Die Darsteller haben die großen wie die kleinen Zuschauer gleichermaßen begeistert und ihren Bann gezogen. Foto: avanti

Das Theater Liberi hat mit seiner Musical-Inszenierung von „Die Schöne und das Biest“ verzaubert.

Marbach - Zappenduster und mucksmäuschenstill war es am Samstagnachmittag in der Marbacher Stadthalle. So still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Plötzlich waberten Nebelschwaden über die Bühne, durchbrochen von grellen Lichtblitzen. Dazu sorgten Donnergrollen und unheimliche Musik für Spannung und ordentlich Gänsehaut. Die Anfangsszene des Musicals „Die Schöne und das Biest“, in der der Vater der schönen Belle durch einen dunklen Wald irrt, stellte den Mut der jungen Zuschauer zwar für einen kurzen Moment auf die Probe, bildete aber gleichzeitig einen wunderbar stimmungsvollen Einstieg in das rund anderthalbstündige familienfreundlich inszenierte Musical-Feuerwerk des Bochumer Theaters Liberi.

Die Schauspieler begeistern die Zuschauer
Nicht nur Elisabeth Kirch, die die mutige Titelheldin mit viel Witz und noch mehr Gefühl verkörperte, begeisterte dabei die rund 400 kleinen und großen Zuschauer. Auch Vladislav Weis überzeugte sowohl als furchteinflößendes Biest wie auch in der Rolle als charmanter Prinz Pierre. Das Liberi-Ensemble wurde komplettiert durch vier weitere Akteure, die jeweils mühelos und in Windeseile in Doppelrollen schlüpften: Da war allen voran Markus Peters, der als schnöseliger Angeber Taureau und schusselig-naiver Schlossbewohner Ciment die Lacher auf seiner Seite hatte, dazu Martina Pallinger und Alicia Wagner, die beide als egoistische Schwestern der Belle überzeugten, aber auch als witzige oder aber mütterlich-fürsorgliche Schloss-Bedienstete für viel Wirbel sorgten. Und zu guter Letzt war da Viktor Silvester Wendtner, der als liebevoller Vater von Belle seinen Weg durch die Nebelschwaden suchte und als gewissenhafter „Maître de la forêt“ Gérard mit einem Hirschgeweih als Geschenk bei der Schönen punkten wollte.

Belle lässt sich von Äußerlichkeiten nicht täuschen
Gebannt beobachteten vor allem die kleinen Gäste, wie Belle im Verlauf der Geschichte in das Schloss des Biests kommt und dort auf die Schlossbewohner trifft, die wie der Schlossherr unter einem Fluch stehen. Sie wurden Zeuge wie anfängliche Abneigung zu Liebe wird – weil Belle sich vom Äußeren des Biests nicht täuschen lässt und es versteht, mit dem Herzen zu sehen. Und weil sie sich in das Biest verliebt, wird es mitsamt Gefolge vom Fluch befreit und verwandelt sich wieder in den schönen Prinzen Pierre, der gelernt hat, ein guter Mensch zu sein.

Gute Laune bis zur letzten Minute
Das Theater Liberi schafft es mit Leichtigkeit, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Das effektvoll eingesetzte Lichtspiel lässt die Bühne einmal zum maroden und spinnenweben-verhangenen Schloss werden, dann zum hell erleuchteten Tanzsaal oder zum schlichten Zuhause von Belle. Die Musical-Fassung aus der Feder von Helge Fedder mit Musik von Christoph Kloppenburg und Hans Christian Becker verbreitet gute Laune von der ersten neblig-unheimlichen Minute, bis zum großen Finale, in dem das Ensemble noch ein letztes Mal mit Tanzeinlagen und makellosem Gesang glänzt. Das Publikum dankte es dem Theater Liberi mit tosendem Applaus, bevor es sich aufmachte, hinaus in den kalten Winterabend. Zum Glück mit einer Botschaft im Gepäck, die einem warm ums Herz werden ließ: „Sieh mit dem Herzen, fühl was dich bewegt und du wirst merken, dass alles sich dreht.“