“, verdeutlicht der technik- und naturliebende Neuautor.

Im Buch werden die Besonderheiten und Eigenschaften der Ameise Stück für Stück aufgezeigt – auf zugängliche Weise, auch wenn manches Fremdwort nicht zu vermeiden war. „Sinn und Zweck ist es, den Kindern die Wunder der Natur näherzubringen. Ich mag Kinder sehr und mir ist wichtig, dass sie lernen, Achtung vor diesen kleinen Geschöpfen zu haben. Auch wenn die Ameisen uns vielleicht manchmal nerven“, sagt Rall, der vor drei Jahren die Idee zu diesem Buch hatte. Dass all die Zeilen darin in Reimform formuliert sind, kommt nicht von ungefähr. „Schon in der Jugend habe ich Gedichte geschrieben“, erinnert er sich. Grundlage für die Veröffentlichung war, dass er auch einen Illustrator findet. Bei Franz Xaver Lutz aus Oberstenfeld ist er fündig geworden – er fertigte für jede Doppelseite im Buch eine farbenfrohe und zum Thema passende Zeichnung an.

Deutlich werden dürfte das auch bei der Lesung am Sonntag. „Das wird ein Debüt und ein neues Erlebnis. Ich bin gespannt darauf, wie das verlaufen wird. Ich denke, das Publikum wird Fragen stellen, was vielleicht auch interessanter wäre, als das reine Vorlesen.“ Rall gefällt es leicht, etwas neu auszuprobieren. „Es ist schon immer mein Bedürfnis, immer wieder etwas ganz anderes zu tun oder auch etwas zu wagen, das so gar nicht dem Alltäglichen entspricht“, schreibt er im Vorwort. Verbinden möchte er das mit dem guten Zweck. So kommt der Erlös aus dem Verkauf des Buches, das 20 Euro kostet, vollständig dem Missionswerk Cantino de Céu in Brasilien zugute, die der Marbacher Verein „Stückchen Himmel“ unterstützt. „Die Kinder aus den Favelas werden dort blendend geschult. Würde es das nicht geben, würden viele Prostituierte, Putzfrauen, Müllsammler oder einfache Hilfsarbeiter werden. Jetzt wollen sie Advokat, Meeresbiologe oder Tierarzt werden“, sagt Rall, der Vorsitzender des Vereins ist und mehrfach in Brasilien war, wo er prägende Eindrücke sammelte. „Die Kinder leben in menschenunwürdigen Verhältnissen in der Hölle und finden in der Einrichtung tatsächlich ein Stückchen Himmel vor. Es sind fröhliche Kinder, die sonst zum Großteil unerwünscht sind. Entsprechend betteln sie um Zuneigung, selbst wenn es nur darum geht, ihnen einmal übers Haar zu streichen.“