Waldwege müssen unter anderem für die Holzernte befestigt werden. Foto: dpa, Sebastian Gollnow

Die Wegebefestigung mit Recycling-Material im Stadtwald ist vielen ein Dorn im Auge.

Beilstein - Bürger, die Angst davor haben, in den Wald zu gehen. Ein Szenario, das bei Kreisforstrevierleiter Christian Feldmann „alle Alarmglocken schrillen lässt“. Und eines, das in den vergangenen Wochen und Monaten aktuell geworden ist. Auslöser dafür ist Bauschutt, der im Wald zur Befestigung von Wegen genutzt wird und der Naturschützer Peter Kochert im Naturpark Stromberg-Heuchelberg ein Dorn im Auge ist. Auch im Stadtwald von Beilstein ist eine Frau in den Gebieten Bräunersberg und Kohlkammer auf Schutt gestoßen, der ihr und anderen Bürgern zu denken gab, so Bürgermeister Patrick Holl: „Wir haben viele Anfragen bekommen.“

Kreisforstrevierleiter Feldmann war nun in den Gemeinderat gekommen, um in einem Sachstandsbericht für Aufklärung zu sorgen. Die Befestigung von Wegen sei notwendig, damit diese zur Holzernte und anderen Waldarbeiten befahrbar werden, „vor allem auf schwierigen Böden“. Dazu gebe es die Möglichkeit, teuren Kalkstein zu verwenden oder eben Bauschutt, „was dazu auch die Deponien entlastet“. Das Material sei strengen Vorschriften unterworfen, wie etwa einer Beprobung im Vorfeld oder dem Einholen einer naturschutzrechtlichen Genehmigung, führte Feldmann dazu aus: „Alle diese Vorgaben wurden im Stadtwald in Beilstein eingehalten.“

Aufgrund der Fotos der Spaziergängerin sei dennoch eine Beprobung veranlasst worden, bei der in einem Weg von 2017 auch tatsächlich Überschreitungen der Grenzwerte festgestellt wurden. An einer Stelle bewegte sich der PAK-Wert, das steht für polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, mit 19,8 Milligramm über der Grenze von 10 Milligramm pro Kilogramm. „Der Übeltäter war hier eine Kellerwand“, klärte Feldmann auf. Diese verfügte über einen Teer-Anstrich, der die Werte in die Höhe trieb. An einer anderen Stelle war der PCP-Wert erhöht, dahinter verbergen sich polychlorierte Biphenyle: „Das könnte ein Stück Dichtung gewesen sein.“ Was die Fremdbestandteile angeht, sei lediglich an einer Stelle ein Kabel gefunden worden: „Das ist vernachlässigbar.“ Trotz dieser Ausreißer sei der Gutachter in allen Fällen zu dem Entschluss gekommen, „dass keine nachteilige Auswirkung auf die Umwelt“ vorliege, so Feldmann. Dennoch habe das Landratsamt Heilbronn entschieden, an den auffälligen Stellen den Bauschutt auf Kosten des Unternehmers auszubauen.

Einigen Stadträten ist das zu wenig, wie Oliver Kämpf (CDU) forderte: „Für mich gehört das Gesamtbild dazu, weshalb wir weitere Bohrungen durchführen sollten.“ Auch Thomas Bausch (Initiative) wollte die Angelegenheit damit nicht ad acta legen: „Das sind wir der Bevölkerung schuldig.“ Schließlich hätten die Analysen tatsächlich Auffälligkeiten bestätigt. Vorsorgliche Bohrungen stehen allerdings nicht auf dem Plan des Landratamts, wie Christian Feldmann erklärte: „Nur wenn wirklich ein konkreter Verdacht besteht.“

Konsequenzen gebe es aber durchaus. Die Behörden werden jetzt prüfen, wie in der Zukunft mit Bauschutt als Material für Waldwege umgegangen werden soll, um solche Vorfälle zu vermeiden, weiß Feldmann: „Und solange wird auch nicht mehr damit gebaut.“ Die Räte begrüßten dies.