Die neue Variante sorgt für Verwirrung. Foto: imago images//Sascha Steinach

In Land und Bund reißen auch Regionen mit vorbildlichem Impfverhalten die Statistik. Omikron bringt einiges durcheinander.

Stuttgart - Die Stadt Pforzheim galt in Baden-Württemberg lange als Stiefkind in der Coronapandemie. Im Dezember war sie Schlusslicht bei der Impfquote, nur 59,7 Prozent der Bevölkerung waren vollständig immunisiert, hatten also beide Corona-Impfungen. Im Vergleich dazu galten die Unistädte Heidelberg und Freiburg mit einem Anteil von 70,5 Prozent beziehungsweise 72,5 Prozent an voll Immunisierten als vorbildlich, die Stadt Baden-Baden lag mit 76,8 Prozent gar an der Spitze. Auch die Sieben-Tage-Inzidenz war in Pforzheim stets höher als im Landesschnitt.

Pforzheim plötzlich mit niedriger Inzidenz

Nun allerdings hat sich die Statistik gedreht. Der Stadtkreis Pforzheim verzeichnete am Wochenende laut Landesgesundheitsamt eine Inzidenz von „nur“ 287, in Freiburg lag sie dagegen bei 517, in Heidelberg bei 394 und in Baden-Baden bei 344. Woran das liegt – hohe Inzidenzen trotz guter Impfquoten – versucht Pascal Murmann, Pressesprecher im Sozialministerium in Stuttgart, zu beantworten: „Es gibt da keine einfachen Erklärungen. Eine Zweit- beziehungsweise Auffrischimpfung schützt zwar immer noch vor schweren Verläufen, aber bei Omikron nicht mehr so gut vor der Ansteckung. Daneben ist natürlich die Mobilität in Städten höher; die Menschen leben dichter aneinander.“ Gerade in Unistädten seien Studierende über die Semesterferien nach Hause gefahren und hatten dort vermutlich mehr Kontakte im privaten Umfeld. Auch das könne zu einer stärkeren Verbreitung geführt haben.

Entkopplung der Impfquote in Bremen

Auch auf Bundesebene ist das Phänomen erkennbar: Ausgerechnet Bremen, das Land mit der höchsten Impfquote (84,2 Prozent), musste laut Zahlen des Robert-Koch-Instituts vom Montag die höchste Sieben-Tage-Inzidenz melden: 1028. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 375. Eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums sagte dazu: „Die Ausbreitung von Omikron ist in den Bundesländern sehr unterschiedlich.“ Sie habe in der letzten Dezemberwoche zwischen drei Prozent in Sachsen-Anhalt und 86 Prozent in Bremen gelegen. „Die Schwankungen ergeben sich aus der unterschiedlichen Häufigkeit von Testungen auf das Vorhandensein von besorgniserregenden Varianten in den Ländern, den Verzögerungen in der labordiagnostischen Erfassung und Übermittlung sowie der Ausbreitung ausgehend von Ballungsräumen.“ Omikron sei mittlerweile in fast allen Landkreisen nachgewiesen.

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