Patrick Rombach (links) und Oliver Krautter brauen Craftbier. Foto: avanti

Zwei Sonderschullehrer und ihr Craftbier: Patrick Rombach aus Beilstein und Oliver Krautter aus Ludwigsburg produzieren unter dem Label Sondersud Kreatives aus Brauwasser, Malz, Hopfen und Hefe.

Beilstein - Dass hier gerade Bier gebraut wird, ist nicht zu überriechen. Auch draußen schon, vor der kleinen Halle am Rande von Murrhardt. Hierher kommen Patrick Rombach aus Beilstein und Oliver Krautter aus Ludwigsburg ein- bis zweimal pro Monat, um ihr Craftbier zu brauen. Sondersud nennen sie es. Weil sie Sonderschullehrer sind. Und weil es etwas Besonderes ist.

Heute wird das, was da in dem alten 120-Liter-Wurstkessel brodelt, ein Porter. Malz ist schon drin im Brauwasser. 36 Kilo, die mit einer Malzmühle per Akkuschrauber geschrotet wurden. Früher haben das die beiden komplett händisch gemacht, „im Januar bekommen wir endlich unsere elektrische Malzmühle“, sagt Oliver Krautter. Die Mengen sind langsam ein bisschen anstrengend für Handarbeit.

Mit einem Craftbierpaket zu Weihnachten hat 2017 alles angefangen. Die beiden Kollegen waren so angefixt von der Materie, dass sie einen Braukurs besuchten und schließlich in der Garage von Patrick Rombach in Beilstein ihr eigenes Bier brauten. Weil man aber als Hobbybrauer kein Bier verkaufen darf, „haben wir uns bei unseren Freunden sehr beliebt gemacht“, berichten sie lachend. Denn: „Klar haben bei uns immer alle Bier bekommen.“

Glücksgriff in Murrhardt

Die Freunde haben aber auch immer wieder nachgefragt, ob man Selbstgebrautes aus Beilstein auch kaufen könnte. „Wir mögen das“, hieß es. Also haben sich Patrick Rombach und Oliver Krautter nach einer kleinen Craftbier-Brauerei in der Umgebung umgeschaut, in der sie ihrem Hobby offiziell und in etwas größerem Stil nachgehen können – und wurden in Murrhardt bei Thomas Szasz und seinem Hey Joe Brewing fündig. „Ein echter Glücksgriff“, sagt Rombach.

Das ist nun zwei Jahre her. Anfangs hat Thomas Szasz die beiden noch tatkräftig unterstützt, inzwischen brauen sie alleine. Und zwar allerlei Sorten – vom Kellerbier über Ales und IPAs bis hin zu dem Porter, das an diesem Tag entsteht. Gerade ist die nächste Hopfengabe fällig – vier sind es bei diesem Bier insgesamt. Die unterschiedlichen Zeitpunkte, an denen die fruchtig-bitteren Pellets in den Kessel kommen, sind maßgeblich für den späteren Geschmack des Bieres. „Hopfen ist ein weiterer Aromengeber zum Malz“, erklärt Oliver Krautter, der die gepressten Hopfenpellets ganz langsam und peu à peu in den Kessel fallen lässt. „Gaaanz vorsichtig“, sagt er. „Sonst wallt das auf und läuft über.“

Man kann 1000 Fehler machen

Das wäre einer der geschätzt 1000 Fehler, die man beim Bierbrauen machen kann. „Man kann aber auch viel richtig machen. Wir mussten allerdings schon durch einige Fehler durch“, räumt Patrick Rombach ein.

Die Lehrer behalten die Zeit und die Temperatur im Blick. Gerade muss der Hopfen kochen. Dann wird heruntergekühlt. Über Schläuche und einen Plattenkühler geht das ziemlich fix. Mit fast kühlen 20 Grad kommt der Sud in den Gärbehälter, Hefe wird zugefügt – und ab geht es in den Gärraum.

Auch hier ist Vorsicht geboten. „Einem Kollegen ist mal ein Fass beim Transport in den Gärraum umgefallen“, berichtet Rombach. „Sowas ist dann natürlich ärgerlich nach der ganzen Arbeit.“ Und ist alles gut gegangen, darf man sich danach schon einmal ein Bier aufmachen.

Weitere rund 110 Liter Sondersud sind also auf den Weg gebracht. In zehn bis 14 Tagen wird das Bier in Fässer beziehungsweise Flaschen gefüllt und etikettiert. Auch das ist Handarbeit. „100-fach das Gleiche zu machen, hat etwas Meditatives“, sagt Rombach. Die beiden haben Spaß an ihrem Hobby. „Es ist echt vielfältig“, schwärmen sie. Weil sie eben auch viel ausprobieren. Ein Weizen soll im kommenden Jahr ins Sortiment kommen. Manchmal werden auch Sour Biere, Botanicals oder Wein-Bier-Hybride gebraut.

Auch soziale Projekte werden gefördert

Patrick Rombach und Oliver Krautter verkaufen ihren Sondersud an Privatleute und an einige Bars wie das Grävenitz in Ludwigsburg, Kraftpaule in Stuttgart und Craftelicious in Heilbronn. Und sie gehen auf Craftbierfestivals – so sie denn stattfinden. Beim Verkauf der Biere fördern sie von Anfang an mit einem Teil des Gewinns soziale Projekte in der Region, im Jahr 2020 etwa die Wohnungslosenhilfe Ludwigsburg. Und auch beim DKMS-Lauf in Beilstein waren sie kürzlich mit einem Stand vertreten.

Etwa acht Stunden dauert so ein Brau-Tag. Inklusive Putzen. „Brauen hat sehr viel mit Putzen zu tun“, sagt Patrick Rombach. Alles muss supersauber sein, damit der Sondersud gelingt. Und am Ende des Tages haben sie ihr Bier dann auch wirklich verdient . . . Prost!