Foto: Archiv (Tanja Kurz)

Der Zweckverband Hochwasserschutz Bottwartal will den Bau von zwei Rückhaltebecken vorantreiben.

Bottwartal - Sechs Jahre sind ins Land gegangen, seitdem der Zweckverband Hochwasserschutz Bottwartal begonnen hat, die beiden Rückhaltebecken im Prevorster Tal und an der Kurzach zu planen. So richtig vorangekommen sind die beteiligten Kommunen Großbottwar, Steinheim, Oberstenfeld und Beilstein aber nicht. Von einem „Durchbruch“ spricht hingegen Ralf Zimmermann, der Vorsitzende des Zweckverbandes und Großbottwarer Bürgermeister, nach einem Gespräch im Regierungspräsidium Stuttgart am vergangenen Donnerstag.

Das bisherige Problem: Der amerikanische Signalkrebs ist in den hiesigen Gewässern auf dem Vormarsch. Das Tier mit den kräftig ausgebildeten Scheren ist über Terrarien und Gartenteiche in die Natur gekommen und verbreitet die Krebspest, die zwar für Menschen ungefährlich, aber für die einheimischen Krebsarten tödlich ist. Insbesondere der Steinkrebs ist deshalb vom Aussterben bedroht. Was das mit dem Hochwasserschutz im Bottwartal zu tun hat? Sehr viel. Denn bisher mussten alle Rückhaltebecken so ausgestattet sein, dass Fische wie die Forelle oder die Groppe möglichst weit in die Oberläufe der Flüsse zurückkehren konnten. „Ermöglichen wir das auch dem Signalkrebs, wäre das für unsere Krebse natürlich alles andere als förderlich“, erklärt Ralf Zimmermann. Der Zwecksverbandsvorsitzende hatte in der Vergangenheit versucht, mit den Behörden „im Guten“ zu einer baulichen Lösung zu kommen. Er musste sich aber in der jüngsten Verbandssitzung die Kritik seines Oberstenfelder Kollegen Markus Kleemann gefallen lassen, dass eine derart lange Wartezeit den Bürgern nicht mehr vermittelbar sei.

Jetzt gibt Zimmermann Entwarnung: „Wir haben eine pragmatische Lösung gefunden“, sagt er nach dem Gespräch mit den Spitzenvertretern des Naturschutzes im Regierungspräsidium. Einerseits sollen die Becken für Fische „aquatisch durchlässig“ werden, andererseits werden gegen die Signalkrebse Barrieren aufgebaut, die nicht mehr so aufwendig wie bisher von den beamteten Naturschützern angedacht sein sollen. „Sie sind auch wieder abbaubar, wenn sie später einmal nicht mehr gebraucht werden“, erklärt Ralf Zimmermann, der von Kosten in Höhe von etwa 10 000 Euro spricht. Vom Tisch sei dagegen der Plan, im Rahmen eines europäischen Pilotprojektes rund 250 000 Euro für eine aufwendigere Barriere auszugeben und dafür Fördergelder aus Brüssel zu bekommen. „Das wäre zeitlich nicht mehr darstellbar gewesen“, sagt Zimmermann, der froh ist, dass die derzeitige Quote von 60 Prozent Hochwasserschutz im Bottwartal durch den Bau der beiden Becken Prevorster Tal und Kurzach mit einem Gesamtvolumen von rund 240 000 Kubikmetern auf 80 Prozent aufgestockt werden kann. „Unser Ziel muss sein, ein extremes Hochwasser, das alle 100 Jahre eintreten kann, auffangen zu können.“

Geht nun alles seinen normalen Weg, könnte der Zweckverband laut Zimmermann noch in diesem Jahr in das Planfeststellungsverfahren für die beiden Rückhaltebecken einsteigen. „Vorher muss die Gemeinde Oberstenfeld noch entscheiden, wie sie mit dem Mühlkanal in Gronau verfahren will“, erklärt der Großbottwarer Rathauschef. Dort gibt es verschiedene Varianten, wie man mit dem ehemaligen Flussfreibad und dem Mühlkanal am alten Wehr umgehen könnte, um einen ökologischen Ausgleich zum Beckenbau schaffen zu können.