Die Experten haben über die Situation in Südamerika informiert. Foto: Gentechnikfreie Landkreise Ludwigsburg und Rems-Murr e. V.

Zwei Argentinier berichten über den Einsatz von Glyphosat in Südamerika.

Kirchberg - Kirchberg
Weltweit erinnern Millionen Menschen am 10. Dezember, dem 70. Geburtstag der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“, an ihren Kampf für die Einhaltung lebensnotwendiger Rechte eines jeden Erdenbewohners. Dabei ist das Recht auf Nahrung stark verankert in zwei Artikeln: zum einem in Artikel 3, das Recht auf Leben, und ebenso in Artikel 25. Dort geht es um das Recht auf eine Lebenshaltung, die jedem Mensch und seiner Familie Gesundheit und Wohlbefinden einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztlicher Betreuung und der nötigen Leistungen der sozialen Fürsorge gewährleistet.

Auch anlässlich dieses Gedenktages haben sich drei Mitglieder unseres Vereins schon vor einigen Wochen auf den Weg ins Haus der Bauern in Kirchberg gemacht. Dort waren wir gespannt, um aus erster Hand Informationen über den Einsatz von Pestiziden und Herbiziden in den südamerikanischen Anbaugebieten für Futtermittel zu erhalten. Als Berichterstatter eingeladen waren zwei international anerkannte Experten aus Argentinien: der Jurist Juan Ignacio Pereyra und der Arzt Damian Verzeñassi von der Medizinischen Fakultät der Universität Rosari.

Argentinien gehört seit über 20 Jahren zu den Ländern der Welt, in denen aufgrund autoritärer Regime und der Macht von Großkonzernen der Agrochemieindustrie fast 95 Prozent der Fläche mit gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) – meist Soja für den Export – bebaut ist. Damit verbunden ist der wohl höchste Einsatz von Spritzmitteln aus der Giftküche der Agrochemieindustrie.

Der Mediziner Verzeñassi berichtete von einer groß angelegten epidemiologische Studie in 27 Städten der Sojaanbaugebiete mit insgesamt 150 000 Befragten. Die Bilanz ist verheerend: Störungen des endokrinen Systems. Er erklärte den Anwesenden, dass dadurch ein kompliziert abgestimmtes System aus spezialisierten Organen, Geweben und Zellgruppen gestört wird. Komplexe Körperfunktionen (auch Wachstum und Fortpflanzung) können so nicht mehr verlässlich gesteuert werden. Ebenso treten Erkrankungen der Atemwege in diesen Regionen wesentlich öfter auf als im Landesdurchschnitt. Die Krebsrate ist 1,83-mal höher und die Menge an Fehl- und Missgeburten hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. „Pestizide in unseren Körpern, in unserem Wasser und in unserem Essen stellen eine Verletzung unserer Menschenrechte dar. Dies muss gestoppt werden.“ Und dann sprach er im Haus der Bauern die Landwirte an: „Um gesund zu bleiben, müssen wir gesunde Lebensmittel haben und dazu müssen wir eine gesunde Erde haben. Die Menschen haben das Recht zu wissen, was die Tiere hier in den Ställen zum Füttern bekommen und wie dieses Futter erzeugt wurde.“ Deutschland importiert die toxisch belasteten Futtermittel in großen Mengen, die über Nutztiere wie Schweine, Kühe und Hühner schließlich in unsere Nahrungskette gelangen, wodurch auch hier die Gesundheit der Bevölkerung beeinträchtigt wird.

Juan Ignacio Pereyra, der zweite Experte, ist Anwalt und vertritt innerhalb einer Anwaltsgemeinschaft Opfer von Pestizideinsätzen. So sind durch die Ausdehnung der Anbauflächen für Export von GVO-Futtermitteln nach Europa die Menschenrechtsverletzungen in den Erzeugerländern angestiegen. Er zeigte unter anderem Bilder von Kindern, die mit schweren körperlichen Defekten in den Anbaugebieten zur Welt kamen. Damit machte Pereyra darauf aufmerksam, dass die Rechte dort mit Füßen getreten werden – etwas, das fern ab unserer Zivilisation tagtäglich geschieht.

Immer mehr Verbraucher hier in Europa erkennen, dass die schlechten Zustände sehr viel mit unserem Konsum- und Einkaufsverhalten zu tun haben. Mittlerweile achten sie bei ihrem Einkauf häufiger auf gesunde, fair und biologisch angebaute Lebensmittel.

Des Weiteren haben beide Referenten aufgezeigt, dass die wirtschaftliche Existenz der Kleinbauern zerstört wird. So werden sie zu Flüchtenden im eigenen Land. Pereyra hatte Ende September dem internationalen Pakt für Menschenrechte Beweise für Menschenrechtsverletzungen durch Monsanto vorgelegt. Damit möchte er den Opfern in Argentinien zu ihrem Recht verhelfen, da das argentinische Justizsystem zu stark von Monsanto beeinflusst ist. Wer mehr über die Menschenrechtsverletzungen nicht nur in Argentinien erfahren möchte, findet im Netz und auf unserer Homepage www.gentechnikfrei21.de viele Infos.