Die Vielfalt ist riesig. Foto: avanti

Die Pleidelsheimer Marmeladen-Manufaktur besteht nun seit 18 Jahren und wartet immer mit neuen Ideen auf.

Pleidelsheim -

Ute Sailer kann nicht aufhören, Dinge auszuprobieren. Seit Jahren schon treibt es die 53-Jährige immer wieder an, Neues zu entwickeln. Sei es ein Kürbis-Ingwer-, ein Sauerkirsch-Lakritz-Gsälz oder ein Apfelstrudel-Fruchtaufstrich. Kein Wunder also, dass man bei ihr im Laden fast 120 verschiedene Marmeladen findet – und von der Vielfalt fast erschlagen wird. Alleine zehn verschiedene Erdbeermarmeladensorten findet man in der kleinen Manufaktur in Pleidelsheim in den Regalen nebeneinander aufgereiht. Klar gibt es auch eine ganz klassische Erdbeermarmelade, aber eben auch eine mit weißer Schokolade, eine mit Spekulatiusgewürz oder eine mit Sanddorn. „Mir fällt immer wieder etwas Neues ein“, erzählt die Ur-Pleidelsheimerin, die bereits auf der Grünen Woche in Berlin gekocht und dort auch schon zweimal den Fan-Pokal beim Marmeladen-Casting unter dem Motto „Manufaktur-Helden“ gewonnen hat. 2014 und 2015 war das. Die Siegerpokale thronen im kleinen Laden an der Marbacher Straße – und Ute Sailer ist stolz darauf. Denn in das Marmeladengeschäft ist sie eigentlich eher zufällig gerutscht.

Wie die meisten Familien in Pleidelsheim lebte auch ihre Familie vom Spargelanbau. „Meine Oma hat Tabak angebaut und mein Vater ist dann umgestiegen auf Spargel“, erzählt sie. Ab da war die komplette Familie mit eingebunden ins Geschäft. Für den kleinen Familienbetrieb rentierte sich die Arbeit im Laufe der Zeit aber immer weniger, sodass man vor fünf Jahren komplett aufgab. Seitdem setzt Ute Sailer nun alles auf die Marmeladen-Manufaktur, die es jedoch schon seit 18 Jahren gibt. „Angefangen hat hier alles eigentlich mit Geschenkkörben und Likören, die wir selbst produziert haben. Doch als dann immer wieder Nachfragen nach Marmeladen kamen, haben wir die auch in unser Sortiment aufgenommen“, erzählt Ute Sailer. Natürlich selbst gekocht. „Meine Mutter hat schon immer viel gekocht und meine Tante war Köchin im Pfarrhaus“, berichtet die 53-Jährige. Waren es anfangs noch die ganz klassischen Sorten, die den Weg ins Regal fanden, so wuchs die Auswahl von Jahr zu Jahr. Das Besondere: Das Obst stammt hauptsächlich von den eigenen Streuobstwiesen der Familie. „Wir haben Äpfel, Zwetschgen, Mirabellen, Weinbergpfirsiche, Birnen, Himbeeren, Brombeeren und auch einen Aronia-Busch“, berichtet sie. Im Garten wachsen zudem allerhand Gewürze.

Im Online-Shop liegt das Kerngeschäft

Das Spannende: Bereits seit rund 15 Jahren betreibt die Hobby-Köchin einen Online-Shop. „Damit habe ich recht früh angefangen – und hier liegt auch unser Kerngeschäft. Von der Laufkundschaft könnte ich nicht leben“, erklärt die Pleidelsheimerin, die unter anderem auch Bäckereien mit ihren kleinen Gläschen beliefert und ihre Marmeladen als Werbegeschenke für Firmen bereitstellt. Verkaufsschlager sind Sailers kleine Probiergläschen. In der Adventszeit findet man diese auch in den Adventskalendern der Manufaktur. „In diesem Jahr plane ich vier verschiedene Arten – einen normalen mit verschiedenen Marmeladen, einen mit speziellen Wintersorten wie etwa Glühkirsche, einen Chutney-Kalender sowie einen ganz gemischten“, erklärt sie. Im vergangenen Jahr waren die Kalender und die kleinen Gläschen so gefragt, dass zum neuen Jahr fast alles weg war. „Normalerweise mache ich im Januar ganz Pause, aber diesmal habe ich von Januar bis jetzt fast jeden Tag Marmelade gekocht“, erzählt Ute Sailer. Dies tut sie an wärmeren Tagen vornehmlich in ihrer Outdoor-Küche.

Vor Ort fühlt man sich fast wie in Omas Zeiten zurückversetzt. Im nahe angrenzenden Gewölbekeller steht ein Vorratsglas neben dem anderen. „Wir entsaften immer viel und wecken es gleich ein“, erklärt die Fachfrau. Muss dann eine Marmelade gekocht werden, wird das richtige Glas genommen und in die Küche gebracht. Dort geht es dann los. An diesem Tag hat sich Ute Sailer für ein Apfel-Lavendel-Gelee entschieden. Nach dem Einkochen und dem Entfernen des Schaums landet der Brotaufstrich per Messbecher in den Gläsern – und die haben eine Besonderheit bei Sailers.

Fast jeden Tag Marmelade kochen

„Wir sind die mit dem roten Deckel“, sagt die 53-Jährige schmunzelnd. „Normalerweise sind sie immer weiß. Aber ich finde es so viel freundlicher“, erklärt sie. Die Etiketten macht sie ebenfalls selbst. „Ich muss ja spontan sein. Ich koche ja, was mir gerade einfällt – und Ideen habe ich immer wieder neue. Nur Lakritz und Marzipan mag ich selbst nicht so, das kommt deshalb nur selten ins Glas“, verrät die Marmeladen-Fee. Rezepte hat sie übrigens nicht. „Ich mache alles nach Gutdünken. Es muss entsprechend riechen, dann passt es“, sagt sie lachend.