Um bis zum Storchennest zu gelangen, kommt eine vier Meter lange Teleskopstange zum Einsatz. Foto: Werner Kuhnle

Um den Adebar wieder nach Großbottwar zu locken, sind die Nester auf dem Rathausdach, in Winzerhausen, im Sauserhof und im Holzweilerhof gekalkt worden.

Großbottwar - Gut aussehen tut es schon einmal“, sagt Großbottwars Bürgermeister Ralf Zimmermann mit einem Schmunzeln im Gesicht, als die beiden Bauhofmitarbeiter Klaus Aufrecht und Gerhard Gruber dick eingepackt den Korb der Feuerwehrdrehleiter besteigen. Mit dabei haben sie einen Eimer mit so genanntem Brandkalk, den sie auf dem Storchennest verteilen. „Mit dieser Maßnahme gaukeln wir den Störchen vor, dass sich ein Artgenosse in der Gegend aufhält und locken ihn dazu, sich selbst hier niederzulassen“, erklärt Dieter Fischer die Maßnahme. Die weiße zähflüssige Konsistenz solle Storchenkot symbolisieren. Es sei zwar ein Schwindel den Störchen gegenüber, funktioniere aber perfekt.

Der ehemalige Geschäftsführer des Freizeitparks Tripsdrill bezeichnet sich selbst als „Storchenvater“. „Ich habe mich schon als Kind für Störche interessiert“, sagt Dieter Fischer. In Tripsdrill hat er jahrzehntelang dafür gearbeitet, dass sich der Adebar mal wieder niederlässt – was nach 30 Jahren dann auch der Fall war. „Der Plan war, dass Tripsdrill so etwas wie die Storchenzentrale wird und das Zabergäu und das Bottwartal die Störche aufnehmen, die in Tripsdrill keinen Platz mehr finden“, führt Fischer weiter aus.

Vor drei Jahren habe man erstmals Jungvögel dazu bringen können, sich in Horrheim niederzulassen. Vor einem Jahr seien junge Störche erstmals im Zabergäu heimisch geworden. „Es wäre schön, wenn es uns gelingen würde, auch wieder in Großbottwar Störche anzusiedeln – da ja der Storch Wappentier der Stadt ist“, erklärt Dieter Fischer. Seit fünf Jahren sei man nunmehr im Ort dabei, die Störche mit Brandkalk anzulocken. „Wenn wir ein bis zwei Störche hierher bringen könnten, wäre das toll“, sagt Fischer.

Klaus Aufrecht und Gerhard Gruber tun alles dafür: Die 30 Meter lange Drehleiter des Feuerwehrautos ist voll ausgefahren, dennoch sind die beiden Bauhofmitarbeiter noch einige Meter vom Storchennest auf dem Rathausdach entfernt. Mittels einer Teleskopstange, an deren Ende sie eine Bürste gebunden haben, überbrücken sie die fehlende Distanz und benetzen mehrmals das Storchennest mit der weißen Flüssigkeit. Dass dabei auch das Rathausdach einige Spritzer abbekommt, lässt sich nicht vermeiden.

„Da oben ist es nicht kälter als hier unten am Boden“, sagt Klaus Aufrecht, als er und sein Kollege wieder wohlbehalten aus 20 Metern Höhe vor dem Rathaus gelandet sind. Aber man habe einen großartigen Weitblick gehabt. „Wozu ein Feuerwehrauto mit Drehleiter nicht alles gut ist“, witzelt Bürgermeister Zimmermann nach getaner Arbeit an seinem Dienstsitz. Doch für die beiden Bauhofarbeiter geht diese noch weiter: Es gilt, auch noch die Storchennester in Winzerhausen, im Sauserhof und im Holzweilerhof zu kalken.

Für Dieter Fischer geht die Arbeit am 10. März weiter. Dann steht ein Gespräch mit der Landesbeauftragen für den Storchenschutz, Ute Reinhard, über die weitere Vorgehensweise im Bottwartal an.