Joachim Lösing hat einen kleinen Erdwall aufgerichtet, um den Wasserverlust zu bremsen. Foto:  

Höchste Alarmstufe herrschte beim größten Teich auf Marbacher Gemarkung. Durch ein Loch versickerte unaufhörlich Wasser.

Marbach - Viele werden wahrscheinlich gar nicht wissen, dass auf halbem Weg zwischen Affalterbach und Marbach, nur einen Steinwurf von einem Feldweg entfernt, ein kleines Naturparadies liegt: ein Teich, der vor rund 20 Jahren von der Schillerstadt mit Unterstützung des örtlichen BUND und auf dessen Initiative hin angelegt wurde. Hier singen Nachtigallen aus den Bäumen, laichen Grasfrösche, was das Zeug hält, und brütet gerade eine Stockente. Doch dieser Idylle drohte vor Kurzem ein empfindlicher Nackenschlag. Der Teich hatte ein Leck, durch den Wasser abfloss. „Ein Großteil der Fläche war trocken“, sagt Joachim Lösing, Vorsitzender des BUND Marbach-Bottwartal. Dass nicht noch Schlimmeres passierte, ist dem gemeinsamen Engagement von Bauamt, wo sich die neue Grünplanerin Carolin Schweiker des Falls annahm, und Naturschützern zu verdanken, die das Loch mittlerweile mit vereinten Kräften schließen konnten.

Loch in Wurzelkanal

Wie Joachim Lösing berichtet, war ihm das Dilemma Anfang März aufgefallen. Der Biologe wollte den Froschlaich in dem Teich inspizieren, der bis zu einem Meter tief und rund 300 Quadratmeter groß ist. Dabei registrierte er, dass das Feuchtbiotop Wasser verloren hatte. Schließlich stellte Lösing auch fest, wo der Hund begraben ist: in einen Wurzelkanal unter einem alten Baumstumpf hatte sich ein Loch gefressen, durch das das Nass entschwand – in etwa so, als hätte man aus einer Badewanne den Stöpsel gezogen. In einer Art Erste-Hilfe-Aktion modellierte Lösing mit dem Spaten und mit Hilfe seiner Frau einen Wall um das Loch, damit nicht noch mehr Wasser abläuft. Vor einigen Tagen dann machte man im größeren Stil Nägel mit Köpfen. Das Leck wurde mit rund 125 Kilogramm Kies und Bentonit abgedichtet.

Naturfreunde können damit aufatmen, der wertvolle Lebensraum für Flora und Fauna scheint wieder sicher, die Oase gerettet. Es wäre auch jammerschade gewesen, wenn der größte Teich Marbachs kein Wasser mehr geführt hätte. Wie Joachim Lösing berichtet, bietet er unter anderem ein Zuhause für viele Libellen oder Bachflohkrebse. Dazu wächst hier beispielsweise der Flutende Schwaden, eine Grassorte. „Das hat sich hier innerhalb weniger Jahre ausgebreitet“, sagt Joachim Lösing.

Zwei Quellen speisen den Bach

Gespeist wird die Naturoase mit dem Wasser aus dem Neunbronnengraben, das in den Teich geleitet wird. Der Bachlauf wiederum wird über zwei Quellen mit nassem Nachschub versorgt, über die Marbach früher einen beträchtlichen Teil seines Frischwassers bezogen habe, erklärt Joachim Lösing. Die Wasserqualität sei dann aber wegen Nitrateintragungen zu schlecht geworden, sodass die Stadt komplett auf das Angebot der Landeswasserversorgung umgeschwenkt sei.

Der Teich, der sich auf Tuchfühlung zum vorbeifließenden Eichgraben befindet, wurde einst angelegt, um permanent Nässe in dem Feuchtgebiet zu garantieren. Dazu wurde der Untergrund mit einer Tonschicht ausgekleidet, die ein Versickern des Wassers unterbindet. Gepflegt wird das Gewässer im Naturdenkmal Neunbronnen vom BUND Marbach-Bottwartal, dem dabei aber wie jetzt bei den Loch-Stopf-Aktion auch die Stadt unter die Arme greift.