Kevin Broll hat in dieser Saison bereits drei Elfmeter gehalten. Foto: Archiv (avanti)

Kevin Broll, der Torhüter der SG Sonnenhof Großaspach macht in diesem Jahr ordentlich auf sich aufmerksam. Ein Interview.

Großaspach - Seine vierte Saison spielt Torhüter Kevin Broll inzwischen beim Dorfklub SG Sonnenhof Großaspach. In so einer guten Verfassung wie in diesem Jahr hat man den 23-Jährigen jedoch selten erlebt. Was der gebürtige Mannheimer noch so vor hat, warum bei ihm immer wieder seine Größe Thema ist und was er von spitzbübischen Zuschaueraktionen hält, erzählt er im Interview.

Wenn man einen Blick in die Social-Media-Kanäle wirft, dann stolpert man über einen Trailer über Dich. Telekom Sport hat in diesem Deine drei gehaltenen Elfmeter in dieser Saison zusammengeschnitten. Hast Du das Video auch gesehen?

Ja, da haben mich schon einige Leute markiert und mir den Link auf Facebook geschickt. Das habe ich mir natürlich angeschaut, es ehrt einen natürlich auch ein bisschen. Der Mannschaft mit meinen Paraden helfen zu können, ist eine tolle Sache.

Würdest Du sagen, dass Du aktuell eine Deiner besten Saisons spielst?

Die vergangenen beiden Jahre laufen sehr gut für mich. Es gehört natürlich auch immer ein Quäntchen Glück mit dazu, aber auch das muss man sich hart erarbeiten. Und weiter täglich alles geben, um noch besser zu werden. Ich denke, ich bin noch nicht am Ende meines Könnens.

Es heißt oft, Du wärst einer der besten Torhüter der Liga. Siehst Du das auch so?

Das müssen andere Leute beurteilen. Dafür gibt es Statistiken und Beobachter. Ich will für die Mannschaft da sein, wenn sie mich braucht.

Du hast in dieser Saison schon einige gute Paraden gezeigt. Aber eben auch drei Elfmeter gehalten. Gab es das schonmal?

Letzte Saison waren es auch drei. Ich hoffe aber, es kommen diese Saison noch welche dazu. Ist halt immer etwas Krimi.

Ist es letztendlich Glück, den Ball zu halten?

Das Tor ist so groß, der Ball ist so klein. Normalerweise musst du das Ding da rein hauen. Aber wie man sieht, klappt das halt auch nicht immer. Wenn ich die richtige Ecke habe, versuche ich den Ball natürlich auch vom Tor wegzuhalten. Du musst in einer Millisekunde die Entscheidung treffen, in den vergangenen Monaten ist mir das bereits einige Male gut gelungen. Das ist wohl das Glück des Tüchtigen . . .

Es ist jetzt Deine vierte Saison in Großaspach. Dein Vertrag läuft im Sommer aus. Weißt Du schon, wie es weitergeht?

Mein Vertrag läuft aus. Ich konzentriere mich in der jetzigen Phase weiter darauf, gute Leistungen abzuliefern. Alles weitere ergibt sich dann in den gemeinsamen Gesprächen.

Gibt es bei Dir Ambitionen, weiter nach oben zu kommen?

Jeder ambitionierte Spieler will sich sportlich weiter entwickeln — Schritt für Schritt. Mein nächstes Ziel ist es, mit der SG weiter erfolgreich zu sein, damit wir die Klasse halten.

Es heißt oft, Du wärst zu klein für die 1. oder 2. Bundesliga. Ist das ein Mythos oder kannst Du als Torwart wirklich zu klein sein?

Dass ich der Gladiatoren-Pflicht im deutschen Torwartleben nicht gerecht werde, das sieht jeder (lacht). Es gibt einige, die sagen: ‚Der ist zu klein, der ist zu klein.’ Aber wenn man sich anschaut: Ein Yann Sommer oder ein Marc-André ter Stegen sind auch nur 1,83 und 1,87 Meter groß, spielen aber Bundesliga und Champions League. Im Endeffekt geht es halt darum, was du hältst und was nicht. Du kannst 1,96 Meter groß sein und nicht den Ball in der Ecke halten. Und dann siehst du so einen ter Stegen, der am Mittwoch wieder hammermäßig gehalten hat und er ist halt zehn Zentimeter kleiner als andere.

Wie groß bist Du?

Circa 1,85 Meter. Ich denke mir auch immer: Hätte ich jetzt doch noch zwei Zentimeter mehr. Aber wenn ich mir dann zwei Meter große Torhüter anschaue, die dasselbe Tor bekommen, dann hörst du auf zu hadern.

Ihr musstet euch in dieser Saison schon mit vielen Unentschieden abfinden. Wie fällt Dein bisheriges Fazit aus?

Viele Spiele hätten in viele verschiedene Richtungen gehen können. Wir hätten manchmal viel höher verlieren können, hätten aber auch das ein oder andere Spiel viel weniger dramatisch gestalten können, wie jetzt etwa gegen Uerdingen. Aber zurückblicken ändert nichts. Wir müssen weiterhin hart arbeiten, demütig bleiben und schauen, dass die Ergebnisse positiv für uns ausfallen. Unentschieden sind je nach Spielverlauf okay. Aber in der Situation, in der wir gerade sind, helfen Dreier natürlich noch wesentlich besser. Unser Ziel muss wie gegen Uerdingen sein, immer 120 Prozent zu geben, um das Ding wirklich reißen zu wollen.

Jetzt habt Ihr es zweimal gerissen – und das ausgerechnet gegen den Ersten und den Fünften. Was ist denn da passiert?

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was da passiert ist. Wir haben einfach weitergespielt und an uns geglaubt. Wir haben uns einen Plan erarbeitet, der beim 2:0 in Osnabrück aufgegangen ist. Dass wir als 19. beim Spitzenreiter gewinnen, damit hätte keiner gerechnet. Man hat gesehen, was möglich ist, wenn man kämpft und bereit ist, alles zu tun. Das hat sich dann wahrscheinlich in den Kopf gebrannt. Auch gegen den hochgehandelten KFC Uerdingen hat sich das ausgezahlt.

Jetzt geht es am Freitagabend um 19 Uhr zum Schlusslicht VfR Aalen. Was erwartest Du da für ein Spiel?

Ein viel ekligeres als gegen Osnabrück oder Uerdingen. Viele fiebern dem Schwabenderby schon entgegen. Aalen hat eine super Mannschaft mit klasse Einzelspielern. Auch wenn es beim VfR gerade nicht so läuft, tun wir gut daran, nochmal eine Schippe draufzulegen.

Haben Euch die Wintervorbereitung und Eure Neuzugänge noch einen Schritt nach vorne gebracht?

Sicherlich. Die Vorbereitung in Spanien war super, die Neuzugänge Kai Brünker und Zlatko Janjic haben uns weiter verstärkt. Beide haben sich prima integriert. So soll und kann, nein muss das sogar weitergehen, um nicht weiter in Schwierigkeiten zu kommen.

Eure Auswärtszuschauer sorgen im Netz ja immer wieder für Lacher. Zuletzt hat der kleine Auswärtstrupp Pappfiguren auf die Tribüne gestellt zur Unterstützung. Wie findet Ihr solche Aktionen?

Ich fand es ganz lustig, spitzbübisch. Es ist doch toll, wenn man auch über sich selbst lachen kann.

Das konnte die Gruppe auch in Dresden mit ihrem Banner: „Könnt ihr bitte zwei Minuten ruhig sein, damit man uns auch hört“. Eine ähnliche Aktion . . .

Das sind ganz sympathische Jungs, die immer einen Scherz auf den Lippen haben und uns prima unterstützen. Natürlich würden wir uns alle freuen, wenn der Zuspruch weiter anwächst. Dafür tun wir auf dem Platz alles. Auf der anderen Seite ist es gerade auch das familiäre Ambiente, was die SG Sonnenhof Großaspach ausmacht und uns von vielen anderen Clubs abhebt.