Neue Platten werden auf dem Gronauer Friedhof verlegt. Foto: Oliver von Schaewen

Zurzeit fallen die Blätter, aber das Verlegen der Steinplatten hat Vorrang auf dem Friedhof in Oberstenfeld-Gronau.

Oberstenfeld-Gronau - Gründlich fegt Michael Meißnest den Hauptweg zwischen zwei Grabreihen. Der Friedhofswärter der Gemeinde Oberstenfeld hat die Steinplatten gemeinsam mit seinem Kollegen Michael Kunz frisch verlegt. Eine Geduldsarbeit, denn die beiden müssen auch die wackeligen Platten zwischen den Gräbern auswechseln und neu verlegen. „Wir kommen da nicht mit dem Bagger hin, es ist alles Handarbeit – wir bemühen uns, nicht auf die Gräber zu steigen“, sagt Meißnest, der für die Sanierung in Gronau zwei Wochen einkalkuliert hat.

Der Herbst ist eine Zeit, in der Friedhöfe ihre herbe Schönheit entfalten. Blätter fallen von den Bäumen und säumen wie ein Teppich den Weg in die Vergänglichkeit, an die Gräber unweigerlich erinnern. Kühl ist es an diesem Morgen, nur etwa acht Grad zeigt das Thermometer – „ich bin warm angezogen, und bei der Arbeit komme ich ins Schwitzen“, erklärt Meißnest, der sich als „Vollblutgärtner“ bezeichnet, sich gerne an der frischen Luft aufhält und bekennt: „Mir macht alles Spaß.“ Zu tun hat der 32-Jährige einiges, denn in Oberstenfeld gibt es neben dem Gronauer noch den Hauptfriedhof, den Petersbergfriedhof und den in der Exklave Prevorst.

Sich unnötig Stress zu machen, verbietet sich auf dem Gottesacker im Angesicht des Todes fast von selbst. Trotzdem gibt es Situationen, in denen auch ein ruhiger Friedhofsgärtner schon mal an Toleranzgrenzen herangeführt wird. Ein Blick in die beiden Container für Restmüll und Kompostgut reicht, um zu erkennen, dass es einige Nutzer nicht so ganz genau mit dem Einsortieren nehmen. „Richtig teuer wird es, wenn die Leute Erde in den Restmüll werfen, denn die wiegt viel“, sagt Meißnest.

Wenig später ist er wieder bei der Arbeit an den Erdplatten, die mit der richtigen Länge verlegt werden müssen. „Nimm lieber zwei 60er und eine 40er“, weist er Michael Kunz an, „dann brauchen wir nachher keine Platten zu sägen“. Einige Minuten später ist Klopfen zu hören: Beide müssen mit Hammer und Meißel einen Betonrest aus einer freigelegten Gasse entfernen. Das Fundament einer Einfassung ragte in den Zwischenweg hinein. „Es gab eine Zeit, da haben Steinmetze Einfassungen gemacht, ohne die Gemeinde um Erlaubnis zu fragen.“ Inzwischen regelten jedoch Paragrafen das Vorgehen genau.

Gestalterisches Können des Gärtners blitzt beim Blick auf die drei Soldatengräber am vorderen Rand des Friedhofs auf. Eine mittig platzierte Schale und geschmackvoll verteilte Pflanzen sowie Rosen bilden mit den noch verblichenen Grabsteinen eine sehenswerte Einheit. „Ich werde noch die Steine reinigen lassen und die Namen nachziehen“, verspricht der Gärtner. Bereits für den bevorstehenden Volkstrauertag gereinigt hat Michael Meißnest die Sandsteine an den Ehrenmalen für die Opfer der Weltkriege. „Sie hatten schwarze Patina angesetzt, auch habe ich Flechten von den umliegenden Steinen entfernen müssen.“

An das Arbeiten unter den Augen der Öffentlichkeit hat sich Michael Meißnest längst gewöhnt. „Die Bürger sehen alles: das Geleistete, aber auch das, was noch aussteht.“ Mehr Geduld wünscht sich der Gärtner, was das Herbstlaub angeht. „Solange es trocken ist, kann es liegen bleiben – es dient ja der Humusbildung und passt im Herbst zu einem Friedhof“, wirbt Meißnest um Verständnis. Auch in Gronau säumen die goldenen Blätter noch die Wege.

Wenig beliebt seien bei den Besuchern des Friedhofs die lauten Laubbläser. „In Stuttgart sind sie sogar verboten worden – aber als das Laub nicht mehr wegzubekommen war, hat die Stadt das nach zwei Wochen rückgängig gemacht.“ Dass beim Laubblasen schon mal einige Blätter auf einem Grab landen können, schließt Meißnest nicht aus. Absicht sei dabei aber gewiss nicht im Spiel. Er hoffe, dass die Bürger dafür Verständnis aufbringen.