Zahlreiche Jugendliche, aber auch Erwachsenen hatten sich vor der Kirche eingefunden. Foto: Henning Maak

Rund 60 Personen sind zu einer Kundgebung des Bündnisses „Zusammen gegen Rechts Rems-Murr“ gekommen. Dabei wird auch an die Brandstiftung in einer Flüchtlingsunterkunft in Kirchberg erinnert.

Kirchberg - Es waren ungewöhnliche Szenen, die sich am Samstagvormittag auf dem Platz vor der evangelischen Kirche in Kirchberg abgespielt haben: Zahlreiche Jugendliche, zum Teil mit großen Fahnen ausgestattet, aber auch mehrere Erwachsene versammelten sich rund um einen roten Stand mit dem Logo der IG Metall, um ein Zeichen gegen rechtsradikale Übergriffe im Rems-Murr-Kreis, aber auch bundesweit zu setzen. Die Polizei beobachtete die Kundgebung mit einigen Beamten von verschiedenen Seiten aus einiger Entfernung und hatte einen Metallzaun als Abgrenzung zur vorbeiführenden Straße aufgestellt.

Dies war einer von mehreren Umständen, die Tim Neumann, Pressesprecher des Bündnisses, störten: „Man fühlt sich ein bisschen wie ein Affe im Käfig. Auch das Ordnungsamt Backnang hat uns im Vorfeld einige Steine in den Weg gelegt und beispielsweise darauf bestanden, dass wir die Versammlungsbescheide persönlich abholen“, meinte der 24-Jährige. Auch in seiner Rede an die „Kirchbergerinnen und Kirchberger“ sowie „Antifaschistinnen und Antifaschisten“ übte der Student Kritik an den Ordnungshütern: Sie zeigten bei zahlreichen Straftaten von rechts im Rems-Murr-Kreis keinerlei Aufklärungs- und Verfolgungswillen und könnten in vielen Fällen keine Ermittlungsergebnisse vorweisen.

Neumann erinnerte in seiner Rede unter anderem an die Angriffe auf den Rudersberger Journalisten Alfred Denzinger, dessen Auto mehrfach mit Farbe beschmiert worden sei. Anfang des Jahres sei ein Flüchtling aus Nigeria in Burgstetten von einem Fahrer verprügelt worden, weil er eine Pizza mit in den Bus habe nehmen wollen. Und nicht zuletzt hob Neumann den Brandanschlag auf die damals leer stehende Flüchtlingsunterkunft in Kirchberg vor gut zwei Wochen hervor, bei der zwar niemand verletzt wurde, die aber in fataler Weise an den Anschlag auf die Unterkunft in Weissach im Tal zur Hochzeit der Flüchtlingswelle 2015 erinnere. Laut Neumann liegt die Ursache für solche Taten im Erstarken rechter Organisationen und Parteien.

Vor allem die AfD sei dafür verantwortlich, dass sich der öffentliche Diskurs immer weiter nach rechts verschoben habe und systematisch Hetze gegen Flüchtlinge betrieben werde. Diese geistige Brandstiftung ermutige rechte Terroristen zu ihren Anschlägen.

Eine weitere Sprecherin der Kundgebung „Ob Halle oder Kirchberg – kein Meter dem rechten Terror“, die ihren Namen nicht öffentlich nennen wollte, forderte, man müsse die Wurzel des Übels beseitigen. „Egal ob beim Bäcker, beim Sonntagsspaziergang oder beim AfD-Stammtisch: Wenn Rechte nicht mit Protest konfrontiert werden, verschwinden sie nicht von selbst, sondern werden noch selbstbewusster und mutiger“, meinte die Frau.

Pressesprecher Tim Neumann zog ein positives Fazit der Kundgebung: „Trotz der kurzfristigen Mobilisierungszeit von drei Tagen haben wir viele fortschrittliche und solidarische Menschen erreicht“, meinte er.