Die Zukunft des Familienzentrums ist unklar. Foto: Sandra Brock

Die Zukunft des Familienzentrums ist in Gefahr. Das Ehrenamt kommt an seine Grenzen.

Marbach - Geht es Ihnen auch so? Das Familienzentrum ist aus Marbach nicht mehr wegzudenken. An kaum einem anderen Ort in der Schillerstadt sind generationenübergreifende Angebote in dieser Vielfalt zu finden. Das Familienzentrum ist Anlaufstelle für Jung und Alt. Es bringt Menschen zusammen, gibt Hilfestellungen und schafft Netzwerke, von denen viele profitieren. Es ist sozialer Treffpunkt für Familien und leistet darüber hinaus wichtige Integrationsarbeit. Was für Möglichkeiten an Kinderbetreuung gibt es in einer Kommune? Welche Schulformen sind vorhanden? Und welche Vereine bieten Kind und Eltern Angebote? Das alles spielt für Familien eine gewichtige Rolle bei der Frage, wo sie ihre Zelte aufschlagen oder eben abbrechen. Und damit ist es ein gewichtiger Standortfaktor für Städte und Gemeinden.
 

Beitrag zur Attraktivität der Stadt

Die hiesige Verwaltung und die verantwortlichen Kommunalpolitiker reden häufig von der Schulstadt, die Marbach zweifelsohne ist. Ab und an auch von der familienfreundlichen Stadt, die man sein möchte. Ohne das Engagement des Elternforums wäre die Stadt auf jeden Fall um eine gehörige Portion familienunfreundlicher. Seit 15 Jahren setzen sich die Ehrenamtlichen rund um Tanja Rieger und Victoria Vogt-McAdam für die Stadt und ihre Menschen ein. Zusätzlich zum eigenen Beruf und zur Familie. Und nicht nur das: Sie halten das Familienzentrum nicht irgendwie am Laufen, sondern führen es professionell und schlüpfen dabei seit kurzem ganz nebenbei auch noch in die Rolle von Kleinunternehmerinnen.

Auszeichnungen für das Engagement
Von außen zeigt der Blick auf das Familienzentrum eine erfolgreiche Institution. Das unterstreichen zwei Preise, die der Verein bereits bekommen hat: 2012 zeichnete die Stuttgarter Lebensversicherung das Elternforum aus, zwei Jahre später gab es einen Preis über die Initiative HelferHerzen, die der Naturschutzbund, der Kinderschutzbund, die deutsche Unesco-Kommission und der dm-drogeriemarkt ins Leben gerufen haben. Doch das sichtbare Außen ist wie oft im Leben nicht deckungsgleich mit dem unsichtbaren Drinnen. Insofern ist es gut und wichtig, dass die beiden Vorsitzenden, die zusammen mit ihrem Team für das in den vergangenen Jahren geleistete Engagement Dank und Respekt verdienen, Alarm schlagen und Klartext reden: Finden sich keine Leute, die mitarbeiten – und zwar nicht nur sporadisch, sondern konsequent und verlässlich –, dann könnten die Tage des Familienzentrums gezählt sein.

Kommune muss Verantwortung übernehmen
Sicher, ohne das Ehrenamt funktioniert ein Gemeinwesen nicht. Und doch haben die ehrenamtlich Engagierten Grenzen der Belastbarkeit, die nicht auf Dauer missachtet werden dürfen. Findet sich also niemand, dann muss die Kommune, wie Bürgermeister Jan Trost signalisiert hat, in der Tat in eine Diskussion gehen, an deren Ende dann stehen sollte, dass man Verantwortung übernimmt – nicht nur die Kosten für die Räume, sondern auch für flankierendes Personal. Um eine qualitätsvolle Arbeit leisten zu können, braucht es Ressourcen, heißt es zu Recht in einem Positionspapier des Bundesverbandes der Familienzentren. Wer gut geführte Familienzentren will, muss die Einrichtungen dazu befähigen, ihre Arbeit leisten zu können. Ehrenamt ist gut und wichtig, hat aber Grenzen.