Wie hip ist eine Geburtstagsfeier mit Museumsführung? Foto: KS-Images.de / Schmalz

Die Pandemie hat an den Reserven der Marbacher Altstadtmuseen gezehrt. Eine Spendenaktion lehnen die Macher der ehrenamtlich betriebenen Einrichtungen jedoch ab.

Marbach - Vier Museen gibt es in der Marbacher Altstadt. Ihr Weg durch die Coronapandemie verlief beschwerlich. Gäste kamen kaum, Einnahmen brachen weg. Um an Gelder zu gelangen, läge eine gemeinsame Spendenaktion nahe – doch die rein ehrenamtlich betriebenen Museen des Tobias-Mayer-Vereins und des Freundeskreises Fritz Genkinger wollen nicht die Hand aufhalten. Sie setzen stattdessen auf ein attraktives Angebot und werben für Gruppenevents: einzeln oder mit beiden Museen.

Beide Kultureinrichtungen agieren eigenständig – im Unterschied zu Schillers Geburtshaus, das mit einem städtischen Zuschuss von 12 000 Euro jährlich die Fixkosten auch während der Coronapandemie weitgehend decken konnte, berichtet Birger Laing, Zweiter Vorsitzender des Schillervereins. Positiv hätten sich auch die Coronahilfen ausgewirkt.

Museen müssen Fixkosten von 20 000 Euro jährlich decken

Das Technische Kulturdenkmal Ölmühle Jäger, das vierte Altstadtmuseum, profitiert von einer städtischen Finanzierung, denn der Kommune gehört die Einrichtung. „Hinter diesen Museen, wie auch hinter denen auf der Schillerhöhe, steht ein ganz anderer finanzieller Apparat“, erklärt Armin Hüttermann, Vorsitzender des Tobias-Mayer-Vereins und Leiter des astronomischen Museums. Hüttermann steht – wie auch sein ähnlich kalkulierender Nachbar Manfred Knappe vom Fritz-Genkinger-Kunsthaus – vor einem ähnlichen Problem: Coronabedingt kamen ins Tobias-Mayer-Museum in den Jahren 2020 und 2021 mit insgesamt 722 Gästen viel weniger Besucher als noch im Eröffnungsjahr 2019 mit rund 3500 Gästen. Beide Museen müssen ihre Fixkosten von jeweils rund 20 000 Euro jährlich eigentlich mit eigenen Einnahmen und Mitgliedsbeiträgen decken.

Eine groß angelegte Spendenaktion hielten aber die beiden Museumsmacher zum jetzigen Zeitpunkt für verfehlt. „Wir freuen uns natürlich über jede Spende und haben von den rund 250 Mitgliedern auch etwa 20 Prozent mehr an Spendenbeiträgen als sonst erhalten“, berichtet Armin Hüttermann, „aber Verluste haben alle, auch die Vereine, während der Pandemie gehabt.“ Kollege Manfred Knappe stimmt ihm zu: „Wir konnten neun Monate nicht öffnen, unsere Reserven sind zwar auf der Kante, doch wir wollen uns jetzt erst einmal entfalten, um zu zeigen, was wir haben.“ Das nächste halbe Jahr mit vielen Ausstellungen, Führungen und Veranstaltungen sei wichtig, und man werde viel bieten. Schon jetzt sei ein großes Interesse spürbar, sogar der SWR habe sich mit einem Filmteam angekündigt.

Wichtig sind vor allem Gruppenführungen bei Betriebsfesten oder Geburtstagsfeiern

Es sind vor allem Gruppenführungen, die den Museumsmachern Freude bescheren und Einnahmen sichern. „Erst kürzlich hat uns ein Betrieb besucht – die Leute haben sich dann aufgeteilt, und die Gruppen wechselten sich ab“, erzählt Manfred Knappe begeistert. Es sei wichtig, dass Interessierte in ihrem Umfeld das Besondere eines Events rund um einen Museumsbesuch weitererzählten. Die Führungen dauerten durchschnittlich etwa eine Dreiviertelstunde. „Man hat dann bei der Feier anschließend gleich ein Gesprächsthema, wie einem das ein oder andere Bild gefallen hat“, so Knappe. Im Idealfall nutzten die Gäste dann den Keller des Tobias-Mayer-Museums, um noch miteinander zusammenzusitzen, ergänzt Hüttermann.

Einen Vorwurf, dass die Museen geschlossen blieben, wollen Armin Hüttermann und Manfred Knappe den Gesetzgebern und Behörden nicht machen. Dennoch hätten sie sich einen etwas großzügigeren Kurs gewünscht. „Gerade für uns kleine Museen wäre es möglich gewesen, alles so zu steuern, dass keine Gefahr bestanden hätte“, ist sich Hüttermann sicher und verweist auf Hygienekonzepte mit Terminvereinbarungen, wie sie etwa auch für Friseurläden erlaubt waren. Derzeit gelte für Gäste nur die Abstandsregel mit Maskenpflicht, die namentliche Nachverfolgung sei hingegen ausgesetzt.

Höchstens zu Weihnachten kommt eine größere Spendenaktion in Betracht

Die Blicke der beiden Museumsbetreiber sind jedenfalls fest nach vorne gerichtet. Erst wenn die Coronapandemie wieder eine Schließung ihrer Häuser mit sich bringen würde, käme eine Spendenaktion in Betracht, sagen sie unisono: etwa zu Weihnachten. Bis dahin sollten aber möglichst viele Gäste und eben besonders Gruppen kommen. Zum Beispiel zur Sonderausstellung im Mayer-Museum vom 23. Juli an zu Carsten Niebuhr, der als Schüler von Tobias Mayer als einer der Ersten zu einer Orientexpedition aufbrach. Das Fritz Genkinger Kunsthaus hingegen will in diesem Jahr zunächst vor allem mit seiner Dauerausstellung in den neuen Räumen punkten.