Der Schulleiter des HCG Jochen Bär, Kultusministerin Susanne Eisenmann, die Landtagsabgeordnete Friedlinde Gurr-Hirsch und der Bürgermeister Patrick Holl (von links) haben sich mit den Herausforderungen in Sachen Bildung beschäftigt. Foto: Werner Kuhnle

Bei einer Podiumsdiskussion mit Kultusministerin Susanne Eisenmann sind sind Qualitätsprobleme der schulischen Bildung und vor allem der Lehrermangel ein wichtiges Thema.

Beilstein - Alle, die am Thema Bildungspolitik interssiert sind und daran, wie es speziell in Beilstein und den Nachbargemeinden aussieht, waren am Montagabend vom Stadtverband der CDU und der Landtagsabgeordneten Friedlinde Gurr-Hirsch zu einer Podiumsdiskussion in die Stadthalle eingeladen. Bevor die Kultusministerin Susanne Eisenmann dort eintraf, um sich den Fragen zu stellen, hatte sie Bildungseinrichtungen vor Ort besucht.

Das begrüßte vor allem Bürgermeister Patrick Holl, der sich nach der Diskussion darin bestärkt sah, dass landesweit die Sprache als Schlüssel für die Bildungsbiografie erkannt worden sei. Und auch in der Frage, ob die Ganztagesschule in verpflichtender Form richtig sei, sieht er den Beilsteiner Weg bestätigt: „Wir als Schulträger sehen zwar, dass das Ziel der Chancengleichheit nur erreichbar ist, wenn für alle die Ganztagesschule Pflicht ist.“ Doch, wie auch Ministerin Eisenmann auf eine Frage aus dem Publikum sagte, dies sei regional nicht umzusetzen, weil die Eltern es nicht immer wünschten. Daher sei positiv, dass das Herzog-Christoph-Gymnasium (HCG) als eines der 22 G9-Modellschulen im Land einen Sieben-Stunden-Rhythmus zulässt, um Schule, Freizeit, Familie und Vereinsleben miteinander zu vereinbaren. Das begrüßte auch die Landtagsabgeordnete Friedlinde Gurr-Hirsch, die dieses Modell als Alleinstellungsmerkmal sieht, „auch als Abgrenzung zu anderen Gymnasien in der Region, beispielsweise zu Marbach“.

Doch wurde an diesem Abend auch klar, dass Probleme vor Beilstein nicht immer Halt machen. Wie etwa, dass laut aktuellen Studien die Viertklässler nicht fit sind, was die Schlüsselqualifikationen Lesen, Schreiben und Rechnen angeht. Die Kultusministerin erteilte hier dem Thema Digitalisierung als Lösung eine Absage: „Wir ersetzen das Buch nicht durch den Laptop.“

Das begrüßt Jochen Bär, der Schulleiter des HCG, der zurzeit wachsen sieht, was sein Vorgänger initiierte. Er hat aber auch erfahren: „Bei Vielfalt leidet die Qualität, nur Vielfalt genügt nicht.“

Viel Raum in der Diskussion nahm das Thema Lehrermangel ein. Diesem einfach damit zu begegnen, kleinere Grundschulen zu schließen, wie es andere Bundesländer tun, ist für Susanne Eisenmann keine Option. Sie hält am Grundsatz „Kurze Beine, kurze Wege“ fest. „Wir werden in das Schuljahr 18/19 zwar besser starten als in das vergangene Jahr“, stellte die Ministerin in Aussicht, „aber die Unterrichtsversorgung ist auf Kante genäht.“ Von den 117 000 Lehrern in Baden-Württemberg würden zurzeit 82 Prozent der Lehrer pensioniert: „Das Thema begleitet uns noch bis ins Jahr 2020, bis dahin haben wir keine ausreichenden Ressourcen.“

Da scheint erfreulich, dass auch etliche pensionierte Lehrer weiterhin Interesse bekunden, an Schulen zu unterrichten, wie beispielsweise Frank Willenberger, der 13 Jahre in Beilstein tätig war, bevor er 26 Jahre lang stellvertretender Rektor des Gymnasiums in Lauffen war. 2017 wurde er pensioniert und wunderte sich im Rahmen der Veranstaltung darüber, wie schwer es gewesen sei , den Ansprechpartner für sein Anliegen zu finden, und dass er sich ganz neu bewerben musste. „Mit persönlicher Ansprache wäre ein großes Potenzial zu finden.“ Er unterrichtet nun jede Woche acht Stunden lang zwei siebte Klassen.