Die Rettung von Tieren kommt zwar eher selten vor, aber ab und an: Vor einem Jahr fing die Feuerwehr in Birkhau eine Ringelnatter. Foto:  

Die Affalterbacher Truppe wird vermehrt zu Notfalltüröffnungen gerufen. Auch Fehlalarme nehmen zu.

Affalterbach - Eine richtige Erklärung hat Sascha Hänig nicht. Fakt ist jedoch: Die Affalterbacher Feuerwehrtruppe ist in dem gerade mal sieben Monate alten Jahr 2020 schon zu mehr Einsätzen gerufen worden als in einem Durchschnittsjahr. Rund 45 Einsätze weist Hänigs Statistik normalerweise auf. „Mit ein paar Ausreißern“, wie der Affalterbacher Feuerwehrchef betont. Heuer sind die Floriansjünger aber schon 50 Mal ausgerückt. Das letzte Mal am Abend des 10. August. Die Feuerwehr wurde zu einer „unklaren Brandentwicklung“ auf einem Gartengrundstück alarmiert. Kurz nach Eintreffen stellte sich heraus, dass es sich um ein beaufsichtigtes Grillfeuer handelt. Der Einsatz der Truppe konnte bereits nach wenigen Minuten beendet werden.

„Es ist nicht so, dass immer ein Dachstuhl im Vollbrand steht“, erklärt Hänig, der die Truppe am Apfelbach seit 14 Jahren leitet. „Es sind zunehmend kleinere Einsätze wie Notfalltüröffnungen, die auch mit einer medizinischen Notfallversorgung einhergehen können, bei dem ein Helferteam des DRK mit uns vor Ort ist.“ Eine Entwicklung, die Hänig dem demografischen Wandel geschuldet sieht. „Die Menschen werden älter und können sich in Notsituationen oft nicht mehr helfen. Auch die Anonymität in den Kommunen und Nachbarschaften steigt und die Gleichgültigkeit, einem anderen unter die Arme zu greifen.“ Eine Entwicklung, die der 40-Jährige mit Sorge und Bedauern beobachtet: „Wenn der Bürger uns ruft, kommen wir natürlich. Aber es wäre hilfreich, wenn die Gesellschaft wieder mehr zusammenrückt.“ Zu Beginn der Coronakrise sei er optimistisch gewesen, dass diese besondere Situation das Miteinander stärkt, doch inzwischen spalte sich die Gesellschaft mehr denn je.

Hilfeleistungen sind das eine, aber auch wetterbedingte Einsätze treten vermehrt auf. Lose Dachziegel, umgestürzte Bäume, vollgelaufene Keller. Der Klimawandel lässt grüßen. Grüßen lassen zur Zeit auch haufenweise Wespen. Und immer wieder kommt es vor, dass Bürger die Feuerwehr anrufen, damit diese ein Wespennest entfernt. Doch das ist nicht Aufgabe der Feuerwehr, betont der Affalterbacher Kommandant. „Das machen wir gar nicht mehr – nur wenn Gefahr im Verzug ist.“ Die Feuerwehren müssten sich auf die wesentlichen Aufgaben konzentrieren, betont Hänig. Deshalb gebe es auch Einsätze, bei denen die Bürger zur Kasse gebeten werden für den Einsatz seiner Leute. „Zum Beispiel wenn ein Keller vollgelaufen ist.“ Vor kurzem ist die Affalterbacher Truppe zu einem Aussiedlerhof nach Wolfsölden gerufen worden, weil ein aufmerksamer Bürger eine Rauchwolke gesehen hat und besorgt die Feuerwehr rief. Die kam zum Einsatz – ebenso wie Polizeikräfte. Am Ende stellte sich heraus, dass Müll, Reifen und sogar Spraydosen verbrannt wurden. „Das ist illegal und dazuhin gefährlich“, regt sich Sascha Hänig auf. „Für den Einsatz gibt es natürlich eine Rechnung.“

Auf Trab werde seine Mannschaft aber vor allem auch durch die Brandmeldeanlagen in den örtlichen Unternehmen gehalten – was der Größe des Affalterbacher Gewerbegebietes geschuldet sei. „Fehlalarme sind nicht in unserem Sinn, aber die Technik ist halt nicht fehlerfrei und je mehr Anlagen es gibt, desto mehr Fehlalarme gibt es eben auch. Das ist eine logische Konsequenz.“

50 aktive Feuerwehrleute hat der 40-Jährige unter sich. 22 junge Menschen engagieren sich in der Jugendfeuerwehr, 14 in der Alterswehr. Ein Mitgliederstand, mit dem Sascha Hänig zufrieden ist. „Für einen Ort wie Affalterbach ist das extrem gut – und das Erfreuliche ist: Wir können die Zahl halten beziehungsweise werden eher mehr.“

Nichtsdestotrotz: Sollte sich die Zahl der Einsätze in den nächsten Jahren weiter steigern, besteht aus Sicht des Feuerwehrkommandanten Handlungsbedarf. „Wir müssen uns dann überlegen, wie wir damit umgehen und beispielsweise darüber nachdenken, wie wir noch intelligenter alarmieren können.“ Sprich: Mit einer möglichst kleinen Truppe ausrücken, um die Situation vor Ort erst einmal zu checken.