Maya Esch hat sich mit dem Unverpackt-Laden einen kleinen Traum erfüllt. Foto: KS-Images.de

Mitte November hat in Benningen der Unverpackt-Laden „Heimathafen“ eröffnet. Inzwischen führt er fast 1000 Produkte. Besitzerin Maya Esch ist aber stets auf der Suche nach weiteren.

Benningen - Betritt man den Laden am Dengelberg 1 in Benningen, dann weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Links zieht einen „die Getreidewand“, wie Maya Esch, die Besitzerin des „Heimathafens“, die Ecke liebevoll bezeichnet, in den Bann. Rechts hängt das Pendant mit Hülsenfrüchten. Dazwischen stehen zahlreiche Gewürzgläser, gibt es frisches Obst und Gemüse, Cracker-Dosen, Schalen mit Trockenfrüchten und eine Nudeltheke. Etwas versteckter ums Eck, aber dennoch sofort ersichtlich, springen einem große weiße Kanister ins Auge. Was es sonst noch alles gibt, erschließt sich oft erst auf den zweiten oder einen genaueren Blick. Denn: Der „Heimathafen“ ist eine wahre Fundgrube für Menschen, die sich bewusst und regional ernähren und zugleich auch noch auf Verpackungen verzichten wollen.

Die Vermeidung von Müll beziehungsweise ein insgesamt nachhaltiger Lebensstil ist schon seit einigen Jahren die Passion von Maya Esch. „Ganz exzessiv ist diese, seitdem ich Mutter bin. Also seit 2013“, erzählt sie. Los ging es bei ihr im Bad, wo sie immer mehr versuchte, auf die vielen Plastikverpackungen zu verzichten. „Übers Essen ging es dann weiter. Letztlich habe ich immer mehr entdeckt und das in mein Leben eingebaut“, sagt die 39-Jährige, die den „Heimathafen“ zusammen mit ihrem Mann Ralf betreibt. Im vergangenen Jahr entschieden sich die beiden, den Sprung zu wagen und den eigenen Laden zu eröffnen. Mit Erfolg. „Wir sind echt happy. Die Leute haben wirklich darauf gewartet, dass es so etwas gibt.“ Das zeigt sich in der Kundenfrequenz. Auch während des Lockdowns ist der Laden stets gut besucht – und die Kunden oftmals überrascht darüber, was es alles für Sachen gibt.

Tabs etwa, mit denen man in alten Glasreiniger- oder Spülmittelflaschen einzig mit Wasser wieder neuen Reiniger und neues Spülmittel herstellen kann. Haarseifen aus einer regionalen Manufaktur oder Duschbrocken eines Stuttgarter Start-Ups. In einer kleinen Nische kann man sich ungespritztes, unbehandeltes Öl aus Kreta abfüllen, direkt daneben steht ein riesiger Pfandeimer voller Kaffeebohnen. An einem Tisch nicht weit daneben lagert ein großes Fass mit Waldblüten-Honig. Die großen weiße Kanister fassen im Übrigen Spülmittel, Waschmittel oder Klarspüler. Kunden können sich ihre mitgebrachten Behältnisse hier nach Belieben auffüllen. Insgesamt finden sich auf den rund 70 Quadratmetern inzwischen rund 1000 Produkte. „Es ist wirklich viel geworden“, sagt die gelernte Mediengestalterin. Was aber nicht heißt, dass sie nicht noch einen Platz für weitere Produkte finden würde.

„Unsere veganen Alternativen wollen wir gerne noch weiter ausbauen. Außerdem möchten wir eine Kühltheke mit Eiern, Käse und Milchprodukten anbieten. Toll wäre es auch, wenn wir jemand finden würden, der glutenfreies Brot liefern kann“, zählt sie die nächsten Projekte auf. Workshops habe man auch angedacht. „Um bei den Leuten den Spaß an dem nachhaltigen Lebensstil zu wecken“, erklärt die Benningerin. Hinzu kommt, dass Kunden sowie Kollegen sie immer wieder auf neue Produkte stoßen und man selbst jeden Tag aufs Neue dazulerne. Mit Freude probiert sie die Errungenschaften dann stets selbst aus.

Bei der Auswahl des Sortiments achten die Eschs viel auf Regionalität. So kommt der Großteil des Obstes und des Gemüses aus den Nachbargemeinden. Getreide, Essig, Linsen, Kürbiskerne und Snacks bekommt der „Heimathafen“ von Mühlen, Bauern und Manufakturen aus dem Gebiet. Weine und Schnäpse von Brennereien und Weingütern aus der Region. Angeliefert werden die Sachen natürlich stets in wiederverwendbaren Behältnissen oder großen Säcken – das Konzept muss sich ja schließlich durchziehen.

Apropos Behältnisse: Diese kann man natürlich auch vor Ort kaufen, man kann aber auch seine eigenen Behälter mitbringen. Befüllt werden sie dann per Tassen, Löffeln, Schöpfkellen oder per Hebel aus den großen Kanistern. Wie das dann mit dem Bezahlen geht – das haben Ralf und Maya Esch auf einer großen Tafel direkt über der Kasse liebevoll grafisch dargestellt. Das eigene Behältnis wiegen, dann auffüllen, dann zahlen heißt es hier – also ganz einfach. Das Schwierige ist im „Heimathafen“ eher, sich bei all den handverlesenen Dingen zu entscheiden.