Timo Jung wird schon diesen Samstag auf dem Wochenmarkt anzutreffen sein. Foto: Denise Claus

Der Leiter der Stabsstelle Zentrale Dienste beim Städtetag im Land, Timo Jung, will Bürgermeister in Marbach werden.

Marbach - Wer Bürgermeister werden will, muss auch Wahlkampf in Pandemiezeiten können. Timo Jung will Bürgermeister werden. Ob er Wahlkampf in Pandemiezeiten kann, wird sich bei der Wahl am 24. Januar zeigen. Am Freitag hat der Stuttgarter seine Bewerbung abgegeben. Am Abend zuvor informierte er Amtsinhaber Jan Trost per Telefon über seine Kandidatur und sagte ihm einen fairen Wahlkampf zu. „Das gehört sich so“, betont der 31-Jährige.

Aufgewachsen ist Jung in einem oberschwäbischen Dorf am Bodensee. Der Vater war in der 1000-Seelen-Gemeinde Ortsvorsteher, und so wird das Interesse des Sohnes an Kommunalpolitik früh geweckt. Nach dem Abitur am freien katholischen Gymnasium in Ravensburg und einem freiwilligen ökologischen Jahr beim BUND in Berlin studiert Jung Politik und Verwaltung in Konstanz. Nach zwei Jahren bricht er das Studium ab. „Mir fehlte der Praxisbezug“, begründet er den Schritt und den Wechsel 2013 an die Fachhochschule nach Ludwigsburg, wo er 2017 den Abschluss im gehobenen Verwaltungsdienst im Bereich Public Management macht. Während des Studiums schnuppert Jung unter anderem in der Kämmerei in Weingarten, dem Tourismusamt in Bietigheim-Bissingen und – als ehemaliger Schiedsrichter – in der Geschäftsstelle der SG Sonnenhof Großaspach Praxisluft.

2017 wird er Referent für Umwelt- und Naturschutz beim Städtetag Baden-Württemberg. Bis Oktober 2019 ist Jung Personalratsvorsitzender, seit November 2019 Leiter der Stabsstelle Zentrale Dienste. Jung trägt die Verantwortung für das Personal, die Finanzen und die Gremienarbeit. Ein vielseitiger Beruf, der ihm Spaß macht. Und dennoch sei schon früh klar gewesen, dass er irgendwann einmal Bürgermeister werden möchte. Wenn alles passt. Und das tut es jetzt. Das Amt sei das spannendste politische Amt, das es gebe. „Ich will gestalten und nicht nur verwalten“, betont Jung. Marbach habe riesiges Potenzial. „Die Stadt ist schön und durch Schiller hat sie auch eine große Strahlkraft.“ Bei Radtouren hat er zusammen mit seiner Lebensgefährtin, die in einer Kommune im Landkreis in der öffentlichen Verwaltung arbeitet, immer wieder Station in der Schillerstadt gemacht, und als die Stelle im Staatsanzeiger ausgeschrieben war, sei klar gewesen, dass er sich bewerben wolle.

Was folgte, waren Gespräche mit Entscheidungsträgern in der Stadt. „So eine Kandidatur will sorgfältig vorbereitet sein. Darüber hinaus musste ich ja auch meinen Job beim Städtetag machen“, erklärt Jung den Zeitpunkt im letzten Drittel der am 29. Dezember zu Ende gehenden Bewerbungsfrist. Bis zur Wahl will der 31-Jährige jetzt Vollgas geben und setzt dafür allen aufgesparten Urlaub ein. „Es ist mir wichtig, die Wochen bis Weihnachten für Gespräche zu nutzen.“ Amtsinhaber Trost wird laut seiner Homepage zum ersten Mal am 19.  Dezember auf dem Wochenmarkt um Stimmen werben. Timo Jung startet bereits jetzt am Samstag. Die Fraktionen hat Jung am Freitag über seine Kandidatur informiert. Jung ist Mitglied der SPD, tritt aber parteiunabhängig an, wie er betont. Befragt nach Stärken und Schwächen, beschreibt er sich als empathisch, offen, durchsetzungsstark und kreativ. Was Schwächen angeht, verweist der 31-Jährige auf seine Partnerin. „Da müsste man sie fragen“, sagt er und lacht.

Dass er gegen den Amtsinhaber in den Ring geht, spielt für den Verwaltungsmann, der auch als Lehrbeauftragter für Verwaltungsmanagement an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg und für Kommunalrecht an der Verwaltungsschule Stuttgart unterrichtet, keine Rolle. Es gehe ihm darum, eigene Visionen zu entwickeln für die Stadt und die Stadtteile – unabhängig davon, wer noch antritt. „Ich möchte auch nicht wissen, was in der Vergangenheit war. Es ist ein Wettbewerb um die besten Ideen und ein Persönlichkeitswahlkampf.“

Als Kandidat von außen halte er es für nicht angebracht, sich mit einem vorgefertigten und bis ins letzte Detail ausformulierten Programm zu präsentieren. Er wolle den Menschen erst einmal zuhören und gemeinsam eine Vision entwickeln, wie man Marbachs Zukunft gestalte. In den Fokus will er neben der Digitalisierung der Verwaltung das Thema Verkehr sowie die Entwicklung der Innenstadt und der Stadtteile rücken. Dass in Zeiten von Corona im Wahlkampf Hürden genommen werden müssen, ist dem 31-Jährigen bewusst. Das Nutzen von Social Media Kanälen wie Facebook und Instagram sind selbstverständlich, auch die Homepage steht (www.jung-marbach.de). „Ich bin hochmotiviert und freue mich auf die nächsten Wochen.“

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