Zum neuen Dialysezentrum gehört künftig auch eine Internistische Praxis mit dem Schwerpunkt Nierenerkrankungen Foto: Simon Granville

Das Dialysezentrum am König-Wilhelm-Platz ist 20 Jahre alt. Jetzt steht ein Umzug in die Güntterstraße bevor. Das bringt einige Neuerungen mit sich.

Marbach - In Marbach wird es künftig eine internistische Praxis mit dem Schwerpunktgebiet Nierenerkrankungen geben. Sie wird täglich besetzt sein und zum Marbacher Dialysezentrum gehören. Möglich wird dieses neue Angebot in Marbach durch den Umzug des Dialysezentrums vom König-Wilhelm-Platz in einen Neubau des Marbacher Immobiliendienstes in der Güntterstraße 31.

„Das ist toll und ein Zugewinn für Marbach“, sagt Dr. David Callau Monje. Er gehört zum fünfköpfigen Ärzteteam der gemeinnützigen Stiftung PHV (Patienten-Heimversorgung), die die Dialysezentren Marbach, Backnang und Winnenden unterhält. Eine offene Sprechstunde für Menschen mit Nierenleiden ist bislang am alten Standort am König-Wilhelm-Platz aus Platzgründen nur sehr eingeschränkt möglich gewesen. Während dem Dialysezentrum am alten Standort 258 Quadratmeter und zwölf Behandlungsplätze für eine Blutwäsche zur Verfügung standen, wird es künftig auf 735 Quadratmetern im Obergeschoss Platz für 20 Patienten geben – plus 115 Quadratmeter im Erdgeschoss für die Praxisfläche.

Rollstuhlfahrer müssen nach Winnenden oder Backnang

Dr. David Callau Monje und das Ärzteteam freuen sich auf den bevorstehenden Umzug. Denn die Räume am König-Wilhelm-Platz, die man bereits vor 20 Jahren bezogen hat, sind in die Jahre gekommen. Und was besonders schwer wiegt: Sie sind nicht barrierefrei. Patienten, die keine Treppen steigen können, mussten in der Vergangenheit in den Zentren Backnang, Winnenden oder Ludwigsburg versorgt werden, auch wenn sie in Marbach wohnen. „Viele Patienten sind sehr betagt, da fällt das Gehen schwer“, so Callau Monje. Wenn sich der Gesundheitszustand eines Marbacher Dialysepatienten verschlechtert und zum Beispiel die Sturzgefahr steigt, hätte er bislang in eines der umliegenden Dialysezentren vermittelt werden müssen – dreimal in der Woche. Callau Monje ist auch wichtig, dass aufgrund des größeren Platzangebotes künftig mehr Patienten versorgt werden können. Denn es gibt immer mehr Menschen mit Nierenleiden, oft ausgelöst durch die Volkskrankheiten Bluthochdruck und Diabetes Typ 2.

Neben den zusätzlichen Dialysemöglichkeiten stehen jetzt auch größere Neben- und Lagerräume zur Verfügung. Angenehm sei auch, dass es künftig zwei Einzelräume und Vierer- beziehungsweise Sechserzimmer gebe statt des bisherigen Großraumes für alle zwölf Patienten. Zudem sei die Arbeit in den modernen Räumen für die Ärzte einfacher und damit effizienter. „Wir können uns damit auf die wesentlichen Dinge konzentrieren“, so der Internist. Seit Jahren, so Callau Monje, hatte die Stiftung nach neuen Räumen in Marbach gesucht. Die Schließung des Dialysezentrums am König-Wilhelm-Platz sei aber nie eine Option gewesen, versichert Anne Große Vorholt, Pressesprecherin der Stiftung PHV Dialyse. Über den Kaufpreis kann sie derzeit nichts sagen, berichtet aber, dass die Stiftung 1,9 Millionen Euro in den Ausbau und die Ausstattung investiert. Seit einiger Zeit ist der Rohbau abgeschlossen. Mit einem Einzug rechnet das Team zum Jahreswechsel.

Bereits seit 15 Monaten besucht ein Patient aus Marbach-Süd, der seinen Namen hier nicht genannt haben möchte, dreimal wöchentlich das Dialysezentrum, zu Fuß. Er wird noch einige Zeit von der Blutwäsche abhängig sein und den Umzug in die Güntterstraße miterleben. Wegen seiner Nierenerkrankung steht der Schreiner auf der Warteliste für eine Nierentransplantation – das bedeutet für ihn rund sechs Jahre Wartezeit.

Marbacher Patient kommt zu Fuß

Dass die Räume künftig barrierefrei sind, freut den 60-Jährigen. Schließlich könne es immer mal sein, dass man vorübergehend nicht gut zu Fuß und vielleicht sogar auf den Rollstuhl angewiesen ist, so der Dialysepatient. „Dann müsste ich nach Backnang“, sagt er – und das dreimal in der Woche.