Durch die Höherstufung im Regionalplan könnten die Kommunen bald neue Baugebiete ausweisen. Foto: Werner Kuhnle

Vier Gemeinden können künftig mehr Bauflächen ausweisen.

Marbach/Bottwartal - Die Gemeinden Erdmannhausen, Affalterbach, Kirchberg und Burgstetten mit dem Ortsteil Burgstall sollen regionalplanerisch aufgewertet werden. Was auf den ersten Blick wie eine trockene planungsrechtliche Formalie aussieht, hat indes praktische Auswirkungen: In den vier Kommunen können künftig mehr Wohnbau- und Gewerbeflächen ausgewiesen werden, allerdings müssen die Areale auch dichter bebaut werden.

Ausgangspunkt der regionalplanerisch neuen Klassifizierung ist die S-Bahnlinie, die seit 2012 zwischen Marbach und Backnang verkehrt. Und in Gemeinden, die über eine leistungsfähige Anbindung an Bahnen und Busse verfügen, sollen mehr Wohnungs- und Gewerbeflächen ausgewiesen werden können als in Kommunen ohne dieses Merkmal. Bisher waren die vier Orte als „Gemeinden beschränkt auf Eigenentwicklung“ eingestuft. Dort dürfen neue Flächen nur in dem Maß ausgewiesen werden, wie sie für die bereits ansässige Bevölkerung und Unternehmen benötigt werden. Nun sollen sie als „Gemeinden im Siedlungsbereich“ gelten, die auch Wohnraum für eine durch Zuzug wachsende Bevölkerung schaffen können. Ziel der Regionalplanung ist es nämlich, dass der Bau neuer Wohnungen auf die Standorte gelenkt wird, „die über ein besonders leistungsfähiges Nahverkehrsangebot verfügen“.

Konkret heißt das, dass die vier Kommunen künftig pro Jahr um 0,3 Prozent bezogen auf die vorhandenen Wohneinheiten wachsen können (bisher: 0,2 Prozent). Aber es gilt auch eine Wohndichte von 60 Einwohnern pro Hektar, bisher waren es 55. „Die Einstufung bringt auch Verpflichtungen mit“, betonte der regionale Planungsdirektor Thomas Kiwitt. Allerdings handelt es sich bei den Werten um Orientierungsgrößen, im Einzelfall können Abweichungen genehmigt werden. Bei den Gewerbeflächen gibt es keine Größenwerte, allerdings können die Gemeinden dann auch Flächen ausweisen für ortsfremde Betriebe.

Einstimmig hat die Regionalversammlung nun das Verfahren gestartet, um die neue Einstufung der vier Kommunen in dem aus dem Jahr 2009 stammenden Regionalplan aufzunehmen. Dazu gehört auch ein umfangreicher Umweltbericht. Die betroffenen Gemeinden, die bisher Zustimmung signalisierten, Verbände und die Bevölkerung werden dazu in den kommenden Monaten gehört. Erst nach der Prüfung dieser Stellungnahmen wird dann die Regionalversammlung den endgültigen Beschluss fassen. Das könnte Mitte des Jahres 2021 der Fall sein.

Der Kirchberger Bürgermeister Frank Hornek freut sich darüber, dass die Gemeinde nun endlich „allen anderen Kommunen im Bereich des VVS gleichgestellt“ und nicht länger auf die Eigenentwicklung beschränkt ist. „Das gibt uns von vornherein einen größeren Handlungsspielraum“, erklärt der Rathauschef. In welchem Maß und in welchem Tempo das zu einem Wachstum führe, sei dann eine andere Frage.

Affalterbachs Bürgermeister Steffen Döttinger begrüßt diese Entwicklung grundsätzlich, vor allem im Hinblick auf mögliche neue Wohngebiete. Was Gewerbegebiete angehe, so habe die Region die Gemeinde in der Vergangenheit bei ortsansässigen Betrieben immer unterstützt. „Nun können wir uns in den nächsten Jahren verstärkt Gedanken darüber machen, wo und in welchem Umfang wir weiter wachsen wollen.“

Etwas verhaltener ist Erdmannhausens Bürgermeister Marcus Kohler: „Weitere Unterlagen dazu liegen uns noch nicht vor, und es ist ja auch erst ein Vorschlag. Natürlich gäbe uns das die Möglichkeit, mehr Flächen zu erschließen. So weit sind wir aber noch nicht in unseren Überlegungen.“