Ein Gewitter mit Sturm und Hagel hat beträchtliche Schäden angerichtet. Besonders hart hat es die Schule getroffen. Foto: Benedikt Muth

Die Regenzeit hat für den Beilsteiner Freiwilligen Benedikt Muth mit einer Katastrophe begonnen. In Taaibos ist die Schule stark beschädigt worden. Es waren harte Tage für die Bewohner des Dorfes.

Beilstein/Taaibos - Wenn die Tage in Deutschland kürzer werden und langsam die Weihnachtsstimmung einsetzt, bedeutet es für mich in meinem Wohnort Taaiboschgroet im Nordosten von Südafrika ein komplettes Umdenken. Denn auf der anderen Hälfte des Äquators sind die Jahreszeiten um circa ein halbes Jahr verschoben, sodass bei mir der Sommer vor der Tür steht. Sonne, selten Wolken und abartige Temperaturen bis über 40 Grad gehören zu meinem Alltag.

Erst im März beginnt dann der Herbst mit erträglicheren Temperaturen. Der Winter ist hier circa drei Monate lang und erstreckt sich über Juni, Juli und August. In diesem Zeitraum soll es anscheinend sehr kalt werden mit nächtlichen Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt, während es am Tag dann wieder gut 20 Grad warm wird. Der Frühling endet in der Regel ab Mitte November und ist gekennzeichnet durch die Regenzeit, die sich in den vergangenen Jahren nach Aussagen der Einheimischen stetig immer weiter nach hinten verschoben hat. Dieses Jahr kam der erste große Regen dann am 8. November – und dieses Datum wird mir garantiert in Erinnerung bleiben.

Am späten Nachmittag brauen sich erst tief blaue Wolken zusammen, die das kommende Gewitter ankündigen. Noch bevor diese Wolken allerdings bedrohlich aussehen, begebe ich mich mit meinem 14  Jahre alten Nachbarn auf eine Joggingtour zwei Mal um das Dorf. Ich bin recht gut gelaunt und sehne mich seit Monaten nach der Abkühlung durch den Regen. Doch dann beginnt die Katastrophe von Taaibos – und ich stehe mitten drin. Auf dem letzten Viertel unserer Joggingrunde werden wir schließlich von einem Sturm mit einer gigantischen 20 Meter hohen Staubwand eingeholt.

Im Minutentakt wird es schlimmer: Erst Donner, dann ist feuchter Staub überall und es folgen taubeneiergroße Hagelkörner. Das Gruseligste sind jedoch die Wellbleche, die ebenfalls überall durch die Luft gewirbelt werden. Sie stammen von den Dächern, den Toiletten oder sonstigen Konstruktionen im Dorf. Mit letzter Kraft erreichen wir einen halbwegs sicheren Ort und können uns dort unterstellen, um dem Hagel und den überfluteten Straßen auszuweichen. Der Lärm des Gewitters ist ohrenbetäubend unter dem Wellblechdach, das uns Schutz bietet. Nach zwei Stunden hört das Sturmgewitter auf und lässt alles verwüstet zurück.

Erst jetzt schaffen wir es, nach Hause zu gehen. Wir sind wirklich dankbar, das überlebt zu haben. Dennoch geht es am selben Abend gegen 20 Uhr mit Flip-Flops wieder in die Dunkelheit hinaus, um zu erkunden, wo jetzt Hilfe am notwendigsten gebraucht wird. Mein eigenes Haus hat zum Glück aber nichts abbekommen. Zusammen mit meinem Nachbarn William und einigen Kindern schöpfen wir bis spät in die Abendstunden Wasser aus einem beinahe dachlosen Haus älterer Nachbarn. Nachts komme ich erschöpft nach Hause, nur um den Wecker auf 4.30 Uhr zu stellen, Schon jetzt ist klar, dass der nächste Tag nicht leichter wird.

Direkt früh im Morgengrauen geht der Hausmeister mit mir zu dem mitunter am härtesten getroffenen Ort: der Schule. Schätzungsweise 40 Prozent der Dächer sind zerstört oder ganz heruntergerissen worden. Viele Gebäudeteile stehen noch unter Wasser und baden im Schlamm. Vier Wellblechhäuser von Lehrern, unter anderem auch das des Schulleiters, sind erdbodengleich. Alles ist dreckig durch die Überschwemmung. Wenigstens eine gute Nachricht gibt es dabei: Keiner im Dorf ist gestorben. Was nun? Eines weiß ich: Am Montag habe ich keine Lust zu arbeiten, denn nichts wird einfach werden – ob im Dorf oder auf dem Schulgelände . . .