Der Wasserbereich des neuen Neckarseitenarms soll mit einer noch zu vergrößernden Einströmöffnung (rechts) der Natur überlassen werden, im Uferbereich Richtung Sportplatz (unten) wären auch Freitzeitnutzungen denkbar. Foto: Ingenieurbüro Winkler und Partner/Grafik: MZ

Das neue Biotop am Schafwasen soll kein Freizeitpark werden. Ein Strand würde wohl verschlammen.

Benningen - Die Gemeinde Benningen muss immer noch den naturschutzrechtlichen Ausgleich für das Baugebiet Seelach und das Gewerbegebiet Bild III verwirklichen. Eine zunächst angedachte Fläche am Neckarufer Richtung Marbach war mit Altlasten kontaminiert. Das Abbaggern des belasteten Schlicks hätte bis zu zwei Millionen Euro gekostet.

Immerhin rund 1,3 Millionen Euro wird die Neugestaltung des Neckarufers hinter den Sportplätzen kosten. Hier bietet sich der Vorteil an, dass die Ausgleichsmaßnahmen für die Umgehungsstraße – die vom Land gebaut wird – gleich zusammen mit der Revitalisierung des alten Sportplatzes angegangen werden kann.

Ein neuer Neckararm soll ein Biotop schaffen. Die Planungen hierfür laufen schon seit mehreren Jahren. Eine naturnahe Landschaft, die auch der Naherholung dienen soll, war die ursprüngliche Idee. Nach der Verfeinerung des Konzepts musste Rüdiger Koch vom beauftragten Ingenieurbüro allerdings feststellen: „Je weniger Erlebbarkeit, desto besser für den Naturschutz.“ Die strömungstechnische Untersuchung, die Koch am Montag dem Gemeinderat vorstellte, habe ohnehin ergeben, dass ein Strand mit der Zeit verschlammen würde. „Man müsste den regelmäßig abgraben, was nicht im Sinne eines Biotopes ist.“

Genügend Durchströmung sei notwendig, dass der Wasserarm nicht verlandet. In einer Computersimulation auf Grundlage der Hochwasserdaten hat Koch ermittelt, dass das geplante Seitengewässer nicht genügend Wasserdurchfluss hätte. Um das Sediment wieder aufzuwirbeln, reichen die sieben bis zwölf Prozent des Neckardurchflusses nicht aus. Die Lösung wäre, den Zufluss bis 25 Meter weiter stromaufwärts etwas breiter anzulegen. Dadurch würde der im strömungsärmeren Gleithang des Neckars gelegene Seitenarm genügend Wasser abbekommen, um Sand und Schlamm wieder abzutransportieren.

Sog und Schwall sei für den 1,5 Meter tiefen Seitenarm wichtig, aber in den weiter hinten gelegenen „Kinderstuben“ der Fische nicht erwünscht. In den Flachwasserbereichen sollen Karpfen, Waller, Zander, Aal, Hecht, Brachse, Döbel und Barbe ihre Eier ablegen können.

Von den 7800 Quadratmetern Wasserfläche sollen aber Bereiche zugänglich sein, ob als Hundebadeplatz oder für die Naturpädagogik, die ja am Altneckar aufgrund des Betretungsverbotes nicht mehr möglich ist. Eine Aussichtsplattform soll „Gucken ohne Reinlaufen“ ermöglichen, erklärte Kerstin Schlange, die die Naturschutzuntersuchungen durchgeführt hat. Dem Wunsch des Motorbootclubs, den Seitenarm mit Booten durchfahren zu dürfen, stehe durch den Naturschutz ein „klares Nein“ entgegen, informierte Bürgermeister Klaus Warthon über aktuelle Gespräche. Der Kompromiss zwischen Naturschutz und Erlebbarkeit bedeutet auch, möglichst wenig Pflegeaufwand zu betreiben. „Ruhezonen tun der Natur gut“, so das Urteil der Fachplanerin. „Man sollte versuchen, nicht ständig einzugreifen.“ Die Wasserfläche werde trotz der jetzt verbesserten Durchströmung eher den Charakter eines Stillgewässers haben, werde aber nicht vollständig verlanden, wie dies schon befürchtet worden war.

„Die ganze Sache ist komplizierte als gedacht“, stellte Manfred Meister (SPD) fest. Harald Hausmann (FWV) findet die Untersuchung der Strömung wichtig, „um zu wissen, was wirklich passiert. Ich bin zuversichtlich, dass das einigermaßen funktionieren wird.“