Gleich sieben Kandidaten wollen künftig Marbach verwalten. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die offizielle Vorstellung der Kandidaten zur Marbacher Bürgermeisterwahl am 24. Januar konnte aufgrund von Corona nur digital stattfinden. Die Videos aller sieben Bewerber sind seit Samstagnacht auf der Homepage der Stadt zu sehen. Ein Überblick.

Marbach - Corona hat die Welt weiter fest im Griff und macht ein normales Prozedere bei der Bürgermeisterwahl in Marbach unmöglich. Die Stadt hat sich deshalb Gedanken gemacht – und anders als sonst fand die offizielle Kandidatenvorstellung der Stadt diesmal rein digital statt. Am Freitag wurden in der Stadthalle Videos aller sieben Bewerber aufgenommen. Einzige Vorgabe an die Kandidaten: Die Redezeit durfte 15 Minuten nicht überschreiten. Seit Samstag und noch bis zum Wahltag am 24. Januar können alle sieben Videos auf der Homepage der Stadt unter www.schillerstadt-marbach.de angesehen werden. Aufgenommen wurden die Videos nach Eingang der Bewerbung. Hier ein Überblick darüber, wie sich die Kandidaten präsentiert haben.

Jan Trost
Gemeinsam – das ist das Wort, das die Rede von Jan Trost mit am meisten prägt. Gemeinsam möchte der amtierende Bürgermeister gestalten, gemeinsam Marbach weiter in die Zukunft führen. Immer wieder bemüht er in seiner 15-minütigen Rede, die er über weite Strecken vom Manuskript abliest, deshalb den Slogan „Gemeinsam sind wir stark“ oder betont: „Gemeinsam schaffen wir das.“ Dabei ballt er eine Faust und stemmt sie nach vorne, versucht seine Aussagen mit Gestik zu unterstreichen. Ganz anders, als es bei dem sonst eher ruhig agierenden Stadtchef die Art ist. Inhaltlich geht er auf vieles ein – versucht alle Bereiche, die in den vergangenen Jahren eine Rolle gespielt haben, aktuell Thema sind und zukünftig angedacht sind, in seiner Rede abzudecken. Er spricht über die Innenstadtentwicklung, den Klimawandel, die Bildung sowie das Thema Wohnen und zählt jeweils zahlreiche Punkte auf, die auf seiner Agenda stehen würden – wird er nochmals für acht Jahre gewählt.

Timo Jung
Eine neue Dynamik möchte Timo Jung als Bürgermeister nach Marbach bringen. „Meine 31 Jahre sehe ich nicht als Nachteil – wer damit dennoch ein Problem hat, dem lassen Sie mich sagen: ‚Die Zeit wird das Problem kleiner und kleiner machen’“, erklärt er mit Blick auf sein Alter. Mut für unkonventionelle Ideen und Kreativität schreibt er sich selbst zu und verspricht einen zukunftsorientierten Stil. Er sei bereit, ausgetretene Pfade zu verlassen und Neues zu wagen. Das tut er auch in seiner 13-minütigen Rede. Anders als sonst, gestikuliert Jung weniger und versucht, nicht allzu überschwänglich zu agieren, sondern mit Sachthemen zu punkten. Dabei liest der Leiter der Stabstelle Zentrale Dienste beim Städtetag wenig ab, sondern redet meist frei. Marbach als klimafreundliche Modellstadt könnte er sich beispielsweise vorstellen, beim Thema Wohnraum würde er auf eine aktive Bodenpolitik setzen. Entscheidend sei zudem ein Leitbild zu entwickeln: Wo soll Marbach hin?

Dennis Rickert
Als „Favorit für Marbach“ kenne man ihn – und als solchen sehe er sich auch, macht Dennis Rickert zu Beginn seines viereinhalbminütigen Vortrags klar. Bevor der Mann der Satirepartei „Die Partei“ zu seinen selbst ernannten „inhaltslosen Themen“ kommt, nutzt Rickert die Zeit für eine Schelte der Marbacher Zeitung. Wahl-Manipulation sowie eine undemokratische Kandidatenauswahl fürs Leserforum wirft er vor, ehe er zu seiner Idee eines Bierbrunnens kommt. Als „bahnbrechend“ bezeichnet er auch die Idee, auf der Gartenschau Unterkünfte für Geflüchtete aufzustellen, um eine kulturelle Vielfalt zu schaffen und um „mit dem unverschämt hohen Budget der prestigeträchtigen Veranstaltung etwas Gutes zu tun“. Des Weiteren plädiert er für kostenlosen Nahverkehr und eine „trostlose Zukunft“.

Edwin Kubotat
Die aktuelle Corona-Krise ist für Edwin Kubotat das bestimmende Thema seiner elfeinhalbminütigen Rede. Er erzählt von seinem Alltag als Lehrer, den Versäumnissen der Politik hierbei und verweist darauf, dass man zukünftig Ethiker an der Front brauche – also jemanden wie ihn. „Für viele steht ja schon fest, dass der Bürgermeister ein Verwaltungsbeamter sein muss – aber warum?“, fragt er rhetorisch in die virtuelle Runde. Weiter plädiert er für ökologische Nachhaltigkeit, für ihn eines der größten Themen der Zukunft, sowie für einkommensabhängige Kita-Gebühren. Auch die Anbindung der Altstadt zum Neckar spricht er an und verweist dabei auf ein rotes altes Tor in den Holdergassen, das ihn an Gandalf und an Herr der Ringe erinnert, und für das es noch einen Schlüssel gibt.

Tobias Möhle
Auffällig bei der Rede von Tobias Möhle ist vor allem eines: Er redet so gut wie frei. Nur selten blickt er auf seine Notizen. Des Weiteren spricht er die Leute direkt an, nimmt oft die Worte „ihr“, „euch“, „wir“ in den Mund und versucht so, eine Verbindung zu den Wählern herzustellen. Alles in allem setzt er in seiner elfminütigen Rede auf vier Themen-Schwerpunkte, eines davon: der Verkehr. Er plädiert für ein attraktives Mobilitätskonzept und die Realisierung des Mauer-Parkhauses. Auch würde er gerne mutig sein, was eine Umgehungsstraße für Marbach angeht. Damit sei vielen geholfen und es würde die Attraktivität der Innenstadt steigern, ist er sich sicher. Weg wolle er als Bürgermeister zudem vom derzeit „starr empfundenen Beamtentum“, und hin zum „Partner und Dienstleister für die Bürger“.

Andreas Freund
Wie Jan Trost kostet Andreas Freund die 15 Minuten Redezeit voll aus. Dabei erzählt er von allen Kandidaten am längsten von sich, thematisiert im Anschluss zahlreiche Punkte. Denn Marbach sei für ihn eine „Stadt der Möglichkeiten“. Aus diesem Grund wolle er auch ein paar Jahre mit Bedacht Geld ausgeben, um dann danach die Früchte zu ernten. Marbach müsse interessanter werden – für die Bürger genauso wie für Touristen. Deshalb setze er sich für ein intelligentes Park-Leitsystem, mehr Radwege sowie für zahlreiche Ideen ein, die helfen, Gewerbe und Handel in der Stadt anzusiedeln und zu halten. Start-Ups möchte er eine Chance geben. Zudem fände er es gut, wenn sich Bürger etwa mit Kapital an Unternehmen beteiligen. Denn dann würde sich später die Frage gar nicht stellen, ob ein Unternehmen abwandere.

Ulrich Raisch
Anders als alle anderen Kandidaten spricht Ulrich Raisch in seiner Rede über vieles – nur nicht über Themen, die die Stadt Marbach direkt betreffen. Er erzählt von sich, allgemein über das Amt des Bürgermeisters, die außergewöhnliche Situation in der Corona-Pandemie, Friedrich Schiller und Apfelbäume, die man pro Kind pflanzen sollte. Und dann ist da natürlich noch der Musikkindergarten, Raischs Herzensprojekt. Mit dem Eröffnen eines solchen hätte Marbach ein Alleinstellungsmerkmal, betont er und sagt zudem: „Ich kenne meine Chancen, aber ich verspreche Ihnen, wenn ich eine Chance bekomme, werde ich immer da sein, wohin Sie mich berufen.“

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