Jan Dages und Nadine Heinkel haben mit ihrer Performance in drei Akten überzeugt. Foto: Südlich vom Ochsen

Der Theater- und Kulturverein Südlich vom Ochsen hat einen Kunstwettbewerb zum Thema (Post)Pandemische Visionen ausgelobt. Inzwischen hat die Jury getagt und die Sieger sind ermittelt: Es gibt drei erste Preise.

Marbach - Volle Ränge bei Theatervorstellungen, gut besuchte Ausstellungen und Konzerte . . . derzeit undenkbar. Kunst und Kultur finden momentan nicht statt – zumindest nicht so wie gewohnt. Auch beim Marbacher Kulturverein Südlich vom Ochsen ging pandemiebedingt nichts mehr. Bis man auf die Idee kam, einen Kunstwettbewerb auszuloben (wir berichteten). Dieser stand unter dem Motto „Zusammenhalt ist Kunst“, ist nun beendet, und es sind gleich drei Sieger gekürt worden: Jan Dages und Nadine Heinkel, Rebecca Tonet und Liv Evert.

Seit Mitte Januar und bis Ende Februar waren Künstler aus Marbach und drumherum gefragt, ihre Beiträge einzureichen. Das Thema: (Post)Pandemische Visionen. „Was uns umtreibt. Wie wir fühlen. Und wie Künstler dafür einen Ausdruck finden“, beschreiben es die Ochsen auf ihrer Homepage. „Je länger die Pandemie anhält, desto weniger ist noch vom Geist der anfänglichen Solidarität zu spüren. Dieses ,Da sein’-Gefühl wieder aufleben zu lassen, war Ansporn zur Ausrichtung des Wettbewerbs.“

Beiträge aus allen Genres

Insgesamt 15 Beiträge sind beim Verein eingegangen. Eine Zahl, mit der der Vorsitzende von Südlich vom Ochsen durchaus zufrieden ist. „Wir waren positiv überrascht“, sagt Mark Scheuerle. Und: „Es waren wirklich ganz tolle Beiträge aus ganz unterschiedlichen Genres. Eine schöne Mischung, so wie wir uns es erhofft hatten.“ Dazu hatte man bewusst das Thema sehr offen gehalten und auch, was die Genres anging, nichts ausgeschlossen.

Und so kam einiges zusammen an Bildern, Skulpturen, Dossiers und Videos mit Musik-, Tanz- oder Performancebeiträgen. Die Jury, bestehend aus Marbachern, die sich alle mit Kunst in einem breiten Feld haupt- oder nebenberuflich beschäftigen, hatte also gut zu tun. Zweimal tagten Fabian Friedl, Gisela Hack-Molitor, Kai Keller, Mark Scheuerle und Melanie Salzer. Sie gingen alle Beiträge durch, diskutierten, stimmten ab und kamen schließlich über ein Punktesystem zu ihrem Ergebnis: Es gibt drei Sieger, die, alle punktgleich, sich den ersten Platz und das aufgerundete Preisgeld teilen. „Ein Zusammenhalt, der so nicht gedacht war“, freut sich Mark Scheuerle.

Re-Connect

Jan Dages und Nadine Heinkel
sind Lux-Art und haben die Jury mit ihrer Performancekunst überzeugt. „Als Artisten-Duo ist es unsere gemeinsame Passion, mit modernem Circus, verknüpft mit Tanz und Performancekunst, Menschen zu berühren, zu inspirieren und zu verzaubern“, sagen sie über sich selbst. Ihr Beitrag Re-Connect katapultiert im ersten Akt akrobatisch interpretiert mitten ins Thema Lockdown und soziale Isolation. Im zweiten Akt folgt der Zuschauer den Performern in eine Unter- und Innenwelt, um im dritten Akt die tänzerisch-lustvolle Selbstbefreiung in der Natur zu erleben.

Blue Coat

Rebecca Tonet
hat mit ihrem Werk Blue Coat eine Textilarbeit aus blauer Seide auf einer Edelstahlkugel beim Wettbewerb eingereicht. Die Künstlerin zieht damit einen Vergleich zwischen der Corona-Pandemie und dem Klimawandel. Beide Probleme haben ein globales Ausmaß und gefährden die kollektive Gesundheit und das kollektive Überleben. Sie kritisiert jedoch, dass auf das Virus deutlich schneller reagiert wurde als bisher auf den Klimawandel. Mit ihrem Werk möchte sie auf den Wert unseres Planeten aufmerksam machen.

Desire for Freedom

Liv Evert
findet: „Die Einschränkungen des letzten Jahres gehen an niemandem vorbei. Natürlich auch nicht an uns Jugendlichen. Normalerweise wäre jetzt eine Zeit, in der wir immer mehr Freiheiten hätten, neue Erfahrungen sammeln und immer wieder anderes entdecken würden. Aber die Flügel der Jugend sind seit einem Jahr gekürzt.“ Ihr Gemälde Desire for Freedom zeigt das Halbporträt eines Engels in ungewöhnlicher Perspektive und Farbgebung.

Zu sehen sind alle Beiträge der Künstler im Internet auf der Homepage von Südlich vom Ochsen. Der Verein plant aber auch schon ein Stück weiter. Sollte es bis dahin möglich sein, wird es im Sommer eine Pop-Up-Veranstaltung auf dem Burgplatz geben, bei der die Künstler sich und ihre Werke vorstellen können. Besonders erfreulich und „ein gelebtes Beispiel für Solidarität“, so Mark Scheuerle, kommt dazu noch vom Stadtmarketingverein Marbach, der spontan alle nicht prämierten Teilnehmer mit jeweils 100 Euro unterstützt.