Die Marbacher Wähler dürfen am 7. Februar erneut ihr Kreuzchen machen. Foto: imago

Kritik an der Arbeit der Lokalzeitung ist erlaubt, aber sie hat Grenzen, wenn Menschen beleidigt oder bedroht werden.

Marbach/Bottwartal - Wir Zeitungsleute teilen viel aus. Wir berichten und kommentieren kritisch. Wir müssen aber auch einstecken können. Wir sind einiges gewohnt, setzen uns aber auch intensiv mit Kritik an uns auseinander. Uns ist bewusst, dass, obwohl unsere Redakteure ihr journalistisches Handwerkszeug beherrschen, wir nicht unfehlbar sind. Dann stehen wir zu unseren Fehlern und berichtigen. Oftmals werden wir aber nur als der Bote geschlagen, der die unangenehme Nachricht überbringt. Gerade jetzt in der heißen Phase des Bürgermeister-Wahlkampfs steht wieder die Lokalzeitung im Kreuzfeuer der Kritik.

Das an sich ist nicht ungewöhnlich in einem Wahlkampf, bei dem der Amtsinhaber herausgefordert wird. Diese Erfahrung haben wir im Laufe der Jahre in den Kommunen unseres Verbreitungsgebietes oft gemacht. Jede kritische Berichterstattung und jeder Kommentar unserer Zeitung werden auch nachträglich noch auf die Waagschale gelegt. In den sozialen Medien wird Presseschelte geübt und beklatscht. Dabei werden auch Grenzen überschritten.  Persönliche Beleidigungen gegen unsere Mitarbeiter sind ebenso wenig akzeptabel wie anonyme Drohbriefe im Briefkasten unserer Redaktionsleiterin –  leider wohl ein Zeichen unserer Zeit, das zur traurigen Normalität zu werden droht.

Weshalb ich mich heute hier an Sie wende, ist, darum zu bitten, es an einer anderen Stelle nicht so weit kommen zu lassen. Es geht um die Veröffentlichung von Leserbriefen von Stadt- und Gemeinderäten. Seit Tagen wird der Redaktion vorgeworfen, sie würde nicht ausgewogen agieren. Sogar der Begriff der Zensur wird benutzt! Hintergrund ist, dass zwei Stadträte vergeblich versucht haben, ihre Wahlempfehlung via Leserbrief in unser Blatt zu bringen. Zur Klarstellung: Es ist ein langjähriges Statut unserer Zeitung, Leserbriefe von Mandatsträgern wie Gemeinde- oder Stadträte nicht zu veröffentlichen. Das gilt von Beilstein bis Marbach. Das machen auch viele andere Zeitungen so. Die Räte haben die Möglichkeit, sich innerhalb des Gremiums oder über Erklärungen ihrer Fraktionen zu äußern, auch der Anzeigenteil steht ihnen für Wahlwerbung offen, aber nicht die Leserbriefspalten unserer Zeitung. Diese sind Bürgern vorbehalten, die kein Amt bekleiden. Unsere Redaktion hat von allen Fraktionen die Stellungnahmen und Positionierungen zur BM-Wahl bereits veröffentlicht. Außerdem werden alle anderen Leserbriefe zur Wahl bis einen Tag vorher von uns veröffentlicht. Deshalb meine Bitte nach dieser langen Vorrede, liebe Stadträtinnen und Räte, liebe Leserinnen und Leser, respektieren Sie bitte dieses Statut und haben Sie Verständnis für unsere Regeln. Bitte nutzen Sie unseren Lokalteil vielmehr als Informationsangebot zur eigenen Meinungsbildung. Kai Keller, MZ-Geschäftsführer