Es muss sich etwas tun in der InnenstadtKommenden Donnerstag wird im Ausschuss für Umwelt und Technik über die Zukunft des ehemaligen Kinos diskutiert. Parkplätze oder nicht? Foto: Sandra Brock

Priorität haben die Neugestaltung der Fußgängerzone und ein Parkierungs- und Verkehrskonzept.

Marbach - Was den Zustand der Marbacher City angeht, ist es nicht fünf vor Zwölf, sondern schon Zwölf. Das betonte Bürgermeister Jan Trost gleich mehrfach in der Aussprache zum Entwicklungskonzept „Perspektiven Innenstadt“ im Verwaltungsausschuss am Donnerstagmittag. Im Februar hat das Büro Imakomm aus Aalen die Ergebnisse des Konzeptes öffentlich präsentiert. 160 Seiten stark ist der Abschlussbericht.

Man habe das Büro gebeten, noch eine Kurzauflistung zu erstellen, die den Überblick erleichtere, erinnerte Trost. Dabei hätten sich drei Kernbereiche ergeben, die jetzt verstärkt angegangen werden sollen: Die Neugestaltung der Fußgängerzone, die Anstellung eines Citymanagers (siehe Text unten) und ein Parkierungs- und Verkehrskonzept. Am 17. Mai will die Verwaltung mit den Gemeinderäten eine Infofahrt in Kommunen machen, die gelungen saniert sind. Bauamtsleiter Dieter Wanner nannte die Ziele: Bietigheim, Bönnigheim, Besigheim und Herrenberg. Dann wolle man nach Möglichkeit die Planer rasch beauftragen – auch unter Einbeziehung der Geschäftsinhaber. Es gebe viele Anregungen aufzunehmen. So werde beispielsweise immer wieder das Element Wasser ins Spiel gebracht. „Der neu gestaltete Wiesbadener Platz mit dem Brunnen wird ja auch sehr gut angenommen.“

Die Innenstadt und vor allem die Fußgängerzone brauchen dringend eine Wiederbelebung, betonte CDU-Rat Ulrich Frech. Schnellstmöglich sollten alle Maßnahmen ergriffen werden, die zur notwendigen Veränderung der in die Jahre gekommenen Innenstadt und zu ihrer Belebung notwendig seien.

Mit der Auftragsvergabe an immakom sei der erste Schritt getan, sagte Heinz Reichert (SPD). Die Gliederung der Experten sei sehr gut, lobte er. Wichtig sei aber auch die Einbindung der Geschäfte. „Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Pacht natürlich auch bezahlbar sein muss, weil sich sonst kein Geschäft rentiert.“ Außerdem müssten regelmäßige Events stattfinden, die für die Besucher interessant sind. Die Neugestaltung der Fußgängerzone müsse relativ schnell passieren, betonte er.

Sebastian Engelmann von den Grünen mahnte, bei allem immer vom Kunden aus zu denken und für den Kunden einen Mehrwert zu schaffen. „Ich muss den Leuten ein Angebot machen, warum sie in die Stadt kommen. Das ist das Entscheidende.“ Denn wer es bequem haben wolle beim Einkauf, der bestelle von daheim aus online.

Seit Jahrzehnten sei in die Innenstadt nicht investiert worden, erklärte Hendrik Lüdke von Puls. Der kommunale Wille, die Fußgängerzone zu sanieren, sei Quelle für das Entwicklungskonzept. Dieses sei in der Bevölkerung nicht unumstritten. Die Ideen der Bürger, die bei der Infoveranstaltung im Februar vorgebracht wurden, seien nicht in der Imakom-Vorstellung im Gemeinderat aufgenommen worden, kritisierte Lüdke. „Dennoch müssen wir Stadträte nun entscheiden, was wir mit diesem Entwicklungskonzept machen, für das wir immerhin 30 000 Euro ausgegeben haben. Nichts tun ist keine Alternative. Wir können nicht weiter zusehen, wie unsere grundsätzlich schöne Altstadt weiter vergammelt.“ Puls wünsche sich mehr Grün in der Fußgängerzone. „Besonders Bäume.“ Ziel müsse sein, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. „Und wenn uns das gelingt, dann kommt mehr Gewerbe, jedenfalls leichter in die Innenstadt.“

Stichwort Verkehr und Parkplätze. Maßnahmen zum Radverkehr und einer Verbesserung fehlten bei der Prioritätenempfehlung von Imakomm, monierte Lüdke. Dabei müsse Ziel sein, dass Marbach eine maximal mögliche fußgänger – und radfahrfreundliche Stadt wird.

Entschieden lehne Puls die Maßnahmen zum Stellpatzangebot ab. Als Schnellmaßnahme würden Parkplätze an Stelle des alten Kinos vorgeschlagen. Doch zum ehemaligen Kino sei noch ein Puls-Antrag zum Haushalt 2015 offen und es gebe zwei Gemeinderatsbeschlüsse, die dem derzeit entgegenstünden. „Weder die Voraussetzung, dass das Pfundgebäude saniert wurde, noch das Vorliegen der Machbarkeitsstudie wegen weiterer Parkplätze auf dem Gelände des ehemaligen Kinos sind gegeben.“ Für Puls gelte: keine zusätzlichen Parkplätze wie beispielsweise an der Stelle des ehemaligen Kinos.

Stadtplanung und Verkehrsplanung gingen Hand in Hand, das habe Boris Palmer bei seinem Auftritt vergangene Woche in der Stadthalle sehr gut dargelegt, erinnerte Sebastian Engelmann. „Wir können nicht über Parkplätze diskutieren, solange wir immer noch nicht das gesamte Parkierungskonzept haben. Das Gefühl, dass vielleicht Parkplätze benötigt werden, weil ich subjektiv den Eindruck habe, ist eben keine Analyse. Deshalb brauchen wir die als ersten Schritt“, betonte er.

Heinz Reichert von der SPD forderte innenstadtnahe, kostenlose Parkplätze – „ohne jetzt im Detail festzulegen, wo sie genau liegen“ – und gute Zugänge für den Radverkehr und die Fußgänger.

Bei der Lösung des Parkierungsproblemes müssen die Bedürfnisse der Fußgänger und Radfahrer berücksichtigt werden, dafür sprach sich auch Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern aus. In einer Innenstadt mit Wohlfühlqualität sei für fahrende Autos kein Platz. Allerdings könne dies nur funktionieren, wenn die Bürger bequem in die Stadt kommen können. Zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto bis dicht vors Zentrum. „Wir brauchen rasch zentrumsnahe Parkplätze und Abstellmöglichkeiten für Räder.“ Er wünsche sich eine Tiefgaragenlösung wie von Nicole Schmidt vorgeschlagen – entweder in der Grabenstraße oder am König-Wilhelm-Platz. Und man brauche ein Parkierungskonzept. Die Verwirklichung dauere lange, sofort könne man jedoch den Schandfleck Kino abreisen und für Parkplätze einebnen. „Da verschenken wir uns gar nichts. Egal, was auf dem Areal entstehen soll. “