Der Zeitungsbote Michael Schaible sorgt dafür, dass die neuesten Nachrichten bis spätestens sechs Uhr in den Briefkästen der Abonnenten stecken. Foto: KS-Images.de

Der Zeitungsbote Michael Schaible verteilt nachts die neusten Nachrichten.

Bottwartal - Wenn andere noch im Tiefschlaf liegen, hat der Arbeitstag für Michael Schaible bereits begonnen. „Um kurz nach 2.30 Uhr klingelt der Wecker, fünf Minuten später sitze ich schon im Auto“, erzählt er und belädt nebenher das Auto mit den Zeitungsstapeln, die gegen 2 Uhr in Murr abgeladen worden sind. Flugs durchtrennt er die Bänder, die die Stapel zusammenhalten, und verteilt die einzelnen Exemplare nach einem genauen System im Auto. Ein Teil kommt auf den Beifahrersitz, ein anderer auf die Ablage über dem Lenkrad, der größte Teil auf die Rückbank und in den Kofferraum. Schaible sorgt dafür, dass die Marbacher Zeitung um spätestens 4 Uhr früh in den Briefkästen der Abonnenten in Murr und zwei Stunden später auch in denen in Steinheim liegt – meistens.

Im Winter ist es auch schon vorgekommen, dass er das nicht immer garantieren konnte. „In Steinheim gibt es so steile Steigen, da bin ich manchmal gar nicht hochgekommen, bevor gestreut worden ist“, berichtet er. In solchen Fällen, erzählt Schaible weiter, müsse er eben nochmal kommen. Ganz selten sei es auch schon passiert, dass die Zeitung nicht pünktlich am Ablageplatz war, weil sich der Druck aus wichtigen Gründen verzögert habe. Dann war es auch ein bisschen später als sechs Uhr, bis die Zeitung beim letzten Empfänger angekommen war. Doch meistens können sich auch Frühaufsteher darauf verlassen, dass zum Frühstück die neueste Zeitung da ist.

Nicht nur im Winter, sondern auch jetzt trägt Michael Schaible Kunststoffhandschuhe, die mit Noppen versehen sind. So kann er gut greifen und ist zugleich vor der Druckerschwärze geschützt. Stabile Trekkingschuhe mit griffiger Sohle sorgen für sicheren Halt bei jeder Witterung. Und weil auch eine Stirnlampe zu seiner Ausrüstung gehört, sieht er manchmal aus wie ein riesiges Glühwürmchen, das durch schlecht beleuchtete Wege und Einfahrten huscht. Vereinzelt geht auch eine über Bewegungsmelder geschaltete Lampe an, doch im Allgemeinen ist die Stirnlampe unverzichtbar, damit die Zeitung im richtigen Briefschlitz landet. Wobei er nach inzwischen anderthalb Jahren als Zeitungsbote sowieso auswendig weiß, wer was bekommt. Ein paar Monate Einarbeitung waren dazu aber schon nötig, räumt er ein. Kein Wunder, denn es sind immerhin fast 300 druckfrische Exemplare, die er an sechs Tagen in der Woche ausliefert. „Wir haben alle eine Sechs-Tage-Woche“, sagt er. „Wer soll’s denn sonst machen? Für einen Tag kriegt man keinen, und auch Bekannte können Sie dafür nicht einspannen.“

Doch er macht die Arbeit gern. Nur den Samstag mag er nicht so sehr. Denn da ist die Zeitung fast doppelt so dick wie sonst. „Das dauert schon beim Einladen länger, und das Auto ist dann auch richtig voll.“ Und das ist nicht die einzige Schwierigkeit beim Ausliefern der dicken Samstagsausgabe, weiß Schaible: „Manche Leute haben nur einen A5-Briefkasten, in den man die Zeitung kaum reinkriegt.“ Versuchen muss er es trotzdem, denn wenn es regnet und die Zeitung nass wird, weil ein Stück von ihr herausschaut, gibt es Beschwerden. Doch auch der Donnerstag hat seine Tücken: „Da, schauen Sie: die sind schon voll mit dem Wochenblatt, und da soll man jetzt noch eine Zeitung unterbringen“, sagt er und deutet auf bereits überquellende Briefkästen. Irgendwie meistert er das Kunststück aber doch und eilt flotten Schrittes zurück zum Auto, um das nächste Stück zu fahren.

Früher ist er fast alles zu Fuß gegangen. „Wenn man eingelernt wird, kriegt man seine Laufliste, die man aber im Lauf der Zeit weiterentwickelt“, erzählt er. Als es im vorletzten Winter so kalt gewesen sei, habe er versucht, möglichst viel mit dem Auto zu erledigen und die Route deshalb nochmals optimiert. Und dabei ist es geblieben. Denn auf den insgesamt 19,1 Kilometern, die er jeden Morgen zurücklegt, spart er so eine Dreiviertelstunde. Zu laufen gibt es trotzdem genug, vor allem in Steinheim. „Das kommt immer darauf an, in welcher Entfernung die Häuser der Abonnenten voneinander stehen“, sagt er. Wenn der Verkehr gegen 5 Uhr morgens losgeht, hat er den größten Teil der Tour hinter sich. „Das ist wichtig, weil ich oft in der zweiten Reihe halten muss.“

An das frühe Aufstehen hat er sich längst gewöhnt. Er sei auch keiner, der viel Schlaf braucht. „Nur von Sonntag auf Montag ist es schwer, weil ich sonntags länger schlafe, aber zur selben Zeit ins Bett gehe“, sagt er. Und was macht er, wenn er gegen 6 Uhr früh schon mit der Arbeit fertig ist? „Erst mal einen Kaffee trinken“, sagt er und grinst.