Gestapelte Stühle, zusammengeklappte Tische: Für Restaurants, ob drinnen oder draußen, ist die durch Corona bedingte Schließung eine harte Zeit. Foto: avanti

Die staatlichen Hilfen kommen zwar an, das aber zum Teil deutlich verspätet. Die Mitarbeiter sind größtenteils in Kurzarbeit.

Bottwartal - Die Hilfen sind in der Höhe angemessen, um über die Krise zu kommen – wenn man sich selber fast kein Gehalt mehr zahlt. Was aber wirklich zu schaffen macht, ist die Dauer, bis die Hilfen ankommen.“ Uwe Böhm, der seine Partnerin Ecaterina Christner, die Geschäftsführerin der Steinheimer Mühlenscheuer, bei der Büroarbeit unterstützt, findet, dass in der Öffentlichkeit oft ein falsches Bild zur tatsächlichen aktuellen Lage der Hotel- und Gastronomiebranche entsteht.

Zwar habe die Regierung neben den genannten Hilfen, bis zu deren Bewilligung jedoch bis zu zweieinhalb Monate vergehen könnten, auch sonst manches zur Unterstützung in die Wege geleitet, räumt er ein. Doch die Mehrwertsteuersenkung würde praktisch verpuffen, wenn man dafür auch noch jemanden für teures Geld beauftragen müsste, der alles umprogrammiert. Und auch die Steuerberater verlangten natürlich extra Honorar für den Nachweis des Vorjahresumsatzes, der aber wiederum nötig ist, um an staatliche Hilfen zu kommen. Dies alles führe dazu, dass man das Bezahlen ganz großer offener Posten verschieben müsse.

Doch auch andere Aspekte stellten ein Problem dar. So verweist Böhm auf die fehlende Planungssicherheit: „Wenn man beispielsweise in ein paar Wochen wieder aufmachen darf und dann 14 Tage später wieder schließen muss, ist das schwierig, weil man ja auch Vorräte anschaffen muss, erklärt er. Auch ihm sei natürlich klar, dass man nicht wisse, wie sich das Virus verhalte. „Aber es wäre doch wünschenswert, wenn man eine verlässliche Perspektive hätte“, so Böhm.

Schwierig ist auch die Situation für die Mitarbeiter, die bis auf den Service im Hotel, wo noch ein bisschen etwas laufe, komplett in Kurzarbeit sind. Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten fordert, dass es für die Mitarbeiter mindestens 1200 Euro Kurzarbeitergeld geben soll. „Viele wissen nicht mehr, wie sie ihre Miete bezahlen sollen“, ist in einer aktuellen Pressemitteilung der NGG zu lesen. Knapp 2700 Köche, Kellner und Hotelangestellte seien in Kurzarbeit. Und durch die Schließung fehlt vielen natürlich auch das Trinkgeld.

Optimistischer als Uwe Böhm sehen Thomas Mayer vom Burgrestaurant Hohenbeilstein und Volker Strohmaier von der Alten Schmiede in Großbottwar die aktuelle Situation. „Wir haben seit Beginn der Pandemie einen Abholservice“, sagt Thomas Mayer. Das bringe zwar nur etwa 10 bis 15 Prozent des normalen Umsatzes, und vor allem der Getränkeservice fehle. Auch könne man den Mehraufwand für Hygiene und Verpackung nicht an den Kunden weitergeben. „Aber wir sind froh und dankbar, dass wir ein bisschen was machen können“, betont er.

Auch zum Punkt Mehrwertsteuersenkung findet er nur lobende Worte: „Das ist sonst so ein Wirrwarr aus verschiedenen Steuersätzen, bei dem eine Vereinheitlichung dringend notwendig ist.“ Und über die jetzt geltenden 7 Prozent sei er ebenfalls froh und dankbar, erklärt er und hofft, dass es auch über 2022 hinaus dabei bleibt.

Die staatliche Unterstützung sei bei ihm ebenfalls „zum Großteil angekommen“, sagt er. „Aber man muss zügig dabei sein mit der Beantragung, und selbst das ist keine Garantie.“ Er kenne Kollegen, die heute noch auf das Geld warteten. Er selber hatte das Glück, dass die Ersatzleistung nach rund zwei Wochen auf dem Konto war. Was ihm jedoch fehle, sei „das soziale Umfeld“, sprich, der Kontakt zu den Gästen. Und seine Mitarbeiter seien bereits seit einem Dreivierteljahr in Kurzarbeit, die fragten auch ständig nach, ob es nicht etwas zu tun gebe.

Volker Strohmaier kann der zwangsweisen Schließung sogar noch etwas Positives abgewinnen: „Wir haben im September letzten Jahres zwei Azubis eingestellt, die kann man jetzt gründlich einlernen.“ Denn im Alltagsgeschäft fehle dafür oft die Zeit.

Auch er bietet wie sein Kollege vom Hohenbeilsteiner Burgrestaurant einen Abholservice an. „Das funktioniert ganz gut, ist aber nicht kostendeckend“, erklärt er. Wichtig sei aber, dass die Leute wüssten: „Wir sind da.“ Und er betont, auch in Zeiten der Schließung dürfe man nie stillstehen: „Das ist das Schlimmste, das man machen kann.“

Er selber habe schon beim ersten Lockdown sofort reagiert und sich nach Unterstützungsmöglichkeiten umgeschaut. Doch nicht nur das, er lässt sich auch so einiges einfallen. So gibt es einen von außen gut sichtbaren Schautisch, bei dem sich die Vorübergehenden schon einmal Appetit holen sollen. Für den Valentinstag wird ein komplettes Menü zum Abholen angeboten.

Ein gewisses Problem stelle die Kurzarbeit dar. „In der Gastronomie wird der Urlaub meist aufgeschoben. Aber erst, wenn der abgebaut ist, gibt es Kurzarbeitergeld.“ Er selber habe im ersten Lockdown den Mitarbeitern den Differenzbetrag bezahlt. „Aber jetzt ging das nicht mehr“, sagt er. Dafür gebe es eine großzügige Regelung beim Essen. Anders als sonst habe man auch erstmals zwei Ruhetage einführen müssen, „weil es sich sonst nicht lohnt“. Trotz allem sieht er nicht schwarz für die Zukunft. So habe man das Lokal frisch gestrichen und auch im Hotelbereich einiges erneuert. „Wir investieren in der Pandemie. Das würden wir nie machen, wenn wir nicht glauben würden, dass es weitergeht“, sagt Strohmaier.