Friedrich Link wirft einen Blick in den Taubenturm, der kurz vor Weihnachten aufgebaut worden ist. Foto: Werner Kuhnle

Der Ort übernimmt mit dem Projekt eine Vorreiterrolle im Landkreis. Im Ortschaftsrat ist das Thema immer hitziger diskutiert worden.

Großbottwar-Winzerhausen - Die Klagen über Tauben, die Dächer, Gärten und anderes mehr mit ihrem Kot verdrecken, sind in den vergangenen Jahren in Winzerhausen lauter geworden. Vor allem im Ortschaftsrat wurde das Thema zuletzt immer hitziger und schärfer diskutiert. Eventuell werden die Kritiker aber bald schon verstummen. Denn die Stadt hat inzwischen auf die Beschwerden aus der Bevölkerung reagiert und einen Taubenturm aufstellen lassen – und damit eine Vorreiterrolle übernommen. „So etwas gibt es meines Wissens im Landkreis Ludwigsburg noch nicht“, erklärt nämlich der Fachmann Klaus Ruge, seines Zeichens Schriftführer des Nabu Kreisverbandes.

Haupttriebfeder bei dem Projekt war der bekennende Tierfreund und Winzerhäuser Ortsvorsteher Friedrich Link. „Wir machen damit schon seit Jahren rum“, sagt er zum Taubenproblem. Also habe er überlegt, wie sich die Lage vielleicht in den Griff kriegen lässt. Die zündende Idee kam ihm bei einem Besuch der Stuttgarter Leonhardskirche: In dem Gotteshaus waren Taubenschläge eingerichtet. Das könne man doch in Winzerhausen auch versuchen, dachte sich Friedrich Link. Zumal das Prinzip recht einfach ist und dennoch kein Tier zu schaden kommt. Das Ganze funktioniert so, dass die Vögel in den künstlich geschaffenen Brutstätten ihre Eier ablegen. Das Gelege wird daraufhin von Helfern durch Attrappen ersetzt, wodurch die Population zurückgefahren werden soll.

Die Vision von Friedrich Link, es den Leuten in der Landeshauptstadt nachzumachen, ist inzwischen Wirklichkeit geworden. Der Taubenturm im Ort ist kurz vor Weihnachten installiert worden. Und zwar in einem Garten in der Grönerstraße. Das Grundstück hat die Kommune im Zuge der Ortskernsanierung erworben. Irgendwann könnten auf dem Areal Parkplätze entstehen. Vielleicht behält die Stadt das Terrain aber zunächst auch in der Hinterhand, um es als Tauschfläche einsetzen zu können. Bis es so weit ist, darf der Taubenturm aber hier bleiben. Die Konstruktion sei so beschaffen, dass sie jederzeit abmontiert und woanders wieder aufgebaut werden könnte, versichert Friedrich Link.

Angefertigt wurde der Turm von einem Holzbauunternehmen aus Großbottwar. Er ist um die vier Meter hoch und bietet Platz für rund 40 Tauben. Reinflattern können die Vögel über eines der Löcher, die in die Wände geschnitten sind. Außerdem lasse sich jede Kammer öffnen, betont Friedrich Link. Das sei nicht zuletzt deshalb wichtig, um den Turm reinigen zu können.

Das ist jetzt allerdings noch nicht nötig. Denn bislang haben die Tauben das eigens für sie gezimmerte Domizil nicht bezogen. Um sie dorthin zu locken, werden die Vögel zwar angefüttert – aber darauf springen sie derzeit nicht an. Dazu sei es schlicht noch zu warm, erläutert Friedrich Link. „Zuerst muss Schnee liegen“, weiß der Ortsvorsteher. Aber Ziel sei natürlich, dass die Tiere am Ende nicht mehr hier und da brüten, sondern an dieser einen Stelle konzentriert werden, um sie dann besser kontrollieren zu können. „Ich hoffe, dass dadurch wieder Sauberkeit und Friede im Ort einkehren“, sagt Friedrich Link. Das sei umso wichtiger, als der Flecken im Rahmen der Sanierung gerade herausgeputzt werden solle.

Der Taubenturm wäre allerdings nicht im Sinne des Erfinders und ohne Nutzen, wenn sich am Ende niemand darum kümmern würde. Ein Problem, das auch schon andernorts aufgetaucht ist. Doch Friedrich Link hat jemanden an der Hand, der diese Aufgabe schultern möchte. „Was die Pflege angeht, hat jemand großes Interesse. Dabei handelt es sich um jemanden, der auch eine Art dafür hätte“, sagt der Ortsvorsteher.