Ein 29-Jähriger Dieb wurde vom Amtsgericht Ludwigsburg zu einer zweieinhalbjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Foto: jsw

Weil ein 29-Jähriger schon mehrfach gestohlen hat, wurde er vom Schöffengericht am Amtsgericht Ludwigsburg zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Einsicht hat er nicht gezeigt.

Benningen - Er hält das Land für das Paradies und will für immer hier leben. Sein Verhalten jedoch bringt einen jungen Mann immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Für mehrere Diebstähle und einen Wohnungseinbruch musste sich der 29-Jährige aus Benningen am Montag vor dem Schöffengericht am Amtsgericht Ludwigsburg verantworten. Die Anklage umfasste den Diebstahl von Fahrrädern, einer Uhr samt Armkette sowie Handys, Parfum und einer Packung Shorts.

Die Anklageschrift begann mit einem dreisten Diebstahl im Februar dieses Jahres in einer S-Bahn von Stuttgart nach Winterbach. Der 29-Jährige stahl dort einen schlafenden Fahrgast die Armbanduhr und eine Kette im Gesamtwert von rund 250 Euro. Besonders heikel: Der Angeklagte war da gerade einmal zweieinhalb Monate aus dem Gefängnis entlassen gewesen. Das Überwachungsvideo aus der S-Bahn zeigt, wie er einen Versuch abbricht, als die Person aufwacht, bei zwei anderen Fahrgästen steckt er Gegenstände ein. Nur einen der Geschädigten konnte die Polizei ermitteln.

Danach ging es munter weiter. Im April entwendete er mit einem gesondert verfolgten Kumpel am Bahnhof Backnang ein gesichertes Fahrrad, nur wenige Tage später klaute das Duo ein weiteres Fahrrad am Bahnhof Esslingen. Es folgten im Juni der Diebstahl eines Parfums in einem Drogeriemarkt in Ludwigsburg, einen Monat später schnappte er sich eine Packung Shorts in einem Einkaufsmarkt in Waiblingen, ohne zu bezahlen.

Auch wenn der Angeklagte für die Ermittlungsbehörden längst kein Unbekannter mehr ist, hat das Gericht es sich nicht leicht gemacht: Für die Beweisaufnahme wurden elf Zeugen gehört, wozu auch zwei Dolmetscher gebraucht wurden. Neben einer Beamtin der Bundespolizei und Kollegen aus verschiedenen Polizeidienststellen berichteten auch Passanten von ihren Beobachtungen.

Für den Anklagevorwurf des Wohnungseinbruchs Ende Mai konnten gleich drei Betroffene im Gerichtssaal gehört werden. „Ich wollte nur einen Kumpel besuchen“, rief der Angeklagte fast trotzig dazwischen. Damals stieg der 27-Jährige mitten in der Nacht in die Asylunterkunft in Kornwestheim durch ein Küchenfenster ein und steckte sich im benachbarten Wohnraum Handys und eine Geldbörse der drei schlafenden Männer in die Taschen. Bevor er flüchten konnte, wachte der 32 Jahre alte Bewohner auf, hielt mit Hilfe seiner beiden Kumpels den Dieb fest und alarmierte die Polizei.

„Ein Rad ist geklaut, eines habe ich gefunden, eines selbst gekauft für 100 Euro, nur ein Parfüm und eine Shorts gestohlen“, ließ der Angeklagte zunächst über seine Anwältin erklären. Auf Nachfrage der Vorsitzenden Richterin meinte er dann, alles sei geklaut, um im weiteren Verlauf der Verhandlung wieder andere Erklärungen zu liefern: „Ich habe drei Monate kein Geld vom Landratsamt bekommen, hatte kein Essen im Kühlschrank, deshalb habe ich geklaut.“ Das Landratsamt wolle auch, dass er in den Knast komme, dann könnten sie sein Geld behalten, schimpfte der gebürtige Senegalese, der 2015 aus Gambia über Libyen und Italien nach Deutschland kam. Seine im Zuschauerraum anwesende junge deutsche Freundin brach immer wieder in Tränen aus.

Das Schöffengericht verurteilte den 29-Jährigen für die Diebstähle, den Wohnungseinbruch und unter Einbeziehung zweier Strafen der Amtsgerichten Nürtingen und Marbach zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis und gab mit auf den Weg: „Sie möchten hier leben, tun aber alles dafür, dass Deutschland Sie wieder loswerden will, weil unsere Gesellschaft keinen will, der so viele Straftaten begeht.“ Als er daraufhin laut wetterte, wurde das zuvor erlaubte Gespräch mit der Freundin untersagt.