Die Familie Weigle hat keinen Nachfolger gefunden. Foto:  

Die Bäckerei Weigle schließt ihre Filialen in Großbottwar und Mundelsheim.

Großbottwar - Wieder macht ein alteingesessener Handwerksbetrieb dicht – und ein Grundversorger noch obendrein. Die Großbottwarer Traditionsbäckerei Weigle schließt zum 31. März. Kurt und Ursula Weigle gehen in den Ruhestand, ein Nachfolger konnte nicht gefunden werden. Damit endet eine mehr als 300-jährige Familientradition.

Von der Schließung sind nicht nur die beiden Geschäfte in Großbottwar betroffen, sondern auch die Filiale in Mundelsheim. Dort wird auch kein Bäcker mehr einziehen. Denn der Hauseigentümer hat bereits einen Antrag auf Umwandlung der Geschäftsräume in Wohnraum gestellt.

In Großbottwar wird es dagegen trotz eines fehlenden Direktnachfolgers weitergehen, sagt der Bürgermeister Ralf Zimmermann auf Anfrage dieser Zeitung. Dazu würden Gespräche mit Beteiligung der Familie Weigle und auch der Verwaltung geführt. Hinzu kämen weitere Bäcker, die in der Storchenstadt vertreten seien, sodass man auch in Zukunft frische Backwaren kaufen könne. Trotzdem bedauert er die Schließung der Bäckerei Weigle: „Es ist sehr schade, dass ein solches Traditionsunternehmen schließt, aber das ist eine unternehmerische Entscheidung.“

In Mundelsheim gibt es keine wie auch immer geartete Nachfolgeregelung. Erst im vergangenen Jahr hatte die Metzgerei Stahl ersatzlos dicht gemacht, die Geschäftsräume wurden ebenfalls zu Wohnraum. Als Ersatz dafür habe man ein Metzgerfahrzeug gefunden, das die Weinbaugemeinde zweimal wöchentlich ansteuere, sagte der Bürgermeister Boris Seitz auf Anfrage. Im Fall der Bäckerei Weigle sei die Schließung zwar sehr bedauerlich, aber es gebe, den Filialisten im Netto eingeschlossen, immer noch zwei Bäcker im Ort. „Und wenn sich auf das Inserat des Vermieters kein Bäckernachfolger für Weigle findet, haben wir das als Gemeinde auch nicht in der Hand“, so Seitz.

Bei Weigle wurde das Bäckerhandwerk noch mit Leidenschaft betrieben. Noch im Juli 2013 hatte die Allgemeine Bäckerzeitung über Kurt Weigle berichtet, der neben der Begeisterung fürs handwerkliche Backen mit natürlichen Zutaten auch noch Zeit fürs Musikmachen mit Purple Sun gefunden hat. Dennoch zitierte das Fachblatt Weigle damals schon mit den Worten, die Backbranche könne nicht jubilieren wie ein Kirchenchor zu Ostern. Bäcker zu sein, sei aber kein Beruf, sondern Berufung. Er wolle sich weiterbilden und immer besser werden, zitiert das Fachmagazin weiter. Keine sechs Jahre später ist nun endgültig Schluss. Für Purple Sun haben sich mit der Band Campus junge Nachfolger, zum Teil aus den Familien, gefunden. Bei der Bäckerei hat das nicht geklappt.

Ebenfalls dicht machen wird die Post in Großbottwar – zumindest vorerst. Ein Schild weist am Eingang des Großbottwarer Edeka darauf hin, dass eine Fläche zu vermieten sei. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass es sich dabei um die örtliche Post handelt. Auch einem aufmerksamen Leser ist aufgefallen, dass eine Veränderung ansteht. Nach Auskunft der Post sucht man tatsächlich einen Nachfolger. „Der Betreiber der Partner-Filiale in der Kleinaspacher Straße 3 hat den Vertrag mit uns fristgerecht zum 30. April 2019 gekündigt“, so Post-Sprecher Hugo Gimber. Die Vertriebsleitung verhandle bereits mit Interessenten. „Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.“ Nach den Vorgaben müsse auf jeden Fall eine stationäre Einrichtung in Großbottwar betrieben werden. Nach der Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDL) ist dies in allen Orten ab 2000 Einwohner Pflicht. Ab 4000 Einwohnern, die Großbottwar ja hat, müsse alle 2000 Meter eine „stationäre Einrichtung“ vorhanden sein. Der DHL-Paketshop in der Nelkenstraße 2 sei ein zusätzliches Angebot, so der Postsprecher. „Er zählt nicht als stationäre Einrichtung.“

Bürgermeister Ralf Zimmermann hat gestern von dem Wechsel gehört. „Ich bedauere es, wenn der Betreiber aufhört.“ Die Post habe ihm in einem Gespräch aber „glaubhaft versichert“, dass man mit Interessenten im Kontakt sei. „Es wird also nahtlos weiter gehen. Da werde ich die Post beim Wort nehmen“, so Zimmermann.