Das recht zentral gelegene Gebäude ist stark sanierungsbedürftig. Foto: Werner Kuhnle

Nach der vorzeitigen Auflösung eines Vertrages zwischen Großbottwar und dem Landkreis hat das Rathaus das Zepter des Handelns wieder in der Hand.

Großbottwar - Ein Schmuckstück, das ist die frühere Bahnhofsschule in Großbottwar wahrlich nicht. An der Bahnhofstraße recht zentral in der Stadt gelegen, dümpelt sie seit Jahren – stark sanierungsbedürftig – vor sich hin und steht leer. Die Hoffnung, dass sie renoviert und umgebaut würde, zerschlug sich in den vergangenen Jahren.

Der Landkreis hatte vor rund fünf Jahren durch einen Vertragsabschluss mit der Stadt zwar die Zuständigkeit für das Gebäude übernommen, um Flüchtlinge unterzubringen. Doch aufgrund der zurückgehenden Asylbewerberzahlen und des deshalb fehlenden Bedarfs kam er der vertraglichen Verpflichtung dann doch nicht nach, das Haus instand zu setzen und Wohnungen zu schaffen. Mit Beschluss des Kreistags nahm man vom Umbau Abstand.

Landkreis hat das Haus nicht benötigt

Für die Stadt war das eine unschöne Situation, zumal der Erbpachtvertrag für die Dauer von 20 Jahren abgeschlossen war. Es kam also die Befürchtung auf, dass in dieser Zeit weiterhin nichts mit der ehemaligen Schule passieren würde. Doch jetzt hat die Stadtverwaltung das Zepter des Handelns wieder in der eigenen Hand: Denn der Vertrag zwischen Rathaus und Landratsamt ist dieser Tage vorzeitig aufgelöst worden.

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„Der Landkreis hat entschieden, dass er das Gebäude nicht braucht, weshalb es mittelfristig weiterhin leer stehen würde. Wir haben dann Gespräche geführt und uns auf die Vertragsauflösung geeinigt. Ich denke, das ist auch sinnvoll“, sagt Bürgermeister Ralf Zimmermann. Der Technische Ausschuss des Gemeinderats hatte dem Schritt im November in nicht-öffentlicher Sitzung zugestimmt.

Gemeinderat steigt in Überlegungen ein

Das Landratsamt Ludwigsburg begründet den Schritt wie folgt: „Der Rückgang der Flüchtlingszahlen ab dem Jahr 2017 ist der Hauptgrund für die Vertragsauflösung.“ Zwar steigen die Zugangszahlen laut Landratsamtssprecher Andreas Fritz seit vergangenem Herbst wieder. „Der Landkreis hat sich aber dennoch für eine Rückgabe entschieden, da der Umbau beziehungsweise die Sanierung des Objektes sehr aufwendig und teuer wäre und das Gebäude damit auch nicht kurzfristig für die Flüchtlingsunterbringung zur Verfügung steht.“

Nun stellt sich also die Frage, was die Stadtverwaltung Großbottwar mit dem Haus plant. Eine Antwort darauf gibt es noch nicht – Gedanken darüber möchten sich die Entscheidungsträger aber bald machen. „Wir werden überlegen, was wir machen könnten, und mit dem Thema auch in eine der nächsten Sitzungen des Gemeinderats gehen. Das wird der nächste Schritt sein“, sagt Ralf Zimmermann. Es gebe nach dem jetzigem Stand zwei Möglichkeiten: Entweder die Stadt nimmt selbst viel Geld in die Hand und lässt das marode Haus umfangreich sanieren. Oder sie veräußert es an einen Investor. Ein recht großer Handlungsspielraum scheint jedenfalls gegeben, denn unter Denkmalschutz steht das Gebäude nicht.