Bei der Firma Gmelich waren kurzzeitig 140 Mitarbeiter in Quarantäne. Foto: Werner Kuhnle

Bei der Lederfabrik Gmelich in Großbottwar waren im September 140 Mitarbeiter in Quarantäne.

Großbottwar - In der Corona-Krise gibt es ein Szenario, dem die meisten Unternehmen mit großem Schrecken entgegensehen: Ein Covid-19-Ausbruch, der die ganze Firma lahmgelegt. Diesen Albtraum musste die Großbottwarer Lederfabrik Gmelich im September durchleben. In dem Betrieb wurde der Stecker für zwei Wochen gezogen, rund 140 Mitarbeiter mussten sich in Quarantäne begeben. Zehn weitere der insgesamt 150 Beschäftigten hatten ohnehin Urlaub. Die gute Nachricht: „Wir haben die Lage wieder im Griff“, sagt Geschäftsführer Volker Nagel.

Am 25. September sei ein kleiner Teil des Teams wieder an den Arbeitsplatz zurückgekehrt, drei Tage später sei die Mannschaft komplett gewesen. Seitdem laufe der Betrieb auf Hochtouren, sagt Volker Nagel. Allerdings ist es auch nicht so, dass die Schließung spurlos an dem Unternehmen vorbeigegangen ist. „Wirtschaftlich hat uns das Stand jetzt einen sechsstelligen Fehlbetrag beschert“, erklärt der Geschäftsführer. Das Minus rühre unter anderem daher, dass laufende Ausgaben weiter angefallen sind. Außerdem bekomme das Unternehmen die Personalkosten für einen Mitarbeiter nur so lange ersetzt, wie dieser sich offiziell in Quarantäne befunden hat. Und einige Beschäftigte hätten bereits vor dem Wiederhochverfahren des Betriebs die eigenen vier Wände verlassen dürfen, erklärt Volker Nagel. Insofern hätte das Geschäft also beispielsweise auch in dem einen oder anderen Bereich weiterlaufen können. Praktisch sei das aber nicht möglich gewesen, sagt Nagel. „Bei uns greift ein Rädchen ins andere. Da kann man nicht an der einen Stelle etwas in Gang bringen, was an der anderen dann nicht fortgeführt werden kann“, erklärt er. Andererseits habe man auch große Unterstützung in der schwierigen Phase erhalten, betont er. „Gott sei Dank sind wir auf großes Verständnis bei den Kunden gestoßen. Ein Kunde hat sogar beim Transport der Ware geholfen“, berichtet der Geschäftsführer.

Die Rollläden waren bei Gmelich am 11. September runtergegangen. Zuvor waren zunächst vier Mitarbeiter positiv getestet worden, dann stieg die Zahl auf elf und schließlich auf zwölf Beschäftigte. Außerdem sei das Virus noch bei vier Angehörigen nachgewiesen worden, berichtet Volker Nagel. Das Problem war, dass man die Infektionskette nicht plausibel nachvollziehen konnte. Es hätten sich Mitarbeiter angesteckt, die teils weder beruflich noch privat in irgendeinem Kontakt zueinander standen, sagt der Gmelich-Chef. Und eine Maskenpflicht habe in weiten Teilen zu dem Zeitpunkt schon lange bestanden, zum Beispiel, wenn jemand das Büro, beziehungsweise den Arbeitsplatz verlassen hat oder den Mindestabstand nicht einhalten konnte. Nur an manchen Arbeitsplätzen in der Produktion sei es einfach zu heiß, als dass den Beschäftigten dort ein Mund-Nasen-Schutz zuzumuten wäre. Zudem wurden Kontakttagebücher geführt. Und das Hygienekonzept sei von Verantwortlichen aus der Kreisverwaltung sogar gelobt worden. Trotz aller Vorkehrungen habe man gegenüber der Behörde nicht erklären können, wie sich die Mitarbeiter angesteckt haben. „Das ist mir bis heute ein Rätsel“, sagt Nagel. Die Konsequenz daraus sei jedenfalls gewesen, dass man in Absprache mit dem Gesundheitsamt alle Mitarbeiter in Quarantäne geschickt habe.

Was die zwölf tatsächlich infizierten Mitarbeiter anbelangt, so habe er sich alle zwei Tage nach ihrem Befinden erkundigt, sagt Volker Nagel. Bei einem Kollegen, der unter einer Vorerkrankung leidet, habe das Virus einen ernsthaften Verlauf ausgelöst. Ansonsten seien bei den Betroffenen vereinzelt Fieber und Halsschmerzen aufgetreten und als schwerstes Symptom die vorübergehende Beeinträchtigung von Geruch- und Geschmackssinn.