Beim Bepacken des Sattelzuges haben viele zusammen geholfen – ebenso wie beim Zusammentragen des Hilfsgüter und Geschenke. Foto: Sandra Brock

Der Förderverein hat am Samstag einen Lastwagen nach Rumänien losgeschickt. Bepackt ist er mit rund 20 Tonnen an Weihnachtsgeschenken und weiteren Dingen, die gebraucht werden.

Murr - Ein riesiger Sattelzug steht an diesem kalten Samstagmorgen im Hof des Geländes des Fördervereins Kinderheim Zsobok in Murr. Fast bis obenhin ist er bereits beladen. Lediglich eine letzte große Transportkiste fehlt noch, dann kann es losgehen. Und wieder helfen alle zusammen, wie schon am Abend zuvor beim Packen. Die letzten Geschenke werden in den riesigen Karton geräumt und schnell noch ein neuer Gurt für die Sicherung der Ladung besorgt . . .

Günther Burk, der Vereinsvorsitzende und Gründungsmitglied des Fördervereins, behält bei allem Trubel den Überblick. Mit rund 20 Tonnen sei der Sattelschlepper bepackt, schätzt er. Unter anderem mit bestimmt um die 1000 Weihnachtspäckchen, die diesmal nicht nur Menschen aus dem Raum Marbach und Bottwartal, sondern auch aus Mittelbiberach und Reute geschnürt haben. Dort wohnt Burks Tochter und sein Schwiegersohn, sie haben die Idee des Fördervereins ins Oberschwäbische gebracht.

Aber nicht nur Geschenke für die Jungs und Mädchen aus dem Kinderheim und überhaupt für die ganze Umgebung rund um Zsobok sind an Bord. Auch das alte Mobiliar des Murrer Rathauses tritt die Reise nach Rumänien an, ebenso wie viele weitere Dinge, die gebraucht werden. Ein Rollstuhl und ein Gehwagen beispielsweise. Einzig ein tragbares elektrisches Krankenbett hat die Mannschaft um Günther Burk auf die Schnelle nicht auftreiben können. „Wir werden aber dranbleiben und es dann in einer nächsten Fuhre nach Zsobok bringen“, hofft Burk.

Dabei ist das seit Corona alles andere als einfach. Während die Hilfsgüter vom Bottwartal nach Rumänien bislang monatlich flossen, hat es 2020 gerade mal eine Fuhre im Sommer gegeben, berichtet der Vereinsvorsitzende. „Dass diese Reise nun zustande kommt, ist wirklich alles andere als gewöhnlich“, sagt Günther Burk. Er organisiert die Fahrten seit mehr als 30 Jahren und vor allem in den Anfängen waren diese mehr als abenteuerlich. Aber wirklich darum bangen, ob ein Hilfstransport zustandekommen kann oder nicht, musste Burk in all den Jahren nie.

Bis jetzt. „Was kein Regime geschafft hat, hätte das Coronavirus beinahe erledigt“, so Burk. Zuerst habe man die Fahrt selbst in die Hand nehmen wollen. Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sei aber schnell klar gewesen, dass das wohl unmöglich sein wird. Da Gütertransporte aber weiterhin erlaubt sind, sollten der Murrer Logistikunternehmer Michael Messner und der Marbacher Fahrlehrer Peter Uhl die Sache in die Hand nehmen. Beide unterstützen die Weihnachtspäckchenaktion seit Jahren. Doch auch das war nicht möglich, denn die beiden Fahrer als Reiserückkehrer in die sichere Quarantäne zu schicken, erschien dem Vereinsvorstand unverantwortlich.

Plan C wurde gesucht und gefunden: Ein Transportunternehmen aus dem rumänischen Huedin machte nun auf dem Rückweg eines Transports in Murr Station, um die Hilfsgüter aufzuladen. Zwei Tage wird der Fahrer unterwegs sein, dann kann in Zsobok abgeladen werden. „Wir wollen den Heimkindern zeigen, dass wir auch unter diesen Umständen für sie da sind“, sagt Günther Burk. Ihm geht es ums „füreinander da sein – hier wie dort“. Das sei das übergreifende Motto.

Viel Lob für die Aktion gab es von den Schirmherren Torsten Bartzsch und Marcus Kohler, Bürgermeister von Murr beziehungsweise Erdmannhausen. Ebenso wie vom früheren Murrer Schultes Manfred Hollenbach, der an den ersten Transport vor mehr als 30 Jahren erinnerte. „Was hier seither geleistet wurde, ist unglaublich und epochale Wirkung.“