Manche Pfarrer feiern gerne Familiengottesdienste – sie könnten sich im neuen Konzept spezialisieren. Foto: p/rivat

Der Evangelische Kirchenbezirk Marbach baut im Jahr 2030 ein Viertel seiner Pfarrstellen ab. Die Mehrarbeit der einzelnen Seelsorger soll verteilt werden.

Der Pfarrplan 2030 markiert tiefe Einschnitte in die personelle Ausstattung der Kirchengemeinden zwischen Marbach und Abstatt. Die Bezirkssynode des Evangelischen Kirchenbezirks Marbach hat in seiner jüngsten Sitzung das Konzept bewilligt. Demnach fallen rund ein Viertel der Pfarrstellen dem Rotstift zum Opfer: Statt 19,75 Stellenanteilen wird es nach 2030 nur noch 15,25 geben.

Die Mitgliederzahlen in der Landeskirche sind rückläufig

Es heißt, nicht nur im Dekanat Marbach/Bottwartal den Gürtel enger zu schnallen. Rückläufige Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen, aber auch der Theologenmangel zwingen die Kirchengemeinden landauf, landab zum Verzicht. Längst nicht mehr jeder Ort hat einen eigenen Pfarrer. Fusionen von Kirchengemeinden, der Abbau von mehreren Pfarrstellen in größeren Kommunen und mehr Zusammenarbeit über die eigenen Grenzen sollen die flächendeckende Versorgung sichern.

Die Einsicht in notwendige Veränderungen sei groß gewesen in der Zeit, als der Pfarrplan 2030 entstand, betont Ekkehard Graf, Dekan des Evangelischen Kirchenbezirks Marbach. „Alle Kirchengemeinden waren am Prozess beteiligt – das Klima war harmonisch und konstruktiv: Der einstimmige Beschluss macht mich auch stolz.“ Trotzdem warte auf die verbleibenden Seelsorger ein erhebliches Maß an Mehrarbeit. Die Verluste der Pfarrstellen sollen durch fünf neue Kooperationsräume in einem „gabenorientierten“ Team aufgefangen werden. Konkret heißt das: „Jeder Pfarrer konzentriert sich auf das, was er besonders gut kann.“ Wenn er etwas gut in der Schule unterrichtet, soll er das für Kollegen mit übernehmen. Umgekehrt darf er Tätigkeiten an andere Pfarrer abgeben. „Es wird innerhalb eines Teams ausgelotet, wo Schwerpunkte gesetzt werden.“ Der Teamgedanke sei gerade bei jüngeren Kollegen stark ausgeprägt.

Juristen bremsen beim Thema Geschäftsführung

Ohne eine enge Zusammenarbeit über die Grenze der eigenen Kirchengemeinde werde es in Zukunft nicht mehr gehen, betont der Dekan, der sich im Einklang mit der evangelischen Landeskirche weiß. „Wir gehen sogar noch einen Tick weiter“, sagt Ekkehard Graf. Er möchte auch die Geschäftsführung einer Kirchengemeinde als Verwaltungsarbeit von einem Kollegen oder einer Kollegin erledigen lassen, wenn die Person diese Art von Arbeit „leicht von der Hand geht“. Die Juristen des Oberkirchenrats in Stuttgart hätten jedoch diesbezüglich gebremst. Graf ist trotzdem sicher, dass die neue Kooperation – beim Oberkirchenrat „regiolokale Zusammenarbeit“ genannt – auch davor nicht Halt machen wird.

Fusionen von Kirchengemeinden wolle er in seinem Kirchenbezirk nicht forcieren, sagt Graf. Dies bleibe den einzelnen Kirchengemeinden überlassen und werde nicht von der Bezirkssynode entschieden. Er wolle keinen „Druck von oben“ erzeugen, sondern vertraue auf die Zusammenarbeit. Die Distrikte Nord, Mitte und Süd blieben vor allem für die Urlaubsvertretungen der Pfarrer erhalten. Die Kooperationsräume hingegen dienten der realen Zusammenarbeit.

Kooperationsräume entstehen unter Nachbargemeinden

Die Köpfe zusammenstecken werden die Seelsorger verstärkt im Raum A mit Abstatt (1 Pfarrer), Auenstein (0,5) und Beilstein (1), im Raum B mit Höpfigheim (0,5), Großbottwar (2), Oberstenfeld (1), Gronau und Prevorst (0,75), im Raum C mit Murr (1) sowie den fusionierten Steinheim und Kleinbottwar (1,5), im Raum D mit Benningen (1), Marbach (1,5), Erdmannhausen (1) und Rielingshausen (0,5) sowie Raum E mit Affalterbach (1) und Kirchberg (1). Eine Einheit bilden auch Mundelsheim (1) und Hessigheim mit (0,75). Pleidelsheim mit seiner Pfarrstelle könnte mit den extern gelegenen Ingersheim und Freiberg kooperieren.

Wegfallen werden 12,5 Stellenanteile in den Pfarrgemeinden. Die anderen 2,75 Stellen fallen im Team des Dekans weg. Geschaffen werden soll aber eine Springerstelle für die Transformation. Eine Entlastung bringt der Pfarrplan auf jeden Fall mit sich: Staatspfarrhäuser müssen nicht mehr besetzt sein. Darauf habe die Landeskirche verzichtet, erklärt Ekkehard Graf. Man könnte in den Häusern aber Pfarrer im Ruhestand wohnen lassen, die in der Seelsorge aushelfen.