Volker Nagel ist wichtig, dass die Qualität beim Leder stimmt. Foto: Werner Kuhnle

Zu den Kunden von Gmelich in Großbottwar zählen unter anderem Audi und Lamborghini. Auch Pariser Flughäfen werden beliefert.

Großbottwar - Den Wenigsten wird das bewusst sein. Und doch ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man es sich als Bundesbürger schon auf Leder der Firma Gmelich und Söhne bequem gemacht hat. Der eine bei einer Zugfahrt mit der Deutschen Bahn. Der andere in einem Flieger von Air Berlin. Der nächste vielleicht einfach auf einem Sofa. Das Großbottwarer Unternehmen gehört nämlich laut Geschäftsführer Volker Nagel im Polstermöbelbereich zu den zwei größten Zulieferern im Land. „Vom Namen her sind wir sicher ganz oben angesiedelt“, fügt er hinzu.

Volker Nagel verweist in diesem Zusammenhang auf die prominente Kundschaft aus unterschiedlichen Branchen. Das Lenkrad eines Lamborghini Gallardo ist beispielsweise mit Leder aus dem Bottwartal ummantelt. Das gilt auch für die Flitzer von Audi, die bei der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft um den Titel kämpfen. Außerdem sind die Motorrad-jacken von BMW aus Gmelich-Leder gefertigt. Zu den größten Clous der vergangenen Jahre gehört aber der Auftrag, den die Firma aus Frankreich an Land gezogen hat. „Alle Pariser Flughäfen sind bald mit Sitzgelegenheiten aus unserem Leder bestückt“, freut sich der Geschäftsführer. Er spricht dabei von einer Größenordnung von 40 000 Plätzen. Nicht zu verachten sind auch die 18 000 Quadratmeter gegerbte Tierhaut aus Großbottwar, die im Hotel der Etihad Towers in Abu Dhabi verarbeitet wurden. Schmücken kann sich das Unternehmen zudem mit der Auszeichnung als Lieferant des Jahres 2011 bei der Möbelmanufaktur Kusch.

Die Basis für derartige Erfolge wurde in der Bachstraße gelegt, wo die Firma 1923 gegründet wurde. Nach und nach verlegte man dann das Geschäft in die Kreuzstraße und damit ins Gewerbegebiet. Dieser Prozess wurde im Juni mit dem Umzug von Verwaltung und Lager endgültig abgeschlossen. „Anders hätte es einfach keinen Sinn mehr ergeben“, sagt Volker Nagel. Als Ansprechpartner müsse er im Grunde permanent vor Ort sein.

Die Umstrukturierung ist damit jedoch nicht abgeschlossen. Die Maschinen sollen jetzt noch in der Reihenfolge platziert werden, in der sie tatsächlich im Produktionsprozess benötigt werden. Damit muss die Ware nicht mehr auf unnötig langen Wegen hin- und hergeschoben werden. Angesichts der tonnenschweren Maschinen lässt sich das nicht an einem Nachmittag bewerkstelligen. Ende des Jahres werde es so weit sein, schätzt Volker Nagel. Im kommenden Frühjahr werde man dann einen Tag der offenen Tür anbieten, an dem sich die Bürger selbst ein Bild vom neuen Zuhause der Traditionsgerberei machen können.

Bei dieser Gelegenheit werden die Besucher bestimmt auch darauf hingewiesen, dass Qualität das A und O für Gmelich ist. „Das und Zuverlässigkeit sind die wichtigsten Kriterien für uns“, betont Volker Nagel. Über den Preis könne man dagegen nicht mit der Konkurrenz aus dem Ausland mithalten, erklärt er. Stichwort hohe Lohnnebenkosten und vergleichsweise strenge Umweltauflagen.

Das Konzept von Gmelich, sich über Qualität am Markt zu behaupten, scheint aufzugehen. 1999 waren 70 Mitarbeiter für das Unternehmen tätig. Der Umsatz lag bei zehn Millionen Euro. Jetzt bewegt der Betrieb fast 20 Millionen Euro pro Jahr und beschäftigt rund 130 Leute. Inzwischen kommt es auch immer häufiger vor, dass die Verantwortlichen selbst keine Akquise mehr betreiben müssen, sondern von potenziellen Auftraggebern angerufen werden. „Unser Name hat sich in den verschiedenen Branchen herumgesprochen. Wir haben da eine Nische besetzt“, sagt Volker Nagel. Die Wahrscheinlichkeit bleibt also vermutlich groß, irgendwann einmal auf Leder aus Großbottwar zu stoßen. Übrigens auch im Ausland, wo rund 50 Prozent der Geschäfte abgewickelt werden.