Die rund 80 Zuschauer hielten sich durchweg an die Maskenpflicht und die Abstandsregeln auf der Tribüne.Hannah Hönig zeigte am Dienstagabend, wie gut sie sich entwickelt hat. Foto: avanti

Die Drittliga-Frauen der SG Schozach-Bottwartal haben vor rund 80 Zuschauern gegen den TSV Bönnigheim gespielt.

Beilstein - Es ist fast ein halbes Jahr her, seit die Drittliga-Handballerinnen der SG Schozach-Bottwartal – und auch die meisten anderen Teams – ihr bislang letztes Punktspiel absolviert haben. Es folgten bekanntlich der coronabedingte Saisonabbruch, die Zwangspause und der schrittweise Wiedereinstieg ins Training. Und am Dienstagabend konnte immerhin wieder ein offizielles Testspiel stattfinden, bei der Partie gegen Oberligist TSV Bönnigheim durften sogar Zuschauer in die Halle. „Es ist meines Wissens das erste Spiel im gesamten Verbandsgebiet, für das Zuschauer zugelassen wurden“, erklärte SG-Teammanager Michael Gramsch.

Dafür hatte man der Langhanshalle ein strenges Hygienekonzept verpasst. Das begann damit, dass die Mannschaften sowie die Schiedsrichter den separaten Hintereingang nutzten. Der Einlass am Foyer war klar in Ein- und Ausgang getrennt. Bei der Ankunft musste sich jeder Zuschauer in eine Liste eintragen. Auch die Wege waren klar vorgegeben: Durch das Foyer ging es unten herum in die Halle und auf die Tribüne, oben herum wieder hinaus. Die Sitzplätze waren zwar nicht fest zugeteilt, aber klar markiert – immer mit genügend Abstand und es herrschte Maskenpflicht. Rund 80 Zuschauer kamen und hielten sich vorbildlich an die Vorgaben, maximal 160 hätte man in die Halle lassen dürfen. „Sonst können um die 600 in die Langhanshalle“, so Michael Gramsch. Aber besser so als vor leeren Rängen – was möglicherweise auch für die kommende Saison gilt, die im Oktober starten soll. „Das ist ein Testlauf. Wir haben heute fünf oder sechs Ordner im Einsatz, bei einem Punktspiel wären es wohl zehn bis zwölf.“ Doch ansonsten kann sich Gramsch durchaus vorstellen, dass es im Saisonverlauf ähnlich aussehen wird.

Die Trainer der beiden Teams waren auf jeden Fall begeistert: „Es ist einfach geil, mal wieder mit Zuschauern zu spielen. Und es zeichnet das Bottwartal aus, dass zu einem einfachen Testspiel so viele Leute gekommen sind. Aber da spielt wohl der kalte Entzug auch eine Rolle – die sind ja alle entwöhnt“, fand Bönnigheims Stefan Martin. Und für SG-Coach Michael Stettner war es „unabhängig davon, ob nun Zuschauer in der Halle waren, vor allem wichtig, dass wir nach fast einem halben Jahr endlich mal wieder Handball spielen konnten. Denn durch die beiden Langzeitverletzten Denise Geier und Svenja Mann ist unser Kader so knapp besetzt, dass da nur mal eine oder zwei im Training fehlen müssen und schon können wir nicht mehr sechs gegen sechs spielen. Da Corona aber auch die ganzen Urlaubsplanungen durcheinander gebracht hat, fehlt eigentlich immer jemand“, erklärte er die Schwierigkeiten der momentanen Situation.

Und so merkte man den Mannschaften zum einen die Freude an, endlich wieder spielen zu dürfen, aber auch die lange Wettkampfpause. Zudem fehlten auf beiden Seiten einige Spielerinnen. So musste die SG neben den bereits erwähnten Rekonvaleszenten auch auf die beiden Neuzugänge Freya Stonawski, Maureen Merkel sowie auf Luisa Riek und Torhüterin Rena Keller verzichten. Letztere konnte man noch am ehesten verschmerzen, da Jana Brausch wie schon in der Vorsaison gewohnt einen hervorragenden Job machte und ein ganze Reihe starker Paraden hinlegte. Deutlicher machte sich da schon das Fehlen von Luisa Riek bemerkbar. „Das ist bitter: Sie war im Urlaub auf Mallorca, und während sie dort war, kam die Reisewarnung. Sie hat dann nach der Rückkehr einen Test gemacht, sitzt nun aber zu Hause und wartet auf das Ergebnis“, erklärte Michael Stettner. So musste Anna Asmuth als einzige verbliebene Linkshänderin weitgehend durchspielen.

Ähnlich sah es auf der anderen Außenbahn aus, wo Hannah Hönig durch das Fehlen von Freya Stonawski ebenfalls fast zur Alleinunterhalterin wurde. Und der 17-jährige Neuzugang Lotta Gerstweiler war in Abwesenheit von Merkel die einzige nominelle linke Rückraumspielerin. Der großgewachsene Teenager wirkte im ersten Spiel für die SG noch etwas gehemmt und hatte bei zwei Pfostentreffern auch Pech. Doch die Wucht, mit welcher die Bälle gegen das Gebälk krachten, machten deutlich, was von ihr noch zu erwarten ist. „Wenn die auf neun Metern ohne Berührung hochgeht, dann kann man den Ball kaum halten“, sagte Stettner – was Gerstweiler in der 54. Minuten beeindruckend unter Beweis stellte, als sie – von den Kolleginnen laut bejubelt – ihren ersten Treffer ins Netz hämmerte.

Wie die Leistungskurve einer jungen Spielerin verlaufen kann, wenn man ihr Zeit und Vertrauen gibt, das zeigte am Dienstagabend Hannah Hönig. Mit sichtbarem Selbstvertrauen erzielte sie beim 36:27 (20:13)-Sieg reihenweise Tore. „Sie hat sich super entwickelt“, lobte auch Michael Stettner, der vor allem in der Anfangsphase mit der Abwehr noch nicht zufrieden war. „Man hat gemerkt, dass wir bisher vor allem Athletik und Konter trainiert haben. Aber das Wichtigste war heute Abend eh, dass wir endlich wieder Handball spielen konnten!“