Foto: Werner Kuhnle

Spenden haben den behindertengerechten Umbau eines Bades für die zwölfjährige Benningerin ermöglicht. Um alle Kosten zu decken, fehlt noch ein Restbetrag.

Benningen - Es gibt Geschichten, die scheinen wie gemacht für die Weihnachtszeit. Geschichten über Träume, über Tatkraft, über Hilfsbereitschaft. Im Großen wie im Kleinen. Für Mirjeta Alimaj ist vor zwei Wochen ein Traum in Erfüllung gegangen. Ein großer Traum. Zum ersten Mal konnte die Zwölfjährige in ihrem eigenen Bad die Türe hinter sich zuziehen. „Mit dem Umbau ist mein größter Wunsch in Erfüllung gegangen“, sagt sie. Die Freude über das Geschenk spiegelt sich in ihren Augen und in denen ihres Vaters Arben wider. „Als das Bad fertig war, hat sich Mirjeta darin zurückgezogen und ist eine Stunde lang einfach auf dem Boden gesessen. Sie fühlt sich dort unheimlich wohl. Es ist ihr Bad und wir sind einfach nur dankbar“, sagt Arben Alimaj.

Dankbar all denen, die das Projekt überhaupt erst möglich gemacht haben. Allen voran Bernd Schlegel. Der Leiter der Uhlandschule hat mit großem Engagement in Zusammenarbeit mit unserer Zeitung im April eine Spendenaktion für seine Schülerin ins Leben gerufen und seitdem unermüdlich dafür geworben und gekämpft, dass das Mini-Bad im Erdgeschoss des elterlichen Hauses in Benningen behindertengerecht umgebaut werden kann. Seit ihrer Geburt hat Mirjeta einen bösartigen Tumor, ein sogenanntes kongenitales Fibrosarkom, im Rückenmark. Sie werde das Kindergartenalter nicht erreichen hatten die Mediziner ihren Eltern kurz nach der Geburt eröffnet. Eine Schreckensbotschaft, die die Welt der Alimajs einstürzen hat lassen.

Doch Mirjeta lebt – und kämpft. Im Sommer hat sie ihren zwölften Geburtstag gefeiert. Nach zig Operationen und unglaublichen Schmerzen. „Sie wird Zeit Lebens Chemotherapie bekommen müssen“, sagt ihr Vater. Die nächste Runde soll kommende Woche beginnen – sofern die heutigen Voruntersuchungen es erlauben. Doch Mirjeta klagt nicht. Bescheiden und zurückhaltend nimmt sie ihr Schicksal an. Sie habe eine tolle Art, mit dem Leben zurechtzukommen und besitze eine bewundernswerte Tapferkeit, hat Dr. Freimut Schilling, Oberarzt in der Kinderonkologie des Olgahospitals im April im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. Wer Mirjeta kennt, wird zustimmen.

Bürgermeister Klaus Warthon hat die Familie Alimaj vom Sehen her gekannt. „Was für ein Schicksal dahinter steckt, habe ich aber erst aus der Zeitung erfahren“, sagt er. Ein Schicksal, das den Verwaltungschef nicht zögern ließ. „Mir war klar, dass wir uns als Gemeinde ebenfalls mit einer Spende beteiligen werden.“ 1000 Euro hat die Kommune in den Topf gegeben.

50 Euro mehr hat die Versteigerung eines Receivers gebracht, den Wolfgang Kreiss dem Schulleiter überlassen hat. „Ich habe das Gerät gewonnen“, sagt der Erdmannhäuser, der froh ist, mit seiner Spende helfen zu können. Und der von der „hundertprozentigen Wirkung“ begeistert ist. „Wenn man sonst spendet, weiß man doch nicht wohin das Geld wirklich kommt, aber hier sieht man vor Ort, was damit passiert ist“, so Wolfgang Kreiss bei dem Besichtigungstermin, zu dem Schlegel eingeladen hat.

Drei Monate hat der Umbau gedauert. Aus einem Mini-Bad wurde ein fünf Quadratmeter großes behindertengerechtes Bad. „Wir mussten Wände abreißen und versetzen und einen Teil des Flurs wegnehmen“, erklärt der Bauleiter Alexander Orth vom Marbacher Architekturbüro Beutels- pacher. Dessen Chef, Werner Beutelspacher, hat bei der kleinen Feier am Mittwoch spontan erklärt, keine Leistung in Rechnung zu stellen. Ebenso wie Peter Eschgfäller vom gleichnamigen Schreinereibetrieb in Ludwigsburg.

Nachrichten, die Bernd Schlegel, ein Strahlen ins Gesicht zaubern – und die Sorge um die Restfinanzierung des Projektes etwas schmälern. Knapp 18 000 Euro hat der Umbau verschlungen. „Alle Firmen haben uns einen Rabatt von mindestens 20 Prozent eingeräumt“, freut sich Schlegel. Und das sind neben den bereits genannten, die Firma Elektrik Beck aus Benningen, die Flaschnerei Entenmann aus Benningen, die Firma Fliesen Feucht aus Backnang, der Stuckateurbetrieb Haag aus Marbach und das Bauunternehmen Schmidt aus Freiberg. Stichwort Fliesen. Die Rechnung für den Fliesenleger haben Gaby und Rainer Fischer aus Ludwigsburg über die Aktion Sterntaler bezahlt. Gaby Fischer hat sogar selbst mitgearbeitet. Nicht zu vergessen: viele kleinere und größere Privatspenden und Aktionen. So hat das Taxiunternehmen Dahlke im Rahmen des Jubiläumsumzuges der Feuerwehr Marbach mit Mitschülern von Mirjeta 895 Euro Spenden eingesammelt.

Dennoch sind nicht alle Kosten gedeckt. Etwa 4000 Euro fehlen. „Ich hoffe, dass wir noch Spenden bekommen, um das Projekt abzuschließen. Oder sagen wir es anders: Ich glaube daran“, sagt der Optimist Schlegel und setzt auf das Prinzip Hoffnung.