Pleidelsheims Manuel Michler verwandelt rutschend den Elfmeter gegen seinen Benninger Torhüter-Kollegen Foto: avanti

Der Sieger des Murr-Bottwartal-Turniers wird kurzerhand im Elfmeterschießen ermittelt.

Benningen - Es läuft das letzte Gruppenspiel des Murr-Bottwartal-Turniers am Sonntag in Benningen, als ein Gewitter über die Neckargemeinde zieht und ein Platzregen auf den Sportplatz niederprasselt. Die Partie des GSV Pleidelsheim und des FC Marbach wird beim Stand von 0:1 unterbrochen. Und 20 Minuten später entscheidet ein eigens einberufenes Schiedsgericht: Die Partie wird wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgebrochen. Möglich ist das auch, weil die Paarungen des Spiels um Platz drei und des Finales zu diesem Zeitpunkt sowieso schon feststehen. Unabhängig vom Ergebnis des letzten Gruppenspiels. „In der Hinsicht war es von Vorteil, dass der SGV Murr im Spiel davor noch spät gegen den GSV Höpfigheim zum 1:1 ausgeglichen hat“, sagt Benningens Vorstandsmitglied Ronny Neidhardt. Sonst hätten sich Höpfigheim und Pleidelsheim noch um die ersten beiden Plätze in ihrer Gruppe gestritten. So aber steht dem Turnier ein Ende bevor, das es in seiner 53-jährigen Geschichte zuvor noch nie erlebt hat.

Und das sieht folgendermaßen aus: Das Spiel um Platz drei zwischen dem GSV Erdmannhausen und dem GSV Höpfigheim wird im Besucherzelt tatsächlich – man höre und staune – im Schnick-Schnack-Schnuck (auch bekannt als Schere, Stein, Papier) entschieden. Dominik Gallert aus Erdmannhausen und Henrik Willberg aus Höpfigheim duellieren sich hierbei. Gallert siegt – und Erdmannhausen darf über ein Platz auf dem Siegertreppchen jubeln.

Warum auch das Finale zwischen dem GSV Pleidelsheim und dem gastgebenden TSV 1899 Benningen nicht über die vollen 60 Minuten ausgetragen werden kann, zeigt das Alternativprogramm: Die Beteiligten einigen sich auf ein Elfmeterschießen – wofür eigens ein Tor nahe der Eckfahne aufgestellt werden muss, um das Stechen durchführen zu können. Sowohl die beiden Tore als auch die Elfmeterpunkte befinden sich in tiefen Pfützen.

Als einen Tick besser im Elfmeterschießen erweist sich der GSV Pleidelsheim, der alle fünf Versuche verwandelt und 5:3 gewinnt. Zum Held avanciert GSV-Keeper Manuel Michler, der gleich den ersten Schuss von Benningens Philipp Lauer pariert – um dann den nächsten Elfmeter selbst zu versenken. Links unten in die Ecke, obwohl Michler beim Schuss wegen der Nässe den Halt verliert. Patrick Sirch macht mit dem fünften Tor für Pleidelsheim den Sack zu, wodurch der GSV als Rekordsieger des Murr-Bottwartal-Turniers seine Titelanzahl auf ungewohnte Weise auf 17 steigert. „Es war ein gutes Turnier, auch weil es gut besetzt war. Die anderen Teams sind zum Großteil mit ihrer ersten Mannschaft angetreten“, freut sich Pleidelsheims Trainer Roberto Raimondo. Das war in den Vorjahren nicht immer so. Zudem konnte er verschiedene Systeme – mal mit einem Stürmer, mal mit zwei Stürmern – ausprobieren. „Das hat gut funktioniert. Und schön ist auch zu sehen, wie gut sich unsere Neuen aus der A-Jugend integriert haben. Wir haben bewusst ansonsten keine Neuzugänge geholt“, erläutert der Trainer.

Dass der Kader beim GSV harmoniert, erkennen auch die 50 Zuschauer unschwer. Jeden Treffer im Elfmeterschießen bejubeln die Schützen mit einer kleinen universellen Tanzeinlage, bei der Siegerehrung im Zelt herrscht Jubel, es wird gemeinsamen gelacht. In beidem sind sich die Trainer beider Finalisten aber einig: Sie hätten das Endspiel lieber ausgetragen. Aber das Wetter machte ihnen eben einen Strich durch die Rechnung.

Trainer Thomas Lembeck vom zweitplatzierten TSV 1899 Benningen blickt mit gemischten Gefühlen aufs Heimturnier zurück. „Unser erstes Spiel gegen den GSV Erdmannhausen war eine Katastrophe, gegen den TSG Steinheim war es dafür spielerisch gut. Das 10:1 gegen Großbottwar ist nicht messbar, da viele Spieler gefehlt haben.“

Gemischte Gefühle hat auch Vorstandsmitglied Ronny Neidhardt vom Organisationsteam. „Bis aufs Wetter am Ende hat alles gepasst. Keine Mannschaft hat abgesagt, der Ablauf war wie geplant“, freut er sich. Allerdings: Die Zuschauerzahl ließ auch in diesem Jahr zu wünschen übrig. Kein Vergleich mehr zu den 1970ern und 1980ern, als Tausende Besucher zum Turnier strömten. Ein Final-Elfmeterschießen bekamen sie damals jedoch nicht zu sehen.

Nicht über die Gruppenphase hinaus gekommen waren in der Gruppe A der TSG Steinheim und der VfR Großbottwar, die gegen die am Ende besser positionierten Kontrahenten Pleidelsheim und Erdmannhausen keine Punkte holten. In der Gruppe B entschied hinter Sieger Pleidelsheim das Torverhältnis über Platz zwei: Höpfigheim hatte mit 4:4 knapp die Nase vorne gegenüber dem SGV Murr (3:4). Letzter wurde der FC Marbach, der es aber immerhin gegen Pleidelsheim gewann – wenn auch die besagte Partie abgebrochen werden musste.