Gewalttätig endete der Streit unter drei Geschwistern. Foto: dpa/Hildenbrand)

Jugendgericht Marbach: Mit einem Profi sollen zwei Schwestern und ihr Bruder den Familienfrieden herstellen.

Erdmannhausen - In einen ziemlich festgefahrenen Streit unter drei Geschwistern hat das Jugendgericht in Marbach am Dienstag Bewegung gebracht: Mit Hilfe eines Profis sollen die zwei Schwestern und ihr Bruder ein Gespräch führen und so möglicherweise wieder den Familienfrieden herstellen. Zunächst zögerlich stimmten die Beteiligten nach eindringlichen Ermahnungen von Staatsanwaltschaft und Jugendgerichtshilfe dieser Auflage zu.

Wann genau und warum die Geschwister aus Erdmannhausen sich derart entzweiten, sodass es schließlich zu Handgreiflichkeiten und einer Anzeige bei der Polizei kam, ließ sich auch in der Hauptverhandlung am Dienstag im Amtsgericht nicht ermitteln. Nachfragen von Staatsanwaltschaft und Gericht blieben unbeantwortet, allenfalls fielen hie und da vage Andeutungen, etwa, die Schwester habe sich verändert, seit sie einen neuen Freund habe.

Wegen vorsätzlicher Körperverletzung mussten sich die jüngste Schwester sowie ihr Bruder vor Gericht verantworten. Ende Oktober vergangenen Jahres kam die älteste Schwester mit einer Freundin in eine Marbacher Kneipe am Bahnhof, in der bereits ihr Ex-Freund und Vater ihres dreijährigen Kindes sowie ihre beiden jüngeren Geschwister saßen. Die 19-Jährige forderte ihre sieben Jahre ältere Schwester unverzüglich auf, wieder zu gehen. „Ich habe gedacht, das lasse ich mir doch nicht verbieten, und habe mich an die Bar gesetzt“, erzählte die 26-Jährige im Gerichtssaal.

Als sie sich kurze Zeit darauf draußen mit einem alten Kumpel unterhielt, sei es dann losgegangen. „Wir haben uns angeschrien und gegenseitig beleidigt“, räumte die Angeklagte ein. Freunde konnten die Streithähne trennen, doch kurze Zeit später ging es weiter, es wurde an Haaren und Klamotten gezogen, bis die Bluse der Älteren zerriss. „Meine Freundin gab mir einen Pulli und wir gingen weg“, erzählte die junge Mutter weiter. Plötzlich habe sie einen ihrer Kumpel am Boden liegen sehen, und jemand, der auf ihm saß, prügelte auf ihn ein. Also stürzte sie sich auf den Angreifer und schlug auf ihn ein.

Diese Szene berichtete auch die 19-Jährige, die ihrerseits die große Schwester packte und ebenfalls auf sie eindrosch. Laut Anklage schlug sie den Kopf ihrer Schwester mehrfach an den Bordstein, bevor Freunde die Kontrahenten auseinanderbrachten und die 26-Jährige die Polizei rief. Dies bestritt die 19-Jährige, räumte allerdings ein, dass es „so nicht hätte laufen müssen“ und man durchaus hätte versuchen können, den Streit anders zu klären. Es tue ihr leid, vor allem, wegen des Kindes, das sie nun nicht mehr sehe. Das Opfer der Attacken betonte, sie habe auf eine ernst gemeinte Entschuldigung gewartet, doch da sei nichts gekommen.

„Das ist ein ziemlich kindsköpfiges Verhalten, das man von erwachsenen Frauen nicht mehr erwartet. Doch mit einem Gerichtsverfahren ist auch keinem gedient“, kommentierte Richterin Ursula Ziegler-Göller die Lage. Für den Vorschlag der Jugendgerichtshilfe, doch in einem Täter-Opfer-Ausgleich den Streit bereinigen zu können, wenn einmal alle Beteiligten ihre Standpunkte klarmachen könnten, stellte Ziegler-Göller das Verfahren vorläufig ein. Der 24-jährige Bruder der beiden stimmte dem Vorschlag unverzüglich zu. Wenn alle drei Geschwister dieses Gespräch erfolgreich absolviert und die Auflage des Gerichts somit erfüllt haben, wird die Akte endgültig geschlossen.