Rathauschef Marcus Kohler (rechts) hat die beiden Erdmannhäuser Foto: Werner Kuhnle

Für Senioren ist es immer noch schwierig, an einen Termin für die Corona-Impfung zu kommen. Doch auch der Weg zum Kreisimpfzentrum in Ludwigsburg stellt für viele ein Problem dar. In Erdmannhausen bekommen ältere Menschen dabei Unterstützung.

Erdmannhausen - Zahlreiche Senioren dürften derzeit das gleiche Problem haben: Sie scheitern häufig an den technischen Vorgaben, um an einen persönlichen Impftermin zu gelangen. Denn wie die beiden Erdmannhäuser Helga Rohde oder Georg Franz kommen viele, die laut Impf-Priorisierung eigentlich berechtigt sind, telefonisch einfach nicht durch, um einen Termin zu vereinbaren. Für die 80-jährige Helga Rohde war die Möglichkeit, über das Internet einen Termin zu bekommen, ebenfalls keine machbare Alternative. Für viele Senioren stellt zudem die Hin- und Rückfahrt zum Impfzentrum ein Problem dar.

Ein Dilemma, das die Gemeinde Erdmannhausen nicht einfach nur hinnehmen wollte. Deren Kämmerer Eberhard Immel kam bereits Anfang des Jahres auf die Idee, dass doch der Krankenpflegeverein den Transport betagter Impfkandidaten übernehmen könnte. Die Gemeinderätin Vanessa Gruber machte schließlich den Vorschlag, dass engagierte Bürger sich um die schwer zu ergatternden Impftermine kümmern sollten. Eine Aktion der Gemeindeverwaltung, bei der rund 350 Bürger ab 80 Jahren angeschrieben wurden, ermöglichte es schließlich, exakte Daten zu erhalten, um konkreter planen zu können. „Wir erhielten gut 100 Rückmeldebögen“, freute sich Bürgermeister Marcus Kohler darüber, dass viele Senioren das Hilfsangebot annahmen und Unterstützung bei der Termineinholung bekommen konnten.

Von da an war das Team „Erdmannhausen hilft“ gefordert, das sich mit Daniela Baumgärtner-Bauer, Linda Di Doi, Vanessa Gruber, dem Ehepaar Kavermann, Sven Laub, Wolfram Linnebach, Jürgen Lutz, Michelle Ruoff, Pfarrer Martin Weigl sowie Nico Zolic rasch gebildet hatte. Sie alle setzten sich – meist um Mitternacht – an ihre Computer und buchten für die rund 100 Senioren gleich beide Impftermine, die nötig sind, um auch wirklich den vollen Schutz zu garantieren.

Rund 50 Senioren hatten zudem auf dem Rückmeldebögen notiert, dass sie auch in den Genuss des Fahrdienstes kommen wollten. Deshalb fahren nun regelmäßig bis zu drei Busse von Erdmannhausen in das Ludwigsburger Impfzentrum. 38 Senioren haben inzwischen ihre Erstimpfung auf diesem Weg erhalten. Gerhard Deisch, Andrea Degner, Albert Fischer, Heinz Andreß, Wolfgang Glock, Hariolf Ehmann, Hans-Georg Götz, Roland Pfersich und Walter Ringel organisieren die Transporte und begleiten die Fahrer, die maximal drei Personen aus zwei Haushalten an ihren Bestimmungsort bringen. Und dafür ist sich auch der Gemeindechef keineswegs zu schade. „Es macht mir sogar Spaß“, betont der Bürgermeister, der in der gelegentlichen Chauffeurtätigkeit „auch etwas Abwechslung findet“ und dafür sogar seinen Friseurtermin vorverlegte. Am Dienstag lenkte Kohler den Kleinbus, der von Eberhard Immel für die Fahrdienste zur Verfügung gestellt wird. Ein weiterer Bus kommt vom Krankenpflegeverein, und einen dritten stellt der Erdmannhäuser Martin Probst zur Verfügung.

Um die Mittagszeit herum stiegen Helga Rohde und Georg Franz aus dem Bus, der von Marcus Kohler direkt vor dem Impfzentrum geparkt wurde. Ein wenig aufgeregt zeigten sich die beiden Impfkandidaten schon, die von Albert Fischer begleitet wurden. Es gab ja auch viel zu sehen in dem Zentrum, das gleich mehrere Impfstraßen beherbergt, durch welche die Impfwilligen geschleust werden. Jeder Besucher wird registriert und zu einer Kabine weitergeleitet, wo ein Impfaufklärungsfilm auch die beiden Erdmannhäuser erwartete. Danach folgte für beide ein persönliches Arztgespräch, das die Allgemeinmedizinerin Laila Chekani-Azaran führte, bevor es schließlich zum ersehnten Piks gegen das Coronavirus kam. Die frisch Geimpften stehen dann erst einmal für knapp eine halbe Stunde unter medizinischer Kontrolle, ehe sie wieder nach Hause dürfen.

Landrat Dietmar Allgaier stattete dem Impfzentrum übrigens zeitgleich mit den Erdmannhäusern einen Besuch ab und überzeugte sich persönlich davon, dass alles gut läuft. „Es gibt pro Tag nur etwa zwei Impfverweigerer, die sich nach der obligatorischen Aufklärung gegen den schützenden Impfstoff entschließen“, war dabei von ihm zu erfahren.