Rock und Flaschenbier: beim Open Air ist die Stimmung ausgelassen. Foto: Avanti/Ralf Poller

Mit viel Engagement hat der Akkordeonverein Benningen das 6. Benninger Rock-Open-Air Konzert organisiert. Die Fans danken es mit guter Laune.

Benningen - Keine Hürde ist ihm zu hoch für das 6. Benninger Rock-Open-Air, kein Hygienekonzept, das sich seiner Meinung nach nicht umsetzen ließe. Jürgen Brendel ist Optimist und ein Energiebündel. Als Vorstand des Akkordeonvereins in Benningen schreibt er auf der Webseite von ein paar Kleinigkeiten, die noch zu klären wären.

Dank Flaschenbier gibt es weniger Müll

Diese Kleinigkeiten haben es in sich. So erfordert das Hygienekonzept markierte Laufwege für alles, egal ob nun zum Bier, dem Schnitzel, den Toiletten oder für getrennte Ein- und Ausgänge. Haben früher 30 Biergarnituren für die Gäste gereicht, so sind es jetzt durch die einzuhaltenden Abstände 90 Stück davon. Statt des Fassbiers in Gläsern, die man in den vergangenen Jahren zwischendurch gespült hat, gibt es jetzt Bier aus Pfandflaschen. So vermeide man gleichzeitig die von Veranstaltern und Gemeinde gleichermaßen gefürchtete Vermüllung. Schließlich solle es ein Familienfest und keine Miniatur von Wacken werden. Neben dem üblichen Veranstaltungsrisiko des wechselhaften Sommerwetters wirft die wieder ansteigende Inzidenz die Frage auf, ob die Maske nur auf den Laufwegen, bei Eintritt, Anstehen und auf den Toiletten, oder im gesamten Veranstaltungsgelände getragen werden müsse. Das alles hält rund 300 Besucher nicht davon ab, endlich wieder einmal echte Musik mit vielen anderen Menschen zu genießen. „Ich schätze, es sind so 70 bis 80 Prozent der Benninger da, die laufen können“, freut sich Brendel, denn „seit 2015 ist das Fest so besucht, dass alle zufrieden sind.“

Das Publikum hungert nach der Zwangspause nach mehr Musik

Und alle sehnen sich wieder nach mehr Normalität. Weder Band noch Bühnenverleiher haben Stornogebühren gefordert. Die Gemeinde habe von Anfang an unterstützt. Selbst der Rasen auf dem Gelände neben der Gemeindehalle sei so perfekt vorbereitet wie das Grün eines Golfplatzes. Die Anwohner seien unglaublich tolerant, liege doch das Areal direkt neben ihren Wohnhäusern. Dabei helfe natürlich, wenn das Fest nur alle zwei Jahre stattfinde. Und so verweist das Organisationsteam des Akkordeonvereins stolz darauf, dass selbst die Anfrage der Polizei nach der Schankgenehmigung perfekt vorbereitet sei.

Als die Musiker der Band Resonance auftreten, breitet sich ganz schnell gute Stimmung aus, wie das nur Vollblutmusikern gelingt. Christine und Michaela vom örtlichen Handballverein HSG finden es „einfach schön, denn bisher haben wir nur online gemeinsam gefeiert. Die Frage der Musiker: „Könnt Ihr noch?“ wird vom Publikum vielstimmig mit einem Ja beantwortet. Und Michaela ruft in die Runde: „Schließlich haben wir lang genug darauf verzichtet!“

Old-School-Rock begeistert Jung und Alt

Zwei Tische weiter steht eine Gruppe junger Leute zusammen. Schorsch, 22, aus Benningen findet „die Musik zwar old school, aber richtig gut, vor allem mit so vielen Leuten.“ Sein Tischnachbar hört die Band von seinem Wohnort aus perfekt. So habe er sich entschieden, das doch lieber gleich vor Ort mit Freunden zu erleben.

Dazwischen steht eine Gruppe junger Frauen. Sie sind glücklich über den Abend und die gute Musik und genießen ihre Anonymität als heimliche Delegation aus der benachbarten Gemeinde Affalterbach.

Aus Südwesten rückt ein Gewitter heran

Die exponierte Aussichtslage des Festgeländes hat nicht nur Vorteile. So sieht man gegen 20 Uhr langsam wie sich die Gewitterzelle aus Südwesten nähert. „Ich bin zwar Optimist, aber da kommt etwas auf uns zu“, vermerkt Brendel trocken. Fünf Minuten später lichten sich die Reihen. Ein sommerliches Gewitter beendet den musikalischen Genuss abrupt. Da sind sie wieder: Die normalen, fast schon wieder beruhigenden Vor-Corona-Veranstaltungsrisiken, wie es sie schon immer gibt.